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02.09.2024

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Die Ideenphase von Science4Life

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Interview mit Christiane Wohlers

25.01.2022

Du bist schon seit Jahren fester Bestandteil des Science4Life-Teams. Erkläre doch bitte kurz, was Deine Aufgaben sind. Science4Life steht seit mehr als 20 Jahren für Kontinuität bei der Betreuung von Gründerteams und der Pflege eines weitverzweigten Netzwerks in den Bereichen Life Sciences, Chemie und Energie. Ich bin seit Beginn der Gründerinitiative fester Bestandteil des Teams, dabei liegen meine Schwerpunkte auf der Betreuung unserer Wettbewerbsteilnehmer und auf der Pflege unseres Expertennetzwerks. Das bedeutet, dass ich den Großteil meiner Zeit der persönlichen Kommunikation widme. Darüber hinaus bin ich für das Eventmanagement bei Science4Life zuständig. In diesem Bereich nimmt der Anteil an digitalen Formaten wie Webinaren, online-Events und online-Coaching kontinuierlich zu. Was macht Dir bei Science4Life am meisten Freude? Bei Science4Life hat man das Privileg, sehr viele Start-ups kennenzulernen, die jeweiligen Geschäftsideen zu verstehen und persönliche Kontakte zu den Gründern aufzubauen. Über die letzten Jahre habe ich Kontakte zu hunderten von Unternehmen geknüpft und auch eine Reihe von persönlichen Freundschaften in der „Szene“ aufgebaut. Es ist fantastisch, wenn man die Gelegenheit hat, die Entwicklung von jungen Unternehmen und den Personen dahinter zu verfolgen. Natürlich gibt es dabei nicht nur Erfolgsgeschichten, aber es ist schon beeindruckend, wie konstruktiv viele der Gründer mit Rückschlägen umgehen und was sie alles tun, um wieder zurück auf die Erfolgsspur zu kommen. Am meisten Freude macht es natürlich, wenn man beobachten darf, wie ein Startup wächst und wie aus der Begeisterung für die eigene Idee dann auch messbarer Erfolg wird. Welches Erlebnis in Deiner Zeit bei Science4Life hat Dich am meisten beeindruckt? 2006 haben wir zum ersten Mal eine große Messe für-Start-ups ausgerichtet. Dabei hat mich am meisten beeindruckt, wie lebendig die Atmosphäre auf der Messe war. Das lag daran, wie enthusiastisch die Gründer ihre Unternehmen präsentiert haben und wie offen die Messebesucher für die neuen Ideen und Produkte waren. Daraus haben sich viele konstruktive Gespräche ergeben, die einigen der Startups einen richtigen Entwicklungsschub gegeben haben. So haben wir dazu beigetragen, Erfolgsgeschichten zu schreiben und darauf bin ich noch heute sehr stolz. Was ist Dein Lieblingsformat bei Science4Life ? Mein Lieblingsformat? Das sind ganz klar die Academy-Days der Businessplanphase. Hier hat man über insgesamt vier Tage im Rahmen von verschiedenen Meetings, Coachings und Trainings die Möglichkeit, die Gründer persönlich näher kennenzulernen und sich auszutauschen. Dadurch entsteht eine Vertrauensbasis, Stärken und Schwächen der Geschäftsidee, persönliche Ziele und Wünsche werden offen miteinander geteilt. Das ist für die Teilnehmer eine ganz hervorragende Möglichkeit, auf „neutralem“ Terrain ihre Businesspläne mit erfahrenen Branchenexperten kritisch zu diskutieren und zu hinterfragen. Viele Gründerteams nehmen aus den Diskussionen wichtige Anregungen mit, die dann oft zu einer Überarbeitung ihrer Geschäftsmodelle führt. Aber auch zwischen den Gründerteams entstehen Kontakte, die über die eigentlichen Academy-Days hinaus den Startpunkt für bilaterale geschäftliche Beziehungen bilden. Und last but not least: einige der ehemaligen