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02.09.2024

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Die Ideenphase von Science4Life

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Digitale Lösungen und High-Tech Ideen: Die Gewinner der Ideenphase 2020

22.11.2019

Mit der Prämierung der besten Geschäftsideen aus den Branchen Life Sciences, Chemie und Energie fand die erste Phase des Science4Life Businessplan-Wettbewerbs 2020 ihren Höhepunkt. Bei der Veranstaltung, die am Abend des 22. November in Frankfurt stattfand, konnten die acht Gewinnerteams den ersten großen Schritt zum eigenen Unternehmen realisieren. Es ist keine einfache Aufgabe, der sich die Science4Life-Experten Jahr für Jahr gegenübersehen. Schon zum 23. Mal prüften sie innovative Geschäftsideen aus der Life Sciences-, Chemie- und Energiebranche hinsichtlich ihres Geschäftspotenzials und der Umsetzbarkeit am Markt. Aus 88 Einsendungen wurden auch in dieser Wettbewerbsrunde die fünf besten Einreichungen aus den Branchen Life Sciences und Chemie im Rahmen der Ideenphase des Science4Life Venture Cup gewählt. Hinzu kommen die drei besten Geschäftsideen aus dem Energiebereich, die im Rahmen der Ideenphase des Science4Life Energy Cup prämiert wurden. Digitale Lösungen bereicherten den Wettbewerb Besonders die Öffnung des Wettbewerbs für digitale Ideen aus den genannten Branchen wurde in diesem Jahr gut aufgenommen. „Bei rund einem Drittel der Einreichungen sind digitale Lösungen eine Schlüsselkomponente. Zum Beispiel neuartige therapeutische Ansätze unter Nutzung von Virtual Reality oder der Einsatz von künstlicher Intelligenz in der Diagnostik.“ so Dr. Karl-Heinz Baringhaus, der administrative Leiter für Forschung und Entwicklung der Sanofi-Aventis Deutschland GmbH. Auch im Bereich Energie beeindruckten die angehenden Gründer mit ihren digitalen Lösungsansätzen: „Die Teilnehmer haben viele qualitativ hochwertige Geschäftsideen eingereicht, beispielsweise zum Einsatz von Blockchain im Bereich der Energiewirtschaft oder zur Nutzung von Künstlicher Intelligenz bei der Steuerung von Stromnetzen. Solche Innovationen können zukünftig wesentliche Beiträge zur Energiewende liefern.“, erklärt Jens Krüger, Vertreter des Hessischen Wirtschaftsministeriums. Geballtes Expertenwissen für die Teilnehmer der Ideenphase Die Teilnahme an der Ideenphase des Science4Life Businessplan-Wettbewerb lohnte sich nicht nur für die acht Gewinnerteams. Im Rahmen des ersten Science4Life Academy-Day bekamen die besten 30 Teams der Ideenphase die Möglichkeit, vom Branchenwissen und Insider Know-how der Science4Life-Experten zu profitieren. Im Vorfeld der Prämierung trafen die Start-ups auf Experten aus den unterschiedlichsten Bereichen. Von Finanzierung über Marketing bis hin zum Thema Recht wurden sämtliche gründungsrelevante Themen in Coachings und gemeinsamen Diskussionsrunden behandelt. Dieser Wissensaustausch soll den Grundstein für die weitere Unternehmensentwicklung legen. Mit jeweils 500 Euro Preisgeld wurden dann schließlich die acht Gewinnerteams der Ideenphase ausgezeichnet. Die Gewinnerteams der Ideenphase des Science4Life Venture Cup In den Bereichen Life Sciences und Chemie durfte sich zunächst das Team von ALOVA aus Darmstadt freuen. Mit ihrer Technologie für Smartphones und andere Mobilfunkanwendungen möchten sie die moderne Datenübertragung revolutionieren. Die Gründer der Dermagnostix aus München nutzen die molekulare Diagnostik, um Hautkrankheiten sicher und schnell zu diagnostizieren und zu spezifizieren. Eine Lösung für bisher nicht behandelbare Krankheiten entwickelt das Team von ProSion aus Köln: Ihre innovativen chemischen Bausteine adressieren eine Reihe von Zellfehlfunktionen und sollen bald von Hochschulen und Unternehmen genutzt werden, um neue Medikamente zu entwickeln. Bei der Schlüsselloch-Chirurgie geht es darum, minimalinvasive Operationen durchzuführen. Surgical Audio Guidance – SurAG aus Magdeburg möchte diese Operationstechnik noch verbessern. Ihre Technologie „lauscht“ am chirurgischen Instrument und nutzt die akustischen Informationen, um die Chirurgie noch präziser und sicherer zu machen. Das Dresdner Team von Zellekt hat das Ziel, die Zelltrennung zu vereinfachen und für einen breiten therapeutischen Einsatz verfügbar zu machen. Patienteneigene Zellen, die für personalisierte Therapien benötigt werden, können mit ihrer Technologie effizient, automatisiert und kostengünstig gewonnen werden. Die drei besten Start-ups der Ideenphase des Science4Life Energy Cup Unter den Einreichungen aus dem Bereich Energie durften sich drei Teams besonders freuen: Hydrogel-Wärmespeicher aus Frankfurt begeisterte die Experten mit ihrer Entdeckung eines Materials, das Wärme effizienter als bisherige Systeme speichert. Ihr Produkt benötigt außerdem weniger Platz. Die Möglichkeiten der Digitalisierung nutzt die Qantic GmbH aus Berlin. Ihr Q-System, ein Steuerungsalgorithmus, funktioniert auf Basis Künstlicher Intelligenz und ermöglicht es, Energiesysteme präzise abzubilden. Dadurch lassen sich nicht nur Kosten sparen, auch CO2-Emissionen werden reduziert und der Nutzungsanteil erneuerbarer Energien erhöht sich. Einen neuartigen, elektromechanischen Antrieb für die industrielle Automation entwickelt das Team von Smela – Smarte elektrische Antriebe Ihr Antrieb ist die kompakteste Alternative zu konventionellen Lösungen und spart mehr als 75 Prozent an Energie und bis zu 80 Prozent an Bauraum. Nach der Ideenphase ist vor der Konzeptphase  Die Prämierung der besten Teams der Ideenphase war nur die erste Etappe des Science4Life Businessplan-Wettbewerbs 2020. Wir freuen uns, junge Gründerteams auch weiterhin auf ihrem Weg zu unterstützen und mit der anstehenden Konzeptphase den nächsten Abschnitt dieser gemeinsamen Reise einzuläuten. Die Geschäftskonzepte können ab sofort online unter www.science4life.de eingereicht werden, Einsendeschluss ist der 17. Januar 2020. Teilnehmen können alle Start-ups aus den Branchen Life Sciences, Chemie und Energie, unabhängig davon, ob sie bereits an der Ideenphase teilgenommen haben oder neu in den Wettbewerb einsteigen möchten.

Die gesammelten Erfahrungen sind es definitiv wert – Ein Gastbeitrag von Science4Life-Alumni Sulfotools

