Die Idee steht, der Businessplan ist geschrieben und die Rechtsform ausgewählt. An diesem Punkt stehen viele Start-ups vor einer großen Herausforderung: der Kapitalbeschaffung. Die gute Nachricht: Die Finanzierungsmöglichkeiten sind vielfältig. Um im Dschungel der externen Kapitalgeber durchzublicken, beleuchten wir die verschiedenen Optionen und ihre Vor- und Nachteile.
Deutschland hat eine breite Finanzierungslandschaft: Crowdfunding, Business Angels, Company Builder, Venture Capitalists, Accelerator und Co. sind nur einige Beispiele, die bei der Recherche auftauchen. Als Gründerteam ist es wichtig, sich erst einmal einen Überblick über die verschiedenen Finanzierungsarten zu verschaffen und dann zu entscheiden, welche die richtige ist.
Accelerator
Mittlerweile gibt es in Deutschland eine Vielzahl an Accelerator-Programmen. Meist steckt hinter den Start-up-Förderprogrammen ein Unternehmen, das sich dadurch erhofft, neue Impulse und Produkte zu entdecken und die Digitalisierung voranzutreiben. Die Programme und Bewerbungskriterien sind meist fest definiert. Das Start-up erhält neben finanzieller Förderung – häufig im Gegenzug für Unternehmensanteile – Office Spaces, Mentoring und die Möglichkeit, ein Pilotprojekt beim Unternehmen selbst oder bei einem Netzwerkpartner zu starten. Start-ups sollten sich im Vorfeld genau über die Bedingungen des Accelerators informieren und welche Rechte sie eventuell abtreten müssen. Erst dann sollten sich Gründer für oder gegen eine Teilnahme bei einem solchen Programm entscheiden.
Business Angels
Business Angels beteiligen sich häufig in einer frühen Phase am Unternehmen. Die Investments liegen oft zwischen 25.000 und 250.000 Euro. Im Gegenzug für die finanzielle Unterstützung erhält der Business Angel, ähnlich wie beim Crowdinvesting, Anteile am Unternehmen. Wichtig ist, dass sich Start-ups vorab intensiv über den Business Angel informieren sollten: Investiert er oder sie regelmäßig in Start-ups? Was berichten andere Gründerteams von der Zusammenarbeit? In welcher Branche ist der Business Angel gut vernetzt?
Meist ist es so, dass Business Angels, die nur gelegentlich investieren, länger für eine Entscheidung brauchen. Aktive und professionelle Business Angels schließen hingegen im Schnitt sechs Deals pro Jahr und sind in der Regel entscheidungsfreudiger. Neben der Professionalität sollten Start-ups auch darauf achten, ob sich die Business Angels auf bestimmte Branchen spezialisiert haben und wie die Chemie zwischen den Beteiligten ist. Ein echter Branchenexperte als Business Angel – das ist der Jackpot für Gründerteams. Und wenn man dann noch auf einer Wellenlänge ist, kann man so richtig zusammen durchstarten.
Crowdfunding
Die erste Crowdfunding-Plattform ArtistShare ging 2003 in den USA an den Start. Sie ermöglichte es Musikern ihre neuen Alben durch Fans finanzieren zu lassen. Beim Crowdfunding handelt es sich um eine Finanzierungsform, bei der die „Crowd“, also eine große Gruppe von Menschen, die Finanzierung oder die Teilfinanzierung eines Projekts übernimmt und so die Realisierung unterstützt. Da sich Crowdfunding durch eine möglichst große Zahl an Investoren definiert, wird es oft auch als Schwarmfinanzierung bezeichnet.
Im Internet gibt es viele verschiedene Crowdfunding-Plattformen, auf denen man das eigene Unternehmen anmelden und sein Projekt vorstellen kann. Die wohl bekanntesten Crowdfunding Plattform hier in Deutschland sind Kickstarter und Startnext. Außerdem gibt es nicht nur verschiedene Seiten, sondern auch verschiedene Arten des Crowdfundings:
- Die beliebteste Form des Crowdfundings ist derzeit das reward-based Crowdfunding: Der Unterstützer der Crowdfunding-Kampagne spendet eine gewisse Summe und erhält dafür beispielweise ein Produkt als Dankeschön. Je nach Höhe der Summe unterscheiden sich die Goodie-Pakete.
- Beim equity-based Crowdfunding kaufen die Investoren Firmenanteile und haben somit Mitspracherecht
- Das donation-based Crowdfunding funktioniert wie das reward based, jedoch erhält der Geldgeber keine Gegenleistung, da diese Art des Crowdfundings wie eine Spende funktioniert
- Eine Form von Darlehen ist das lending-based Crowdfunding. Der Geldgeber gibt dem Unternehmen einen Privatkredit, den er zurückgezahlt bekommt
Der große Pluspunkt des Crowdfundings: Das Gründerteam bekommt unmittelbar Feedback, wie die eigene Geschäftsidee ankommt.