Wettbewerbsteilnehmer sind so überzeugt von unserem Konzept, dass sie mittlerweile Teil unseres Experten-Netzwerks geworden sind und jungen Gründern als Coaches oder Gutachter zur Verfügung stehen. Welche Veränderungen bemerkst Du im Laufe der Jahre bei den Gründerteams und ihrer Mentalität? Die Gründerteams sind in den letzten Jahren viel professioneller geworden. Das Verständnis, dass es nicht nur um die beste Idee geht, sondern dass damit auch Geld verdient werden muss, hat sich mittlerweile auf breiter Ebene durchgesetzt. Eine Sache ist allerdings unverändert und das ist der Elan und der Enthusiasmus der Gründer. Und das ist gut so, denn ohne diese Eigenschaften wäre eine erfolgreiche Gründung nicht möglich. Wie haben sich die Life Sciences, Chemie und Energie-Branche im Laufe der Jahre verändert? Natürlich sind die Entwicklungen der genannten Branchen aufgrund der unterschiedlichen Produkte, Anwendungen und Märkte sehr unterschiedlich. Einige Beispiele hierfür sind personalisierte Therapeutika, umweltfreundliche Chemie-Rohstoffe oder emissionsarme Maschinen und Anlagen. Trotz der produktbedingten Unterschiede sehen wir aber in allen Branchen einen eindeutigen Trend hin zur Digitalisierung. Erste Schritte zum „Digital Doctor“, „Bio-Informatik“, die Nutzung von künstlicher Intelligenz für die Diagnostik oder IT-basierte Lösungen zur Verbesserung der industriellen Energieeffizienz sind hier nur einige Beispiele. Wir werden sicherlich eine deutliche Zunahme solcher Produkt- und Geschäftsideen in den nächsten Jahren verzeichnen. Wagen wir einen Ausblick: Wo stehen die Branchen Life Sciences, Chemie und Energie in zehn Jahren? Es wird aktuell viel darüber spekuliert, wie sich die genannten Branchen entwickeln werden. Momentan befinden wir uns mitten in einer industriellen Umbruchphase. Energie-, Rohstoff- und Lieferkettenkonzepte werden auf globaler Ebene neu diskutiert. Die Industrie muss nun Antworten finden auf die großen globalen Herausforderungen wie zum Beispiel den Klimawandel, muss aber auch spezifische regionale Unterschiede berücksichtigen wie die demografische Entwicklung in den Industrieländern, die zunehmende Industrialisierung und Urbanisierung in Schwellenländern oder die Lebensmittel- und Medikamentenversorgung in Entwicklungsländern. Um all diese Herausforderungen zu bewältigen, brauchen wir neben gesellschaftlichem und politischem Konsens auch neue technologische Entwicklungen. Es ist zu erwarten, dass regenerative Energien und alternative Mobilitätskonzepte in zunehmendem Maße genutzt werden, dass fossiler Kohlenstoff als Rohstoff für die chemische Industrie durch alternative Kohlenstoffquellen zumindest teilweise ersetzt wird und dass ein besseres Verständnis von biochemischen Prozessen zur Entwicklung neuartiger Therapeutika führen wird. In den genannten Bereichen sind Life Sciences, Chemie und Energie damit im wahrsten Sinn des Wortes Zukunftsbranchen. Warum rätst Du Gründerteams bei Science4Life mitzumachen? Science4Life ist für alle angehenden Gründer eine gute Chance, ihre Produkte oder ihre Dienstleistung kritisch zu diskutieren und ihr Geschäftsmodell auf den Prüfstand zu stellen – unabhängig vom Reifegrad der Unternehmensgründung. Dabei legen wir besonderen Wert darauf, dass unsere Experten branchenspezifisches Wissen haben und über entsprechende berufliche Erfahrungen verfügen. Nur so ist eine fundierte Bewertung der Ideen und der Geschäftsmodelle möglich und ein konstruktives Coaching durchführbar. Science4Life bietet mehr als ein Feedback über das Format und die Vollständigkeit des