15.10.2019

Das Chemie-Startup Sulfotools hat es geschafft, die Herstellung von Peptiden umweltfreundlicher und günstiger zu machen. Mit dieser Idee nahm das Team 2015 erfolgreich bei Science4Life teil, durchlief alle drei Phasen und belegte schließlich den 2. Platz in der Businessplanphase. Jetzt nimmt sich Mitgründerin Christina Uth die Zeit und erzählt, wie es nach Science4Life mit ihrem Start-up weiterging und welchen Herausforderungen sie in der Chemiebranche gegenübertreten musste. Am Anfang war die Idee Als ich mein Chemie-Studium angefangen habe, wäre mir nie in den Sinn gekommen, einmal ein eigenes Start-up zu gründen. Während meines Studiums erhielt ich spannende Einblicke in die verschiedensten chemischen Vorgänge und schließlich promovierte ich in der Bio-Chemie. Dadurch stieß ich immer wieder auf unterschiedliche Biomoleküle, vor allem auf Peptide, deren Inhaltstoffe häufig in Therapeutika, Kosmetika oder Nahrungsergänzungsmitteln vorzufinden sind. Das Problem dabei: Die Herstellung dieser Peptide ist nicht nur mit hohen Kosten verbunden, sie ist auch extrem belastend für die Umwelt. Denn Peptide konnten bis vor Kurzem nur mithilfe von riesigen Mengen an giftigen, organischen Lösungsmitteln hergestellt werden, welche von der Europäischen Chemikalienverordnung REACH als besonders besorgniserregend eingestuft werden. Das wollten wir mit Sulfotools ändern. Meinem Kollegen und Studienfreund Sascha Knauer und mir gelang es schließlich 2014 ein neues Verfahren zu entwickeln: die Clean Peptide Technology. Durch diesen Prozess ist es möglich, die giftigen organischen Lösungsmittel gegen Wasser auszutauschen und die Peptide-Herstellung somit nicht nur umweltfreundlicher zu machen, sondern auch die Kosten zu reduzieren. Science4Life kam genau zum richtigen Zeitpunkt Nun hatten wir zwar ein Produkt, von dem wir beide sehr überzeugt waren, wussten aber nicht, was wir damit anstellen sollten – bis wir von Science4Life erfahren haben. Mit viel Motivation, einer fabelhaften Idee und doch relativ wenig Ahnung von Businessplänen nahmen wir schließlich beim Science4Life Venture Cup 2015 teil und wurden nicht enttäuscht. Wir durchliefen alle drei Phasen, von der Ideenphase über die Konzeptphase bis hin zur Businessplanphase. In jeder einzelnen Phase bekamen wir Feedback, konnten unser Kontaktnetzwerk erweitern und an spannenden Workshops teilnehmen. Experten aus den unterschiedlichsten Bereichen, wie zum Beispiel Unternehmer oder Anwälte, standen uns mit Rat und Tat zur Seite und ermöglichten es uns, unsere Vorstellungen in die Tat umzusetzen. Der Grundstein für Sulfotools war gelegt Nachdem wir den zweiten Platz in der dritten, letzten und damit wichtigsten Phase des Wettbewerbs belegten, konnten wir unsere Clean Peptide Technology noch weiter an die Öffentlichkeit tragen und unsere Bekanntheit steigern. Durch Science4Life veränderte sich schließlich vieles ins Positive. Die Clean Peptide Technology wurde patentiert, unser Businessplan stand und so gründeten wir schließlich 2016 die Sulfotools GmbH. Drei Jahre und weitere Förderungen später sind wir gerade dabei, unsere Investorenrunde abzuschließen. Außerdem hoffen wir Anfang des nächsten Jahres, die Bausteine der Clean Peptide Technology auf den Markt zu bringen. Das Gründen war nicht einfach, denn es gab viele Höhen und Tiefen, die wir meistern mussten. Doch unser Durchhaltevermögen hat sich definitiv gelohnt. Wir konnten ein Netzwerk aus Kontakten knüpfen, lernten Investoren erfolgreich zu überzeugen und mit Rückschlägen umzugehen. Diese Erfahrungen machen uns schließlich zu dem Unternehmen, welches wir heute sind. Jeder Anfang beginnt mit einem Versuch Im Laufe meines Werdegangs entdeckte ich immer wieder eine sehr konservative Seite an der Chemie-Branche. Oft brauchte es viel Überzeugungsarbeit, um einen neuen Fortschritt zu erzielen. Da es deutlich weniger Frauen als Männer in dieser Branche gibt, sind Gründerinnen eines eigenen Start-ups umso seltener. Meiner Meinung nach sollten wir Frauen uns zukünftig mehr zutrauen und den Weg gehen, welchen wir für richtig halten. Wenn die Idee stimmt und die Überzeugung da ist, ist es zumindest einen Versuch wert, sein Bestes zu geben. Allerdings muss sich jeder aktiv dazu entscheiden und sich bewusst sein, was auf einen zukommt. Das gilt nicht nur für Frauen. Tipps von Christina Uth: Du hast eine innovative Idee, die den Bereichen Life Sciences, Chemie oder Energie einen Fortschritt bringen würde, kennst Dich aber mit der Umsetzung nicht aus? Bewirb Dich mit Deinem Team beim Businessplan-Wettbewerb von Science4Life. Startet gleich in der Ideenphase, haltet Euch an den Leidfaden und nehmt Euch das Feedback der Experten zu Herzen. Fangt früh an nach Investoren zu suchen und vor allem: habt Durchhaltevermögen. Die Rückschläge werden kommen, doch diese ermöglichen es Euch, viel zu lernen und Erfahrung zu sammeln.

Jeder große Erfolg entsteht durch eine kleine Idee – Warum der Science4Life Businessplan-Wettbewerb das Richtige für Dich ist

02.10.2019

Ein Start-up aufzubauen ist nicht gerade leicht, vor allem, wenn man darin keine Erfahrung hat. Es braucht viel Durchhaltevermögen, noch mehr Selbstvertrauen und eine Menge Überzeugung vom eigenen Produkt. Doch ist der Glaube an die eigene Idee und den Erfolg da, ist der Grundstein so gut wie gelegt. Wie jede Branche, suchen auch die Bereiche Life Sciences, Chemie und Energie immer wieder nach Innovationen. Um Gründer aus diesen Branchen zu unterstützen, wurde der Science4Life Businessplan-Wettbewerb ins Leben gerufen. So kann die Innovationskraft dieser zukunftsträchtigen Branchen vorangetrieben werden. Mit Science4Life zum Erfolg Viele Start-ups werden auf Basis von zufällig entstandenen Entdeckungen gegründet. Beim Gespräch mit Freunden, während eines Spaziergangs oder beim Straßenbahn fahren. Besonders in den naturwissenschaftlichen Bereichen werden Innovationen oft durch Zufallsexperimente entdeckt. Was also tun, wenn die Idee stimmt, es aber an der Umsetzung hapert? Dann ist Science4Life genau der richtige Ansprechpartner. Mit dem Science4Life Buisnessplan-Wettbewerb hat es sich die Gründerinitiative zur Aufgabe gemacht, Gründern eine helfende Hand zu reichen und sie auf ihrem Weg zum eigenen Start-up zu unterstützen. Durch ein breites Angebot an Webinaren, konstruktiven Feedbacks und den Zugang zu einem Netzwerk aus über 300 Experten aus den verschiedensten Bereichen, ist eine individuelle Förderung jedes Teams möglich. Von der Idee zum fertigen Businessplan Der Wettbewerb ist in drei verschiedene Phasen aufgeteilt. Warum? Damit die unterschiedlichen Projekte der einzelnen Teams je nach Bedarf gefördert werden können. Hat ein Start-up z. B. bereits ihre Geschäftsidee skizziert, benötigt aber noch Hilfe bei der Ausarbeitung des Geschäftskonzepts, kann die Teilnahme auch erst zur zweiten Phase beginnen. Allerdings ist es empfehlenswert, alle drei Phasen zu durchlaufen und somit den gesamten Weg bis zur Gründung von der Unterstützung durch Branchenexperten zu profitieren. Die erste Phase ist die Ideenphase. Hier können sich alle diejenigen bewerben, die bereits eine Geschäftsidee haben, sich bei der Umsetzung aber noch unsicher sind. Im Rahmen einer dreiseitigen Ideenskizze sollen die Geschäftsidee und das daraus entstehende Produkt beschrieben werden. Auf dieser Basis prüfen die Science4Life-Experten die Idee hinsichtlich der Umsetzbarkeit auf dem Markt. In der zweiten Phase – der Konzeptphase – stehen die Branchenexperten den Teams bei der Formulierung des Geschäftskonzepts mit Rat und Tat zur Seite. Das gibt den Teams die Möglichkeit, sofortige Rückmeldung über ihr Geschäftsvorhaben zu bekommen und die eigene Strategie rechtzeitig anzupassen. Die dritte und wichtigste Phase ist die Businessplanphase. In dieser letzten Phase des Wettbewerbs erarbeitet jedes Gründerteam einen professionellen Businessplan. Die in der Konzeptphase noch nicht bedachten Bereiche werden ergänzt und mithilfe von Branchenexperten erweitert. Nach jeder dieser Runden erhalten die Teams individuelles Feedback und Verbesserungsvorschläge. Der Vorteil für Gründerteams bei Science4Life Ihr steht am Anfang der Entwicklung eurer Idee und wisst nicht so recht weiter? Kein Problem, ihr seid nicht die Einzigen. Viele Teams, die beim Science4Life Businessplan-Wettbewerb teilgenommen haben, standen vor ihrer Teilnahme auch erst am Beginn ihrer Reise. Die Sulfotools GmbH beispielsweise stieß durch ein Zufallsexperiment auf die chemischen Bausteine, die später die Grundlage ihrer Geschäftsidee waren. Nachdem sie diese patentiert hatten, gab es noch eine Reihe offener Fragen, auf die sie keine Antworten hatten. Wie sollte ein umfassendes Geschäftskonzept aussehen und wie erarbeitet man einen Businessplan, der potenzielle Investoren überzeugt? Motiviert und mit großer Passion für das eigene Produkt durchliefen die Gründer der späteren Sulfotools GmbH schließlich alle drei Phasen des Science4Life Businessplan-Wettbewerbs und belegten sogar den 2. Platz in der Endrunde. Heute hat das Start-up bereits mehrere Förderungen erhalten und ist gerade dabei, die erste Investorenrunde erfolgreich abzuschließen. Die gesammelten Erfahrungen, das erlernte Wissen und die individuellen Feedbacks machen Science4Life zum perfekten Unterstützer für Gründer aus den Bereichen Life Sciences, Chemie und Energie. Egal ob gerade erst die Geschäftsidee entwickelt wird, bereits das Konzept fertig gestellt ist oder der Businessplan erstellt wird, jeder mit einer innovativen Idee kann teilnehmen. Allen Gründerteams bietet der Wettbewerb die Chance, sich zu entwickeln und zu wachsen. Durch ein neues Netz aus Kontakten, professionellem Feedback von Experten und neu dazugewonnenem Wissen sind alle Weichen gestellt, um euer Produkt schließlich gut vorbereitet auf den Markt zu bringen. Aller Anfang ist schwer, doch mit einer Teilnahme beim Science4Life-Businessplan-Wettbewerb wird euch der Start definitiv erleichtert.