Crowdinvesting
Beim Crowdinvesting handelt es sich um eine Mischform der klassischen Unternehmensfinanzierung und dem Crowdfunding. Oft wird Crowdinvesting bei Gründungen eingesetzt – anders als das Crowdfunding, das Unternehmen oft auch später noch als Finanzierungstool für einzelne Projekte verwenden. Eine Gruppe von Personen investiert in das Unternehmen und bekommt im Gegenzug Anteile am späteren Gewinn. Das Besondere dabei ist, dass die Mindestinvestition sehr niedrig und die Hürde eines Investments so relativ gering ist. Auch diese Finanzierungsmöglichkeit läuft wie das Crowdfunding über Online-Plattformen, auf denen nach interessierten Investoren gesucht wird.
Genau wie das Crowfunding ist das Crowdinvesting eine gute Alternative zum klassischen Bankkredit – es werden keine Sicherheiten abgefragt und die Gestaltung der Kampagne und die begleitenden Kommunikationsmaßnahmen kann das Gründerteam selbst in die Hand nehmen. Ein Wehmutstropfen bei dieser Form der Finanzierung ist allerdings, dass die Kontakte und Erfahrungswerte, die ein Investor mitbringt, fehlen.
FFF – Friends, Family and Fools
Zu den größten Fans der eigenen Idee gehören meistens die eigene Familie und Freunde. Darum sind sie auch häufig bereit, in die Geschäftsidee zu investieren. Wer sich für diese Art von Investment entscheidet, sollte sich bewusst sein, dass die größten Fans meist auch tief enttäuscht sind, wenn das Investment in den Sand gesetzt wird. Darum ist es in diesem Fall besonders wichtig, dass man vor Abschluss des Deals gemeinsam mit den zukünftigen Investoren alle Zahlen durchgeht und explizit auf die Risiken hinweist. So können die Liebsten frei und ohne die rosarote Brille entscheiden, ob ein Investment für sie tatsächlich in Frage kommt oder ob sie doch lieber die Finger davon lassen.
Micro-Venture-Capital-Fonds
Bei Micro-Venture-Capital-Fonds handelt es sich um eine Gruppe von Business Angels, die bereit sind, hohe Beträge zu investieren. Die Fonds verwalten meist ein Vermögen zwischen 10 und 25 Millionen Euro und starten mit Kapitalrunden ab 100.000 Euro. Micro-Venture-Capital-Fonds verlangen in der Regel eine Beteiligung zwischen 8 bis 10 Prozent Anteil. Bei Follow-On-Finanzierungen wird dieser dann aufgestockt. Gründer sollten vorab die Investoren der Micro-Venture-Capital-Fonds genau prüfen und analysieren, welche am besten zum Geschäftsvorhaben passen. Denn häufig sind die Business Angels auch zu Anschlussfinanzierungen bereit.
Venture Capital Fonds
Wer viel Kapital einsammeln möchte, sollte Venture-Capital-Fonds genauer unter die Lupe nehmen. Sie haben meist ein Gesamtinvestitionskapital zwischen 50 und 300 Millionen Euro AuM (Assets under Management) und investieren in der Seed-Phase zwischen 500.000 und 2 Millionen Euro. Allerdings sind im Gegenzug die Beteiligungen recht hoch – zwischen 15 und 20 Prozent sollten Start-ups bereit sein, abzugeben.
Kommt diese Form der Finanzierung in Frage, sollten Gründer vorab anfragen, wer der verantwortliche Partner für das Projekt sein könnte. Denn das ist bei großen Fonds nicht immer klar. Wenn der Partner bereits viele Investments betreut, kann es sein, dass es länger dauert, bis er Zeit hat, sich mit einem neuen Case zu beschäftigen. Das kann die Investorensuche unnötig in die Länge ziehen und Ressourcen vergeuden.
Businessplan-Wettbewerb
Wer eine kleine Finanzspritze sucht, aber vor allem Wert auf Expertenwissen und Input zur Geschäftsidee legt, der sollte sich mit dem Thema Wettbewerbe auseinandersetzen. In Deutschland gibt es etliche Ideen- und Businessplan-Wettbewerbe – sowohl themenübergreifend als auch branchenspezifisch. Für jeden Bedarf gibt es hier den passenden Wettbewerb. Die Preisgelder starten bei einigen hundert Euro und gehen hoch bis zu mehreren zehntausenden Euro – ein guter Zuschuss, zum Beispiel für die Gründung einer GmbH.
Der größte deutschlandweite Wettbewerb im Bereich Life Sciences und Chemie ist der Science4Life Venture Cup, den es seit über 20 Jahren gibt. Der Science4Life Energy Cup unterstützt Energie-Startups auf dem Weg zum eigenen Unternehmen. Wie genau Gründerteams von einer Teilnahme profitieren, gibt es hier zum Lesen.