eingereichten Geschäftskonzepts oder Businessplans. Aufgrund des klaren Branchenfokus kann Science4Life auch inhaltliches Feedback zu Technologie und Markt geben. Das ist der eigentliche Mehrwert, den wir unseren Wettbewerbsteilnehmern bieten und das ist auch der Grund, warum eine Auszeichnung bei Science4Life mittlerweile als Qualitätssiegel bei Investoren und möglichen Geschäftspartnern der Start-ups gilt. Was wünscht Du Dir für die Zukunft von Science4Life? Science4Life hatte schon immer einen Fokus auf die Gründer in seinen Zielbranchen und hat dabei stets flexibel auf sich verändernde Anforderungen reagiert. In der stark technologiegetriebenen Welt der Life Sciences, Chemie und Energie ist der Wandel und die Innovation eine wesentliche Konstante. Startups müssen daher schnell und flexibel auf neue Herausforderungen reagieren und innovative Lösungen entwickeln. In diesem Sinne ist Science4Life vergleichbar mit vielen Start-ups: Ein eingespieltes Team stellt sich kontinuierlich dem Wandel und entwickelt proaktive Lösungen, um Gründerteams bestmögliche Unterstützung zu bieten. Deshalb wünsche ich mir für Science4Life nur eins: weiter so! Du begleitest die Science4Life-Teilnehmer und -Alumni nun schon lange. Was sind Deine Top drei Tipps für alle angehenden Gründer? Die meisten Gründerteams erleben vor, während und nach der Gründung ihrer Start-ups eine Achterbahnfahrt: Ihre Idee oder Technologie erfährt von einer Seite Anerkennung, von anderer Seite aber Ablehnung. Die Teams durchleben Misserfolge und feiern wenig später ihre Erfolge. Frustrationen und Begeisterung wechseln einander regelmäßig ab. Gründer benötigen daher eine Menge positive Energie und Durchhaltevermögen, um ihr Unternehmen zu gründen und ihr Produkt oder ihre Dienstleistung erfolgreich an den Markt zu bringen. Es gibt eine Menge an Tipps, die man Gründern geben kann, um die Klippen von Patent- oder Lizenzverhandlungen zu umschiffen, um Investorengespräche erfolgreich zu bestehen oder um ein Alleinstellungsmerkmal am Markt zu positionieren. Die Details mögen von Startup zu Startup unterschiedlich ausgeprägt sein, aber aus meiner nunmehr fast 25-jährigen Erfahrung in der Hightech-Gründerszene kann ich sagen, dass alle erfolgreichen Start-ups einige wesentliche Charakteristika gemein haben. Daher meine drei Tipps: Team: Zusammenarbeit ist ein wesentliches Erfolgskriterium, deshalb: sprecht offen miteinander, lernt miteinander und voneinander, legt Zuständigkeiten fest und haltet Euch daran, nutzt die unterschiedlichen Stärken im Team. Nur so könnt Ihr die anstehenden Aufgaben erledigen, die Frustrationen bewältigen und die kommenden Erfolge „richtig“ feiern. Enthusiasmus: niemand macht Geschäfte mit Gründern, die nicht an ihr Produkt glauben und es mit Enthusiasmus voranbringen wollen. Wenn Ihr nicht von Eurem Produkt überzeugt seid und Begeisterung versprühen könnt, werdet Ihr Investoren oder Kunden kaum überzeugen. Also bewahrt Euch Euren Enthusiasmus und begeistert Eure Geschäftspartner, nur so könnt Ihr erfolgreich sein. Mut: man braucht Mut, um ein Unternehmen zu gründen. Ihr werdet mit neuen Herausforderungen konfrontiert und Ihr werdet möglicherweise die eine oder andere schwere Zeit durchleben, in der unklar ist, wie es weiter geht. Nur wenn Ihr die nötige Portion Mut und Zuversichtlichkeit habt, werdet Ihr Euer Ziel erreichen. Meine drei Top Tipps sind also: Seid ein echtes Team, bewahrt Euch Euren Enthusiasmus und habt die nötige Portion Mut, um Eure Zukunft zu gestalten. In diesem Sinne wünsche ich allen Gründerteams viel Erfolg!