Frauen in der Wissenschaft: Interview mit Dr. Verena Schöwel von MyoPax

10.09.2019

Eine regenerative Therapie gegen Muskelschwund zu entwickeln, ist eine herausfordernde Aufgabe. Das Team von MyoPax hat sich aber genau das zum Ziel gesetzt, um Menschen mit bisher unheilbaren Muskelkrankheiten zu helfen. Wie die Therapie funktioniert, erzählt Dr. Verena Schöwel aus dem MyoPax-Team. Wir haben sie auch nach Ihren Erfahrungen als Frau in der Wissenschaft und nach den Herausforderungen der Arbeit in der Medizinbranche gefragt. Wie war Ihr beruflicher Werdegang? Ich habe relativ früh beschlossen, Medizin studieren zu wollen – mit dem Berufsziel Ärztin. Innerhalb meines Studiums habe ich meine Doktorarbeit in der klinischen Pharmakologie an der Universität Heidelberg absolviert. Nach meinem Abschluss bin ich an der Charité erstmals Prof. Dr. Simone Spuler begegnet, die mich in die Welt des Skelettmuskels eingeführt hat. Ich habe von ihr lernen dürfen, Krankheiten in diesem Bereich zu diagnostizieren. Das ist eine mehrere Fachdisziplinen übergreifende Aufgabe und viele dieser Krankheiten sind selten und kausal nicht therapierbar. Deshalb ist es wichtig, die Betroffenen kontinuierlich in speziell qualifizierten Zentren zu begleiten. In dieser Zeit habe ich auch geforscht, um verschiedene Therapieansätze zu evaluieren. Vor drei Jahren habe ich die Möglichkeit bekommen, an der Entwicklung eines neuen Zelltherapeutikums mitzuwirken und habe mich dafür in einem MBA Studium mit Themen der Gesundheitsökonomie eingehender befasst. Was ist das Ziel Ihrer Forschung? Wir entwickeln eine zelluläre Therapie gegen Muskelschwund. Muskelschwund ist die Folge verschiedenster Erkrankungen und führt zu den unterschiedlichsten Symptomen: Man kann nicht mehr gehen, seine Hände nicht mehr bewegen oder nicht mehr selbstständig atmen. Vielleicht wird man auch inkontinent. Patienten können ihre Selbstständigkeit verlieren und in einigen Fällen auch früh an den Folgen versterben. Bisher ist Muskelschwund nicht therapierbar. Jedoch haben Muskeln einen klaren Vorteil: Sie besitzen ihre eigenen Stammzellen, mit deren Hilfe sich Muskeln bis ins hohe Alter immer wieder aufbauen. Meine Kollegen haben eine Technologie entwickelt, die es ermöglicht, aus Muskelgewebsbiopsien Muskelstammzellen so zu isolieren und sozu vermehren, dass sie ihr regeneratives Potenzial beibehalten. Wenn man diese Zellen ins Gewebe zurücktransplantiert, bauen sie effektiv Muskel auf. Diese Technologie wollen wir mit MyoPax nutzen. Wie weit sind Sie schon in Ihrer Forschung? Ein Muskelstammzellenprodukt, wie wir es entwickeln, fällt in einen sehr spezifischen Bereich von Arzneimitteln: den Advanced Therapy Medicinal Product (ATMP). Das ist eine relativ neue Gruppe von Arzneimitteln, die Zellen, Gewebe oder Gentechnologie umfasst. Sie unterliegt eigenen Regularien. Bisher wurden nur 13 Arzneimittel dieser Art in der EU zugelassen. Bevor wir Muskelstammzellen tatsächlich in einer klinischen Studie, und somit im menschlichen Körper verwenden dürfen, müssen verschiedenste Voraussetzungen erfüllt werden. Das betrifft zum einen die Herstellung der Zellen, zum anderen muss die Wirkung und Sicherheit nachgewiesen werden. In genau diesem Stadium befinden wir uns aktuell. Wir erwarten, dass wir 2021 die erste klinische Studie beginnen können. Die Wirksamkeit der Zellen haben wir bereits im Tiermodell nachgewiesen. In wenigen Wochen startet die präklinische Sicherheitsprüfung. Die pharmazeutische Herstellung können wir schon gewährleisten und wollen damit zeitnah einen ersten Nutzen für Patienten schaffen. Bei Patienten mit progressiven Muskelkrankheiten gehen durch den fortschreitenden Muskelabbau ihre eigenen Stammzellen unwiederbringlich verloren. Dieser Patientengruppe möchten wir jetzt schon die Möglichkeit bieten, ihre Stammzellen für die individualisierte Therapieentwicklung und eine mögliche zukünftige therapeutische Verwendung langfristig zu sichern. Wir streben deshalb zeitnah die Etablierung einer arzneimittelkonformen Gewebebank für humanen Muskel an. Welche weiteren Hürden mussten Sie während dieser Arbeit überwinden? Es geht um seltene Krankheiten und eine zellbasierte, patientenspezifische Therapiemöglichkeit. Außerdem handelt es sich um zunächst kleine Absatzmärkte und eine teure, nicht den klassischen Gesetzmäßigkeiten folgende Therapieentwicklung. Da ist es wirklich nicht trivial, eine geeignete Finanzierung auf die Beine zu stellen. Diese intermediäre Phase zwischen Forschung und klinischer Produktentwicklung wird ohnehin gerne als „Valley of death“ bezeichnet. Da sind wir jedes Mal dankbar, wenn wir eine solche Hürde überwunden haben, denn die Schwierigkeit gehört gleichzeitig zum Erfolg. Von wem wurden Sie unterstützt? Wir arbeiten an der Arzneimittelentwicklung innerhalb der Universitätsklinik in Berlin, der Charité, und des Max-Delbrück-Centrums, einem Forschungsinstitut der Helmholtz Gemeinschaft. Beide Institute haben eigene Technologietransfers, eine gemeinsame translationsfördernde Einrichtung, das Berlin Institute of Health und