Interview mit Dr. Jens Atzrodt von Sanofi

10.01.2022

Herr Dr. Atzrodt, was machen Sie beruflich stellen Sie sich bitte kurz vor! Ich bin promovierter Chemiker und seit fast 22 Jahren bei Sanofi und dessen Vorgängerunternehmen tätig. Den überwiegenden Teil meiner beruflichen Laufbahn im Unternehmen habe ich als Wissenschaftler in den Bereichen wie Chemische Entwicklung, Arzneimittelmetabolismus und Pharmakokinetik sowie Medizinische Chemie gearbeitet und für 10 Jahre die Abteilung Isotope Chemistry & Metabolite Synthesis geleitet. Wir haben isotopenmarkierte Wirkstoffkandidaten für die präklinische Forschung hergestellt sowie markierte Substanzen für die Positronen-Emissions-Tomographie und weitere biologische und chemische Komponenten, um spezifischen Forschungsfragen nachzugehen. Eine superspannende Zeit, in der wir auch sehr intensiv mit akademischen Partnern zusammengearbeitet haben, um neue Methoden zur Isotopeneinführung zu erforschen und zu publizieren. Seit 2017 bin ich in meiner jetzigen Position als Operations Director für R&D Germany tätig. Ebenfalls eine sehr abwechslungsreiche Tätigkeit, bei der ich dabei helfe, die globale Forschungs- & Entwicklungs- Strategie von Sanofi lokal umzusetzen. Neben diversen Transformations-projekten koordiniere ich beispielsweise auch einige der externen Engagements von Sanofi R&D in Deutschland und deshalb passt Science4Life auch sehr gut zu meinem Tätigkeitsspektrum.  Wie war Ihr Start bei Science4Life? Ich lerne immer noch jeden Tag dazu, aber es macht mir riesigen Spaß. Das liegt nicht nur an einer spannenden Aufgabe, sondern auch an einem tollen Team und vielen engagierten Menschen, die Science4Life mit viel Hingabe und Leidenschaft gestalten und weiterentwickeln. Das spürt man sofort und das erleichtert den Einstieg enorm; auch wenn der Start Corona-bedingt leider alles andere als normal verlief. Häufig waren Treffen und ein erstes Kennenlernen nur virtuell möglich. Das betraf auch die Ideenprämierung im November, bei der ich zum ersten Mal das Vergnügen hatte zusammen mit Rainer Waldschmidt, meinem geschäftsführenden Vorstandskollegen die Gewinnerinnen und Gewinner auszeichnen zu dürfen. Das Team hatte ganze Arbeit geleistet und mit viel Engagement und Kreativität ein hervorragendes digitales Konzept für die Prämierungsveranstaltung und für begleitende online Webinare und Coachings entwickelt. Das fand ich sehr spannend und ich möchte allen Beteiligten an dieser Stelle noch einmal sehr herzlich für die ausgezeichnete Organisation danken. Dennoch hoffe ich, dass wir die Prämierung in der Konzeptphase oder zumindest für die Businessplan Gewinner wieder als Präsenzveranstaltung machen können. Ich freue mich auf die Atmosphäre einer Life-Prämierung, auf die Freude und die unmittelbaren Reaktionen der Gewinnerinnen und Gewinner und auf die Gespräche am Rande der Veranstaltung. Ich denke insbesondere bei der Vermittlung von Emotionen stößt auch die beste Remote-Technologie an ihre Grenzen. Wie wichtig ist Ihnen persönlich das Thema Gründungsförderung? Sehr wichtig. Es ist eine wichtige Investition in die Zukunft unseres Landes. Die Gründerinnen und Gründer von heute können dabei helfen heutige und zukünftige Herausforderungen zu lösen. Ein gutes Beispiel dafür ist BioNTech. 