eine sehr gewinnbringende Initiative namens Spark. Auch die Helmholtz Gemeinschaft selbst bietet hilfreiche transferorientierte Förderinstrumente. Aktuell darf ich Teil der Initiative Helmholtz Enterprisesein, die es mir erlaubt, innerhalb des Instituts über Gründungsthemen zu lernen, an einer Geschäftsmodellentwicklung, Strategie und Finanzierung zu arbeiten. Auch zahlreiche externe Personen, die wir im Verlauf haben kennenlernen dürfen, begleiten uns mittlerweile auf unserem Weg. Wir haben von ihnen viel Feedback und Tipps erhalten. Dazu zählen auch die Erfahrungen aus dem Science4Life Wettbewerb. Was waren Ihre Erfahrungen mit Science4Life? Wir haben in der letzten Runde 2018/19 an der Ideenphase und der Konzeptphase teilgenommen. In beiden Phasen hatten wir die Chance, bei den entsprechenden Veranstaltungen dabei zu sein. Insgesamt waren drei Aspekte für uns besonders hilfreich: Erstens stellt Science4Life einen äußeren Rahmen für die Businessplanerarbeitung, der strukturiert und zeitlich diszipliniert. Zweitens haben wir viel konstruktives Feedback nach den Einreichungen von den Gutachtern erhalten. Drittens haben wir bei den Veranstaltungen daran arbeiten können, unsere Idee prägnant vorzustellen. Eine wirklich schöne Erfahrung war es, dass wir so viele Entrepreneure im Life Science Bereich kennengelernt haben. Mit dem Science4Life Preis für unser Geschäftskonzept ausgezeichnet worden zu sein, motiviert ganz klar. Die Teilnahme lohnt sich und ich würde es auch unbedingt weiterempfehlen. Es hilft dabei, sein Konzept zu überprüfen und an der eigenen Strategie und Argumentation zu arbeiten. Dies ist gerade bei komplexen Themen im Life Science Bereich wichtig. Wie waren Ihre Erfahrungen, als Frau in der Wissenschaft durchzustarten? Ichhabe bisher persönlich als Frau keine von außen gemachten Nachteile erfahren. Vor dem Kinderkriegen in frühen Berufsjahren sehe ich sowieso keine Chancenunterschiede in meiner Generation. Tatsächlich gibt es mittlerweile viele Förderprogramme, die sogar ausschließlich darauf abzielen, Frauen zu stärken. Besonders die Medizinbranche muss sich immer mehr auf die Bedürfnisse von Frauen einstellen, da sie mittlerweile den erheblichen Teil der Studienabsolventen ausmachen. Trotzdem haben Frauen Nachteile, nämlich dann, wenn Kinder ins Spiel kommen. Gleich mit dem positiven Schwangerschaftstest können sie plötzlich manche Tätigkeiten nicht mehr ausüben, beispielsweise im Labor nicht mehr mit bestimmten Substanzen arbeiten. Nach der Schwangerschaft folgen mindestens der Mutterschutz, oft noch weitere Monate der Elternzeit. Natürlich sind diese von der Gesellschaft ermöglichten Familienphasen eine echte Errungenschaft (auch für Väter!), aber es stellt gleichzeitig auch einen Bruch in der beruflichen Laufbahn dar. Um einen solchen Bruch zu überwinden, braucht man den richtigen Partner und berufliche Hilfestellung. Ich habe schon früh in meinem Berufsleben meine Chefin Simone Spuler kennengelernt, die mich dabei immer unterstützt und vor allem auch gefordert hat. Ein Vorteil in der Wissenschaft ist in jedem Fall, dass man sich sehr stark beruflich involvieren, ehrgeizig sein Ziel verfolgen kann und gleichzeitig etwas flexibler in der zeitlichen Einteilung ist. Welche Tipps haben Sie an angehende GründerInnen? Ich weiß nicht, ob ich schon Tipps geben kann. Wir arbeiten konzentriert an unserem Ziel, aus einem innovativen Forschungsergebnis einen Nutzen für den Patienten zu entwickeln. Wichtig scheint mir, dass man immer wieder sein Vorgehen mit anderen diskutiert und aufs Neue überprüft. Auch fachfremde Perspektiven sind hier hilfreich, gerade je detaillierter und komplexer ein Thema. Zudem ist es essentiell, die langfristige Strategie im Kopf zu behalten. Die Zeitspannen bei einer Therapieentwicklung sind enorm lang. Man stellt früh wichtige Weichen. Fehler können erst in ein paar Jahren zu Tage kommen und sind dann vielleicht nur noch schwer korrigierbar. Davor habe ich Respekt. Dabei, das Ganze vom Ende her zu denken, helfen auch Initiativen wie Science4Life. Man lernt komplexe Dinge zu strukturieren und Kernmaßnahmen herauszuarbeiten.   Über Dr. Verena Schöwel: Dr. Verena Schöwel ist Ärztin und Forscherin am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin und der Berliner Universitätsklinik Charité in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Simone Spuler. Das Team von MyoPax arbeitet an regenerativen Therapien gegen Muskelschwund, um bislang unheilbare Muskelkrankheiten behandeln zu können. Der Eintritt in eine klinische Studie ist für 2021 geplant. Außerdem hat das Forscherteam das Ziel, bei genetisch bedingten Muskelkrankheiten in patientenspezifischen Muskelstammzellen den individuellen Gendefekt zu reparieren, um mit diesen Zellen neues gesundes Gewebe aufbauen zu können. Durch den zeitnahen Aufbau der MyoPax-Gewebebank soll heute schon Muskelgewebe von Patienten mit einer fortschreitenden Muskelkrankheit arzneimittelgerecht aufbereitet und so lange aufbewahrt werden, bis diese Zellen in einem Therapieverfahren verwendet werden können.

Warum eine gute Idee alleine nicht ausreicht: Interview mit Science4Life Experte Jörg Diehl

29.08.2019

Am 1. September 2019 startet Science4Life mit der Ideenphase in die neue Wettbewerbsrunde. Gründer aus den Bereichen Life Sciences, Chemie und Energie können ihre Produkte, Dienstleistungen oder digitalen Geschäftsideen in Form einer Ideenskizze einreichen. Aber was macht eine gute Idee aus und welche Inhalte sind für die Ideenskizze besonders wichtig? Diese Frage kann wohl kaum jemand besser beantworten, als einer der Experten aus dem Science4Life-Netzwerk. Deshalb haben wir mit Jörg Diehl von der Crowdinvesting Plattform aescuvest besprochen, wie Start-ups in der Ideenphase richtig punkten können. Als Gutachter in der Ideenphase weiß er genau, worauf es ankommt. Herr Diehl, warum haben Sie sich entschieden, als Experte bei Science4Life mitzuwirken? Ich kümmere mich bei aescuvest um den Dealflow und bin daher immer auf der Suche nach interessanten Start-ups aus der Medizinwirtschaft. Der Science4Life Venture Cup ist einer der wichtigsten Wettbewerbe der Branche in Deutschland und es gibt jedes Jahr eine große Zahl an Bewerbern. Durch meine Tätigkeit bin ich immer auf der Suche nach interessanten, innovativen Unternehmen aus der Gesundheitsbranche. Deshalb ist es besonders wichtig, ein Gefühl dafür zu bekommen, was sich in diesem Bereich gerade tut sowie einen guten Überblick über die gesamte Start-up Szene in diesem Bereich zu erhalten. Gutachtertätigkeiten bei Wettbewerben wie dem Science4Life Venture Cup helfen mir dabei sehr. Außerdem bringe ich natürlich sehr gerne meine Kenntnisse ein und teile sie als Gutachter mit den Start-ups bei Science4Life. Ich informiere sie auch gerne über Finanzierungsalternativen, die zur Verfügung stehen. Wie erkennen Sie eine erfolgversprechende Idee? Mich begeistern Ideen, die innovativ sind und die sich durch einen besonderen USP von den Ideen anderer Wettbewerber unterscheiden. Wenn dann noch erkennbar ist, dass die Gründer ein gutes Gefühl dafür haben, wie man eine solche Idee umsetzen und erfolgreich an den Markt bringen kann, weckt das besonders mein Interesse. Hierzu gehören Themen wie Intellectual Property (IP), Zertifizierung, Kostenübernahme durch Krankenkassen, etc. Woran merken Sie, dass eine Idee zum Scheitern verurteilt ist? Besonders im Bereich der Medizinwirtschaft ist es dringend erforderlich, dass sich Gründer mit der Regulierung, Zertifizierung und IP befassen. Die Gesundheitsbranche ist hochreguliert. Werden diese Themen also nicht beachtet, können auch die besten Ideen schon früh scheitern. Auch wenn eine Idee komplett am Markt vorbei entwickelt wurde und es sich nicht erschließt, wie man hiermit jemals Geld verdienen kann, wird es schwierig, diese umzusetzen, in ein erfolgreiches Geschäftsmodell zu überführen und an den Markt zu bringen. Hatten Sie schon einmal den Fall, dass Sie einer Idee keine besonders großen Chancen prognostiziert haben und dann überrascht wurden, als sie erfolgreich umgesetzt wurde? Auf jeden Fall ist dies bereits vorgekommen. Manche Ideen und Geschäftsmodelle sind sehr speziell und man kann einfach nicht alle spezifischen Marktsegmente gleich gut kennen. Somit kommt es schon vor, dass man die Potentiale für ein solches Unternehmen unterschätzt. Es freut mich dann besonders, wenn ich sehe, wie sich solche Unternehmen weiterentwickeln und erfolgreich an den Markt gebracht werden. Aus derartigen Erfahrungen lerne ich dann und kann dies in meinen zukünftigen Entscheidungen berücksichtigen. Sie gehören zum Team der Crowdvesting Plattform aescuvest. Inwiefern helfen Ihnen Ihre dabei gesammelten Erfahrungen als Juror in der Ideenphase? aescuvest ist eine digitale Finanzierungsplattform für Unternehmen aus der Gesundheitswirtschaft in Deutschland und jetzt auch die erste digitale Finanzierungs-Plattform in der gesamten EU. Wir informieren ein weitreichendes Netzwerk an Health-Care-Professionals zu den jeweiligen Finanzierungskampagnen. Mit EIT Health, einer Körperschaft der EU, als engem Partner bin ich bei branchenrelevanten Events in ganz Europa vertreten und komme mit sehr vielen Start-ups und Scale-ups aus der gesamten EU in Kontakt. In meiner Tätigkeit begleite ich Start-ups vom Erstkontakt, über die Einreichung in unserem digitalen Bewerbungstool, bis hin zum Feedback durch unser Investment Committee. Ich sehe hunderte von Bewerbungen und Start-up Pitches und bekomme somit einen guten Eindruck, welche Trends sich am Markt gerade abzeichnen, welche Themen sehr beliebt sind und wie sich daraus innovative Geschäftsmodelle entwickeln, die auf den Markt drängen. Durch unsere derzeitige Skalierung in den gesamten EU-Markt ergibt sich ein guter Marktüberblick auch über die Grenzen Deutschlands hinaus. In den letzten Jahren haben wir bereits zahlreiche Start-ups aus der Gesundheitswirtschaft erfolgreich finanziert. Dadurch konnte ich ein Gefühl dafür entwickeln, auf welche Dinge Investoren besonders achten. Diese Erfahrungen helfen mir dabei, Start-ups aus dem Science4Life Venture Cup aus Investorensicht zu begutachten und entsprechendes Feedback – besonders zu den Themen Markt und Wettbewerb – zu geben. Was macht Ihrer Meinung nach einen guten Gründer bzw. ein gutes Gründerteam aus? Es ist natürlich wichtig, dass ein Gründer das nötige fachliche Know-how mitbringt. Er muss aber auch in der Lage sein, ein komplementäres Team zusammen zu stellen, damit im Unternehmen Kompetenzen aus den Bereichen Operations, Marketing und Vertrieb sowie Finanzen und Controling vorhanden sind. Ein Team, welches zum Beispiel zu 100 Prozent aus Ingenieuren besteht, beeindruckt sicher durch fachliche Kompetenz. Es erschliesst sich aber nicht unbedingt, wie ein tolles, innovatives Produkt auf den Markt gebracht werden soll, bzw. wie man sicherstellt, dass das Unternehmen mit der Zeit auch profitabel arbeitet. Sehr wichtig ist für mich natürlich auch, dass die Gründer für Ihre Geschäftsidee brennen und wissen was sie tun. Welche Punkte der Ideenskizze sind am wichtigsten und warum? Neben der Idee sind die Punkte Team und Markt/Wettbewerb für mich entscheidend. Hier zeigt sich, ob die Gründer in der Lage sind, eine Idee umzusetzen und sie mit einem schlüssigen Geschäftsmodell an den Markt zu bringen. Oft beschreiben Gründer lediglich, wie toll die Idee ist. Wie man diese umsetzen, an den Markt bringen und damit Geld verdienen will, wird jedoch oft vernachlässigt. Das finde ich sehr schade, denn diese Punkte zeigen mir, dass sich die Gründer bereits mit der ganzen Thematik umfassend befasst haben. Wichtig ist also auf jeden Fall ein schlüssiges Geschäftsmodell und eine Go-to-market Strategie. In der Ideenphase müssen diese Punkte nicht im Detail beschrieben werden, es sollte aber bereits erkennbar sein, dass die Gründer sich entsprechende Gedanken gemacht haben. Welche Idee ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben? Ich bin inzwischen im fünften Jahr bei Science4Life als Experte im Einsatz und habe in meinem beruflichen Umfeld hunderte von Ideen und Start-up Pitches gesehen. Da fällt es wirklich schwer, sich an Einzelne zu erinnern. Besonders schön ist es natürlich, wenn sich Teams von der Ideen- über die Konzept- bis zur Businessplanphase im Science4Life Wettbewerb bewegen und man tatsächlich sehen kann, wie das Feedback aus früheren Phasen inzwischen umgesetzt wurde und die Qualität der Einreichungen immer besser wird! Welchen Tipp möchten Sie zukünftigen Gründern mit auf den Weg geben? Besonders bei der Beschreibung der Idee verlieren sich Gründer oft in Details, so dass es für Außenstehende und Laien oft schwer wird, diese zu verstehen. Ich empfehle hier auf jeden Fall, die eigentliche Geschäftsidee kurz und prägnant in zwei bis drei kurzen Sätzen gleich am Anfang dieses Abschnitts zu schildern – und zwar so, dass auch ein Laie die Idee verstehen und leicht nachvollziehen kann! Danach kann man immer noch darauf aufbauen und weiter ins Detail gehen. In der Beschreibung des Teams ist klar, dass man in der Ideenphase noch nicht über ein komplettes Team verfügen kann. Man sollte aber bestehende Lücken ansprechen und darstellen, wie man sie mit der Zeit füllen möchte. Oft wird vergessen, dass man mit einer innovativen Idee auch Geld verdienen möchte. Ich kann Gründern nur dazu raten, anzusprechen, wie man aus der Idee ein schlüssiges Geschäftsmodell herleiten und mit einer passenden Go-to-Market Strategie auch an den Markt gehen will. Dabei sollten folgende Fragen beantwortet werden: Wer sind die Kunden? Welche Herausforderungen sind mit einem Markteintritt verbunden? Wurden Themen wie Zertifizierung, IP und Regulierung bedacht? Über Jörg Diehl Jörg Diehl ist Gründungsgesellschafter und Head of Business Development bei der Crowdvesting Plattform aescuvest, die sich auf Unternehmen aus der Gesundheitswirtschaft fokussiert. Zudem ist er als Mitglied im Vorstand beim Bundesverband Crowdfunding e.V. auf Bundes- und Landesebene im politischen Umfeld aktiv und vertritt aescuvest in weiteren Verbänden wie dem Business Angels Netzwerk Deutschland e.V., dem Bundesverband Deutsche Startups e.V. und dem Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften. Er ist Gutachter beim Businessplanwettbewerb Medizinwirtschaft und als Jury-Mitglied für EXIST Potenziale vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie berufen. Jörg Diehl zählt zum Science4Life-Experten-Netzwerk und fungiert unter anderem als Gutachter.