2008 gegründet, gehören sie heute bereits zu den wichtigsten Akteuren in der Pandemiebekämpfung weltweit. Das sichert Knowhow und Arbeitsplätze für den Wissenschaftsstandort Deutschland. Darüber hinaus mag ich den Spirit und die Motivation mit denen die Start-up Unternehmen ihre Projekte vorantreiben, ich finde es spannend mich mit kreativen neuen Konzepten zu beschäftigen und ich gebe meine Erfahrungen gern an junge Menschen weiter. Aus der Sanofi Perspektive ist Science4Life natürlich auch eine sehr gute Gelegenheit frühzeitig mit den Gründerinnen und Gründern in Kontakt zu treten und innovative neue Ideen kennenzulernen. Dadurch haben sich in den letzten Jahren einige konkrete Kooperationen ergeben bei denen Sanofi mit ehemaligen Science4Life Teilnehmern kooperiert.  Was muss sich Ihrer Meinung nach verändern, um Start-ups aus Life Sciences, Chemie und Energie im internationalen Vergleich noch besser zu fördern? Science4Life hilft den Start-ups in der unmittelbaren Gründungsphase um Ideen, Konzepte und Businesspläne zu optimieren, Geschäftsgrundlagen zu schaffen und Wissen zu vermitteln. Ich denke besonders wertvoll sind dabei das Netzwerk, die Coachingangebote und die 360° Feedbacks, die den Gründern aus ganz unterschiedlichen Perspektiven wertvolle Anregungen geben. Etwas schwieriger wird es später in den weiteren Finanzierungsrunden die notwendigen Mittel zu beschaffen. Wenn man bedenkt, dass die Entwicklung eines neuen Medikaments meistens deutlich >1 Mrd. Euro kostet, dann werden die gewaltigen Dimensionen deutlich. Hier sind uns Länder wie z.B. die USA deutlich voraus. Dort ist es viel einfacher an Risikokapital zu kommen, was eben auch dazu führt das Unternehmen abwandern müssen. Darüber hinaus gibt es in den USA in Bezug auf Gründungen eine andere Fehlerkultur. Nicht jede Idee und nicht jedes Start-up werden erfolgreich sein, aber aus Fehlern lernt man und so werden auch gescheiterte Firmengründungen dort vielmehr als hier als wertvolle Erfahrung gewertet. Wenn Sie jetzt ein Start-up gründen würden: In welchem Bereich wäre das? Meine Expertisen liegen eher in der Pharmaforschung, aber ich glaube die Bedingungen für Neugründungen sind heute auch in anderen Bereichen so gut wie vielleicht noch nie zuvor. Wir stehen enormen Herausforderungen durch die Klimakrise gegenüber, wir müssen die Energiewende und die Dekarbonisierung der Wirtschaft meistern und wir erleben eine Digitalisierungswelle, die alle Lebens- und Arbeitsbereiche betrifft.    Das bedeutet, Themen wie Nachhaltigkeit und Digitalisierung werden zentrale Bestandteile der Firmenstrategie aller erfolgreichen Unternehmen, Prozesse und Aktivitäten müssen dahingehend überdacht und neugestaltet werden. Dafür brauchen wir neue Technologien, neue Geschäftskonzepte und innovative Problemlösungen. Für agile Start-up Unternehmen bieten sich dabei sehr gute Chancen an dieser Entwicklung zu partizipieren und zur Wertschöpfung beizutragen. Das betrifft natürlich auch den Gesundheitssektor. Viele Medikamente insbesondere im Primary Care Bereich werden heute bereits durch Apps, diagnostische Tools oder digitale Devices ergänzt, um dadurch bessere Behandlungsergebnisse für die Patienten zu ermöglichen. Die Arzneimittelforschung wird durch KI-basierte Forschungsansätze und Studiendesigns effizienter, neue Targets werden durch KI unterstütze molekularbiologische Methoden sogenannte Omics Data Science Lösungen identifiziert und völlig neuartige Modalitäten erlauben eine zunehmend personalisierte patientenzentrische Behandlung von Erkrankungen. In all diesen Bereichen arbeiten etablierte Pharmaunternehmen zunehmend sehr erfolgreich mit Start-ups und Biotechs zusammen.