Platz 1 des Science4Life Venture Cup 2019: Interview mit mediaire

07.08.2019

Das Team der mediaire GmbH hat eine Software entwickelt, die die Befundung von neurodegenerativen Erkrankungen wie Multipler Sklerose verbessern soll. Sie arbeitet mit Hilfe einer künstlichen Intelligenz und lässt sich nahtlos in den Workflow innerhalb einer Praxis integrieren. Mit dieser Idee sicherte sich das Team den ersten Platz des Science4Life Venture Cup 2019. Wir haben mit Dr. Andreas Lemke von mediaire über die Idee und das Leben als Gründer gesprochen. Wie ist die Idee zu mediaire entstanden und wann wusstet Ihr, dass ein Unternehmen daraus wird? Die Idee ist bei einem unserer damaligen Kunden und jetzigen Mitgründer entstanden. Er hat mir erklärt, dass er sich unbedingt eine automatisierte Auswertung der Gehirnregionen seiner Patienten wünscht. Das geschieht auf Basis von MRT-Bildern, die bei ihm lokal in seiner Praxis installiert sind. Ein paar Monate später funktionierte der erste Prototyp bei ihm in der Praxis. Außerdem hatten wir dann noch eine Anfrage eines weiteren Radiologen, der auch Mitgründer werden wollte. Da wusste ich, dass hier einiges an Potenzial steckt. Was waren die größten Hürden, die Du auf dem Weg zur Gründung überwinden musstest? Die Anfangsphase mit einem begrenzten Budget und einem kleinen Team war definitiv die schwierigste Zeit. Man muss sich um alle Themen gleichzeitig kümmern und weiß nicht wohin die Reise geht. Was waren die größten Fehler, die Du bisher gemacht hast und was hast Du aus diesen gelernt? In meinem letzten Start-up haben wir bei der Finanzierung und der Produktentwicklung einiges gemacht, was ich heute anders angehen würde. Bei mediaire lief bisher eigentlich alles sehr gut – fast zu gut. Vielleicht hätten wir in der Anfangsphase noch mehr Entwickler gebraucht, aber das sind nur Nuancen der Verbesserung. Wie war die Teilnahme bei Science4Life für Euch? Was habt Ihr mitgenommen? Die Teilnahme bei Science4Life war eine große Ehre und krasse Erfahrung. In den vier Tagen, die wir gemeinsam mit anderen Teams an verschiedensten Themen gearbeitet haben, waren der Druck und die Arbeitslast sehr hoch. Das hat uns aber letztendlich noch mehr zusammengeschweißt und man hat sich am Ende wie in einer Familie gefühlt. Die Arbeit an der perfekten Präsentation mit zwei individuellen Trainern habe ich in dieser Form auch noch nie erlebt.  Was war bisher Euer schönster Moment bzw. Euer größter Erfolg als Start-up? Der größte Erfolg war sicherlich die bestandene Zertifizierung zum Medizinprodukt, nach zweitägiger Begutachtung. Bei der anschließenden Feier kann ich mich nicht mehr an alle Details erinnern *lacht*. Wie sorgt Ihr bei Eurem Team für gute Stimmung? Das Wichtigste ist, dass man gemeinsam interessante Projekte angeht und jeder weiß, welchen Einfluss die eigene Arbeit auf das Unternehmen und das Produkt hat. Darüber hinaus versuchen wir große Erfolge gemeinsam, entweder durch Team-Events wie GoKart-Fahren oder gemeinsame Feierabendveranstaltungen, zu feiern. Für das leibliche Wohl muss natürlich auch gesorgt werden, sonst kann es bei zu langer Abstinenz von Kaffee, kühlen Getränken oder Obst schnell zu Streik kommen. Hast Du noch einen Tipp für andere Gründer? Ja und zwar sich frühzeitig auf den Kunden in der Produktentwicklung konzentrieren und immer wieder das Produkt nach diesen Feedbacks anpassen. Der zweite wichtige Punkt ist frühzeitig eine klare Finanzierungsstrategie zu haben. Wenn man mit seinem Produkt direkt Kunden adressiert und Umsätze generieren will, kann man eventuell auch auf externe Finanzierungsquellen verzichten. Das ist aber in vielen sehr forschungsintensiven Technologien kaum möglich.   Über Dr. Andreas Lemke: Dr. Andreas Lemke hat 2011 im Bereich der MRT-Bildgebung promoviert und sammelte anschließend Erfahrungen als Experte für die Anwendung von Machine Learning Modellen. 2015 war er Mitgründer des Start-ups HQ Imaging GmbH, bevor er 2018 die mediaire GmbH mitgründete. Das Team der mediaire GmbH sicherte sich den ersten Platz im Science4Life Venture Cup 2019.  

Platz 2 des Science4Life Venture Cup 2019: Interview mit Phytoprove Pflanzenanalytik

19.07.2019

Wie ist die Idee zu Phytoprove entstanden und wann wussten Sie, dass daraus ein Unternehmen wird? Wir forschen seit über zehn Jahren gemeinsam an der Anpassung von Pflanzen an extreme Bedingungen wie Hitze, Kälte, Trockenheit und Nährstoffmangel. Trotz dieser Erfahrung sahen die Pflanzen im eigenen Garten, durchaus auch Nutzpflanzen, in der Regel nicht optimal versorgt aus. Also hatten wir die Idee, basierend auf den Messmethoden im Labor, handliche Geräte zu entwickeln, die jeder zur Beurteilung des Dünge- und Wasserstatus von Pflanzen benutzen kann. Uns war auch sofort klar, dass wir hierfür ein Unternehmen gründen wollen. Erklären Sie bitte kurz Ihr Produkt und seinen Nutzen.   Sowohl professionelle Gemüsebauer, Gärtner und Grünflächenämter, als auch private Anwender wie Hobby- und Kleingärtner, Stichwort Urban Gardening, werden unsere Geräte nutzen können, um schnell und einfach den Gesundheits- und Versorgungszustand ihrer Pflanzen zu prüfen. Die Handhabung ist einfach und die Anzeige erfolgt über eine App auf dem Smartphone. Mit der Nutzung unseres Produktes kann der Kunde seine Pflanzen bedarfsgerecht düngen und wässern. Dadurch spart er Ressourcen, Geld und schont dabei noch die Umwelt, weil eine Überdüngung vermieden wird. Wann wird Ihr Produkt auf den Markt kommen?  Zurzeit entwickeln wir den Prototyp und die erste Auswerte-App. Wir rechnen damit, dass wir mit unserem Produkt Anfang 2021 am Markt sein werden. Welche Hürden hatten Sie bei und nach der Gründung zu überwinden? Dank eines EXIST-Gründerstipendiums hatten wir zunächst Zeit, unsere Ideen zu durchdenken und auszuformulieren. Am Ende hatte unser Geschäftsplan eine echte Evolution hinter sich. Die größte Hürde lag aber noch vor uns, nämlich die erste Finanzierung des Vorhabens. Wir haben schnell festgestellt, dass wir immer nach unseren Umsätzen gefragt wurden, die wir natürlich als neu gegründetes Start-up noch nicht vorweisen können. Wie haben Sie die Teilnahme bei Science4Life empfunden? Was nehmen Sie mit? Die Teilnahme am Science4Life Venture Cup war sehr intensiv und lehrreich, vor allem, was die Überarbeitung unseres Businessplans angeht. Die Sitzungen mit unserem Coach kurz vor der Einreichung unseres Businessplans waren unglaublich wertvoll. Die ersten fünf Gewinnerteams hatten ja einen gemeinsamen Unternehmerworkshop in Rüdesheim. Diese drei Tage mit dem Science4Life-Team, den Coaches und den anderen Gründerteams waren sehr motivierend, es war eine tolle Stimmung und für uns auch inhaltlich von großem Wert. Was wir mitnehmen? Außer der positiven Erfahrung nehmen wir die wertvolle Gewissheit mit, Teil eines unglaublichen Netzwerks aus kreativen, dynamischen und äußerst sympathischen Menschen geworden zu sein. Ihr Team zählte in diesem Jahr zu den Teilnehmern mit der meisten Lebenserfahrung. Bemerken Sie im Vergleich zu den jüngeren Startups Unterschiede in der Arbeitsweise oder im Denken? In der Tat haben wir von unserer Lebenserfahrung profitiert. Das hat sich so geäußert, dass wir in jeder Situation ruhig bleiben konnten, sowohl bei den Ups als auch den Downs, die es ja immer gibt. Wir hatten immer die Gewissheit, dass es für uns auch bei einem Scheitern des Projekts gut weitergeht. Worauf sind Sie besonders stolz? Was war Ihr schönster Moment als Start-up? Der schönste Moment war der Anruf von Frau Christiane Wohlers von Science4Life, deren erste Worte „Herzlichen Glückwunsch“ waren. Und zwar dazu, dass wir unter den ersten Fünf des Businessplan-Wettbewerbs sind. Die Freude war groß! Stolz sind wir auf das, was wir bisher erreicht haben und dass wir jetzt in der Phase sind, in der wir unsere Idee in ein Produkt umsetzen und natürlich auf den zweiten Platz bei Science4 Life. Was hätten Sie gerne gewusst, bevor Sie gegründet haben? Wir hätten vorher gerne gewusst, wie es wirklich um die Start-up-Finanzierung steht und welche Bedingungen für Finanzierungen aus öffentlicher Hand tatsächlich erfüllt sein müssen. Wo sehen Sie Ihr Unternehmen in fünf Jahren?  In fünf Jahren wollen wir den Weltmarkt bedienen. Auch unser Produkt, das wir für das Precision Farming, also für die Anwendung in der Landwirtschaft, weiterentwickelt haben, soll dann erhältlich sein. Bis dahin wird unser Team um mindestens fünf Mitarbeiter oder Mitarbeiterinnen erweitert sein.   Über das Team der Phytoprove Pflanzenanalytik UG: Daniel Weber ist Diplombiologe und Einzelhandelskaufmann. Er war fünf Jahre Geschäftsführer einer Textilhandelsgesellschaft sowie Handelsreisender. Als Mitarbeiter in Forschungsprojekten bringt er über zehn Jahre Erfahrung in der biophysikalischen Erfassung und Bewertung von Leistungsparametern und der Stressphysiologie von Pflanzen mit. Er führte parallel bis 2017 freiberuflich seine auf Auftragsforschung und Beratung spezialisierte Firma DW-Biomonitoring. Thomas Berberich leitet seit 2010 das molekularbiologische Laborzentrum des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums (SBiK-F), ist promovierter Diplombiologe, hat sich im Fach Botanik habilitiert und forscht auf dem Gebiet der molekularen Pflanzenphysiologie. Er bringt seine internationale Erfahrung als Projektleiter ein und hat die wissenschaftliche Leitung im Unternehmen übernommen. Beim Science4Life Venture Cup 2019 sicherte sich das Team der Phytoprove Pflanzenanalytik UG den zweiten Platz in der Businessplanphase.

Interview mit Julian Nast-Kolb von Cliniserve

04.07.2019

Wie ist die Idee für Ihr Unternehmen entstanden? Quirin Körner, Jaakko Nurkka und ich haben uns beim Center for Digital Technology and Management (CDTM) in München kennengelernt. Das CDTM ist eine Kooperation der LMU und TU München und bietet ein Innovationszusatzstudium an. Es werden jedes Semester 25 Studenten aus einem großen, interdisziplinären Bewerberpool ausgesucht und diese arbeiten dann gemeinsam an einem Innovationsprojekt. Wir drei Gründer hatten sehr unterschiedliche Hintergründe, haben uns im Rahmen des Programms aber schnell angefreundet und durch gemeinsame Projekte gemerkt, dass wir uns als Team perfekt ergänzen. Während des gemeinsamen Auslandssemesters in Berkeley haben wir dann beschlossen zu gründen. Wir sind ohne Idee gestartet und haben uns deshalb als nächstes auf die Ideensuche begeben. Zum einen wollten wir in ein Feld gehen, in dem wir für jeden einzelnen Nutzer einen spürbaren Mehrwert generieren können. Zum anderen wollten wir in einem Bereich arbeiten, in dem man lange an einem Produkt entwickeln kann. Das hat sich in der Pflege erfüllt. Vor allem, weil der Bereich einen enormen Nachholbedarf in der Digitalisierung hat. Man kann schnell einen großen Mehrwert generieren und hat ein praktisch unerschöpfliches Potential an Neuerungen, die man in sein Produkt einfließen lassen kann. In welchen Bereichen der Pflege findet Ihr Produkt Anwendung? Prinzipiell konzentrieren wir uns auf die stationäre Pflege, insbesondere in Krankenhäusern. Wir befinden uns aber auch schon in Gesprächen mit Reha- und Altenpflegeeinrichtungen, da die Herausforderungen dort ähnlich sind, anders als im ambulanten Bereich. Wir haben zudem auch schon andere Prozesse neben der Pflege miteingeschlossen. Zum Beispiel wollen wir auch die Kommunikation mit dem OP, dem Transportdienst oder dem Reinigungspersonal verbessern und die einzelnen Prozesse automatisiert steuern. Wir binden aber aktuell bewusst keine Mediziner mit ein, da dies ein komplett anderes Feld mit anderen Anforderungen ist. Wie funktioniert Ihr Produkt? Zu Beginn unserer Gründung haben wir den roten Notfallknopf durch ein digitales Angebot ergänzt. Der Patient hat durch uns die Möglichkeit von seinem eigenen Smartphone aus mit dem Pflegepersonal zu kommunizieren. So können dann beispielsweise Anfragen nach einem Glas Wasser gestellt werden. Die App teilt dies dann einem passenden Mitarbeiter zu. So bekommt die Pflege nur die für sie passenden Aufgaben zugeteilt. Alles andere wird automatisch an das Servicepersonal weitergeleitet. Dadurch spart sich jeder Mitarbeiter einen doppelten Laufweg. Inzwischen haben wir diese Idee weiterentwickelt. So ermöglichen wir eine direktere Kommunikation zwischen den einzelnen Mitarbeitern. Wir haben einen flexiblen Aufgabendialog, mit dem wir auch gewisse Logistikprozesse ansprechen können. Was sind Ihre zukünftigen Ziele? Wir wollen den Personaleinsatz verbessern. Bisher arbeiten alle nach festen Schichten und nicht nach tatsächlicher Belastung. Dieses Modell wird in Zukunft, im Hinblick auf den Pflegeengpass, nicht mehr funktionieren. Daher wollen wir flexiblere Schichtmodelle ermöglichen, so dass Mitarbeiter verstärkt nach ihren Präferenzen und für auf sie angepasste Aufgaben eingesetzt werden können. Um in diesem Bereich einfacher einsteigen zu können, schauen wir uns das Thema Ausfallmanagement an. Wir wollen über sofort definierte Aufgaben dafür sorgen, dass der Ersatz nach einem Ausfall viel schneller und ohne lange Erklärungen arbeiten kann. Kann Ihr Produkt dem Pflegenotstand in Deutschland entgegenwirken? Ja. Natürlich können wir ihn nicht alleine lösen, aber wir können eine digitale Unterstützung für das Personal bieten. So können wir dazu beitragen einzelne Personen zu entlasten. Dadurch, dass viele Aufgaben über uns delegiert werden, können wir es den Pflegenden zudem ermöglichen, wieder mehr Zeit mit den Patienten zu verbringen und Freude an ihrem Beruf zu finden. Vor welchen Herausforderungen standen Sie bei der Grünung? Auf der Makroebene ist es sehr schwierig als Startup im Gesundheitswesen Geld zu verdienen. Das liegt daran, wie der Markt in Deutschland finanziert ist. Viele Krankenhäuser sind an der Kante zur Profitabilität (oder dem Verlust) und man muss gut argumentieren, um seine Lösung zu verkaufen. Auch wenn diese nachweislich hilft. Das haben wir aber mit der Zeit ganz gut hinbekommen. Eine andere Schwierigkeit, vor allem bei unserer ersten Idee, war, dass wir darauf angewiesen waren, dass sowohl Pflegekräfte als auch Patienten die App nutzen. Gerade ältere Patienten sind oftmals nicht in der Lage ein solches System zu bedienen. Daher mussten wir unser Produkt weiterentwickeln, um auch in Stationen mit alten Patienten einen Mehrwert zu bieten. Eine weitere Hürde entstand durch die Datenschutzverordnung. Wir konnten letztendlich nur deshalb so schnell wachsen, weil wir keine Patientendaten verarbeiten und die Kliniken uns einsetzen können ohne dass wir in ihre IT integrieren müssen. Dies ermöglichen wir durch Pseudonymisierungen. So wissen wir nicht wer der Patient ist, sondern in welchem Bett und Raum er sich befindet, was dem Personal zur Beantwortung von Anfragen und Aufgaben ausreicht. Was war Ihr bisher größtes Erfolgserlebnis? Wir sind kurz vor Abschluss unserer Finanzierungsrunde. Das ist für uns der größte Meilenstein. Ansonsten war es definitiv der Moment, als wir das Produkt zum ersten Mal im Einsatz gesehen haben. Es war sehr schön zu beobachten, wie das Produkt von den Pflegern und den Patienten verwendet wurde. Ansonsten gibt es noch viele kleine Erlebnisse, die wir hatten. Aber es sind dann doch immer die großen Meilensteine, die aus einer Idee ein Unternehmen machen und dann aus einem Gründerunternehmen ein größeres Unternehmen. Was sind Ihre Ziele für die Zukunft? Unser Grundziel war es schon immer ein cooles Unternehmen aufzubauen, dass auch der Gesellschaft etwas zurückgibt. So versuchen wir uns aktiv im Kleinen am Klimaschutz zu beteiligen, beispielsweise durch die Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Verzicht innerhalb Deutschlands zu fliegen. Ansonsten soll es auch einfach Spaß machen bei uns zu arbeiten. Des weiteren wollen wir den Pflegekräften so viel Arbeit, wie nur möglich abnehmen. Konkret wollen wir aufbrechen, wie Pflegekräfte eingesetzt werden, damit mehr Zeit für die Patienten bleibt. Was sind Ihre Tipps für andere Gründer? Alle Aspekte der Gründung müssen gründlich durchdacht und begründet werden. Das ist etwas was man am Anfang gerne vergisst. Ein weiterer Tipp ist, mit möglichst vielen anderen Leuten über die Idee zu sprechen. Denn nur so kann man Feedback bekommen.   Über Julian Nast-Kolb: Julian Nast-Kolb ist einer der Gründer und CEO von Cliniserve. Er ist zuständig für den Vertrieb und die Unternehmensfinanzierung des Start-ups. Cliniserve bietet eine App, die die digitale Kommunikation zwischen Patienten und Pflege verbessert, Aufgaben des Pflegepersonals automatisiert und interne Prozesse steuert. Ziel ist es jeden Mitarbeiter spürbar zu entlasten und ihm wieder mehr Zeit für die Patienten zu geben. Zudem ist das Produkt sicher und verarbeitet keine personenbezogenen Daten der Patienten.

Das sind die Gewinner der Businessplanphase des Science4Life Venture Cup 2019

17.06.2019

Mit der Abschlussprämierung am 17. Juni 2019 ging der Science4Life Venture Cup 2019 zu Ende. In der Hauptverwaltung der Deutschen Bundesbank in Frankfurt wurden die zehn besten Geschäftsmodelle der dritten Wettbewerbsphase ausgezeichnet. Für die Gründerteams aus den Bereichen Life Sciences, Chemie und Energie ist das der Startschuss zum eigenen Unternehmen. Im Bereich Energie wurde außerdem zum dritten Mal der Science4Life Energy Award verliehen. Wir blicken zurück auf einen rundum gelungenen Abend. Von den 76 eingereichten Businessplänen in der dritten Wettbewerbsphase haben es die besten zehn bis ins Finale des Science4Life Venture Cup geschafft. Gemeinsam mit dem besten Businessplan aus dem Bereich Energie haben sich die Köpfe hinter den Geschäftsideen zur Abschlussprämierung in Frankfurt getroffen. Fernsehmoderator und Wissenschaftsjournalist Ingolf Baur führte durch einen Abend voller glücklicher Gewinner und zukunftsträchtiger Geschäftsmodelle. Spannende Gründerteams und ausgefeilte Businesspläne Bereits seit 21 Jahren wird der Science4Life Venture Cup ausgetragen. Jedes Jahr überraschen junge Start-ups erneut mit innovativen Geschäftsmodellen. In der diesjährigen Wettbewerbsrunde schafften besonders viele Teams mit neuen Therapieansätzen und Lösungen im Bereich Medizintechnik den Sprung ins Finale. Dabei konnten neben High-Tech-Ideen auch vermehrt digitale Ansätze die Expertenjury von Science4Life überzeugen. Die Schirmherren des Venture Cup, der Hessische Wirtschaftsstaatssekretär Dr. Philipp Nimmermann und Prof. Dr. Jochen Maas, Geschäftsführer Forschung & Entwicklung von Sanofi in Deutschland, zeigten sich begeistert und betonten die wirtschaftliche und wissenschaftliche Bedeutung von Start-ups. Dr. Markus Pfuhl, Chief Digital Officer bei Viessmann betonte, wie wichtig die Förderung von innovativen Geschäftsmodellen im Energiebereich ist und überreichte vor Ort den von Viessmann und dem Land Hessen gesponserten Energy Award. Die Gewinnerteams des Venture Cup In ihrer Funktion als Schirmherren durften Dr. Nimmermann und Prof. Dr. Maas außerdem die Preise an die Plätze sechs bis zehn überreichen und sie zum Gewinn von jeweils 2.000 Euro beglückwünschen. Zu den Gewinnern zählt die Actome GmbH, die mit ihrer neuen Methode zur Protein-Analyse bei der Entwicklung neuer diagnostischer Verfahren helfen möchte, damit Patienten individueller und besser behandelt werden können. Die implacit GmbH entwickelt eine Software, die eine wirksamere und schonendere Bestrahlung von inoperablen Hirntumoren ermöglicht. Ebenfalls ausgezeichnet wurde die PerioTrap Pharmaceuticals GmbH, die einen neuen Wirkstoff gegen Parodontitis entwickelt hat. Der physiologische Biofilm im Mundraum und im Darm wird durch diese neue Behandlungsstrategie nicht angegriffen. PolyGlyco Biotech GmbH i. Gr. überzeugte mit einem innovativen Therapieansatz zur Behandlung der trockenen, altersabhängigen Makuladegeneration, die häufigste Erblindungsursachebei über 50-jährigen in der westlichen Welt. Das Team von QYOBO konnte sich den Preis mit ihrer Marktplattform für den globalen B2B Markt für Chemikalien und pharmazeutische Wirkstoffe sichern. Ihre eigens entwickelten Algorithmen führen dazu weltweit verstreute Informationen in verschiedenen Sprachen und Formaten vollautomatisiert zusammen. Besonders spannend wurde es dann bei der Prämierung der Plätze fünf bis eins, denn es gab ein Wiedersehen mit den Gewinnerteams des Vorjahres. Als Laudatoren durften die fünf besten Teams aus dem letzten Jahr die diesjährigen Sieger verkünden und ihnen gratulieren. Dabei gaben sie auch einen kurzen Rückblick, wie sich ihre Arbeit im vergangenen Jahr entwickelt hat. Den fünften Platz beim Venture Cup 2019 belegte das Team der Freemotion Systems aus Darmstadt. Ihr „Walkerchair“, ein teilautonomer Rollstuhl mit Rädern und Beinen, bietet Rollstuhlfahrern eine völlig neue Qualität selbstbestimmter barrierefreier Mobilität und Autonomie. Er überwindet jegliche Stufen, Treppen und Schwellen und ermöglicht den Einstieg in Transportmittel aller Art. Platz vier und 3.000 Euro sicherte sich Ebenbuild aus München. Mit Hilfe eines „digitalen Zwillings“ der Lunge optimieren sie die komplizierte Beatmung von Patienten des akuten Atemnotsyndroms. Akute Lungenschäden, die zur hohen Mortalität der Patienten beitragen, können effektiv vermieden werden, die Beatmung wird optimiert. Dadurch überleben Patienten häufiger und erholen sich schneller. Auch das Klinikpersonal wird entlastet und die Behandlungskosten gesenkt. Innovative Start-ups auf dem Siegertreppchen 5.000 Euro und der dritte Platz gehen an YCOR aus Freiburg. Ihre Entwicklung erlaubt eine minimal-invasive Kunstherzimplantation durch eine Verlegung der externen Blutleitung ins Herz und ersetzt damit hochinvasive Operationen. Somit können nicht nur die Risiken dieses Eingriffs gesenkt werden, sondern auch die der fast immer notwendigen Folgebehandlungen. Für den zweiten Platz erhält das Team von Phytoprove Pflanzenanalytik UG aus Frankfurt am Main 10.000 Euro für ihr Gerät zur Früherkennung von Schäden und Mangelernährung an Pflanzen. Mit Hilfe eines optischen Verfahrens bestimmt das Gerät den Düngezustand und die Vitalität von Pflanzen und kann damit den Ertrag steigern und Überdüngung verhindern. Den Science4Life Venture Cup 2019 und damit auch 25.000 Euro sicherte sich die Berliner Mediaire GmbH, die mit ihrer Software die alltägliche Befundung in radiologischen Praxen erleichtern will. Die automatisierte volumetrische Vermessung arbeitet mit einer künstlichen Intelligenz und fügt sich nahtlos in den radiologischen Workflow ein. Der Befund von Erkrankungen wie Multiple Sklerose wird so erleichtert. Die Gewinner des dritten Energy Award „An der Energiewende geht kein Weg vorbei. Sie braucht für ihr Gelingen vor allem Akzeptanz und Begeisterung für die Chancen technologischer Innovationen, die Öffnung für neue Produkte und Dienstleistungen“, weiß Dr. Nimmermann und trifft damit den Nagel auf den Kopf. Mit der Verleihung des Energy Awards soll ein Energie Start-up genau diese Chance bekommen. In der Wettbewerbsrunde 2019 zeichnete Dr. Markus Pfuhl im Namen des Sponsors Viessmann und dem Land Hessen das Team der Koena tec GmbH aus Stuttgart mit dem Spezialpreis Energie aus, der mit 10.000 Euro dotiert ist. Ihre innovative Lösung zur Energiezwischenspeicherung stabilisiert Stromnetze und nutzt im Zeichen der Ressourcenschonung Geräte, die bereits auf dem Markt sind. Diese Geräte werden wirtschaftlicher und umweltfreundlicher und fördern die Einbindung erneuerbarer Energien in Stromnetze. Den Gewinnerteams wünscht auch Prof. Dr. Maas eine erfolgreiche Zukunft: „Zunächst wünsche ich mir, dass die heute prämierten Start-ups in den nächsten Jahren ihren Weg gehen werden und wir die tollen Ideen bald in der Umsetzung sehen werden“. Auch wir freuen uns, den weiteren Werdegang der Start-ups zu verfolgen und eine neue Generation junger Gründer in der nächsten Wettbewerbsphase zu unterstützen. Der Science4Live Venture Cup 2020 startet am 1. September 2019 mit der Ideenphase. Für die kommende Wettbewerbsrunde ist der Fokus neben High-Tech- auch vermehrt auf digitale Ideen gerichtet.