Lösungen für die Umwelt und ein digitales Gesundheitswesen – das sind die Gewinner der Ideenphase 2022

26.11.2021

Mit der Prämierung der besten Ideen aus Life Sciences, Chemie und Energie hat die Ideenphase von Sceince4Life ihren Höhepunkt erreicht. Wie verändern sich die Branchen und welche Innovationen haben beim Science4Life Venture Cup und Sciene4Life Energy Cup überzeugt? Die Life Sciences, Chemie und Energiebranche befinden sich im Umbruch. Mehr und mehr liefern digitale Ansätze echte Mehrwerte und ermöglichen es, den aktuellen Herausforderungen mit datengetriebenen Lösungen zu begegnen. Vor allem Start-ups und junge Gründerteams haben das Potenzial der Digitalisierung erkannt und wissen es in zukunftsträchtige Geschäftsmodelle umzusetzen. Das zeigte sich in der diesjährigen Ideenphase mehr denn je, denn über die Hälfte aller 105 Einreichungen hat ein digitales Geschäftsmodell – das ist Rekord in 24 Jahren Science4Life. Auch über datengetriebene Ideen hinaus haben die Start-ups der Ideenphase die Zukunft im Blick. Ob umweltfreundliche Alternativen aus der Chemie, neue Lösungen für die Energiewende oder innovative Ansätze in der Medizin – unsere Start-ups gründen für eine bessere Zukunft und nicht als Selbstzweck. Die diesjährigen Innovationen in Life Sciences und Chemie Beim Science4Life Venture Cup überzeugte das Team von Cell2Green aus Rostock mit ihrem grünen Ersatz für Kunststoff: Die biologisch basierten und abbaubaren Cellulosefolien sind eine umweltfreundliche Alternative für die Verpackungsindustrie. DNTOX aus Düsseldorf bietet mit seiner tierversuchsfreien und auf menschlichen Zellen basierenden Analyse eine kostengünstige Alternative zu Tierversuchen. Sie wird eingesetzt, um die Sicherheit von Chemikalien für die Entwicklung des frühkindlichen Gehirns zu untersuchen. Ein neues Textil aus Hanffasern entwickelt das Team hinter LOVR aus Darmstadt: LOVR ist lederähnlich, ohne Plastik, vegan und reststoffbasiert. Mit memodio entwickelt das gleichnamige Team aus Potsdam die weltweit erste therapeutische App zur Demenzprävention auf Basis eines evidenzbasierten und individualisierbaren Therapieprogramms. Hinter dem RooWalk aus Berlin steckt eine persönliche Geschichte: Die 5-jährige Nichte von Mitgründer Benjamin Pardowitz lebt seit ihrer Geburt mit Zerebralparese – die vom Team entwickelte elektrisch unterstützte Gehhilfe ermöglicht und fördert die erweiterte Bewegungsfähigkeit von Kindern mit körperlichen Einschränkungen. Die Gewinner der Ideenphase des Science4Life Energy Cup Unter den Einreichungen beim Science4Life Energy Cup wurden die Teams von BioCore, der everyone energy und KD Pumpen prämiert. BioCore aus Garching nutzt Biogas um die unstete Stromversorgung aus Wind- und Sonnenenergie auszugleichen und zu speichern und ermöglicht erstmals wirtschaftlich darstellbar negative Treibhausgasemissionen im Großmaßstab. everyone energy aus Berlin hilft dabei, Tausende neue Energiewende- Projekte zu realisieren, indem Endverbraucher und Lösungsanbieter durch vollautomatisierte Energieberatung gezielt zusammengebracht werden. Das Team von KD Pumpen aus Balve und Dortmund entwickelt ressourcenschonende Pumpentechnik für die Umwelt- und Entsorgungsindustrie. Dank patentierter Technologie und Predictive Maintenance kann der Lebenszyklus von Pumpen um 300 bis 600 Prozent verlängert und der Wirkungsgrad um bis zu 30 % gesteigert werden. Die besten Teams trafen sich auch in diesem Jahr zum digitalen Academy Day. In kleiner Runde hatten sie die Möglichkeit, ihre aktuellen Fragen und Herausforderungen mit Branchenexperten zu diskutieren und von der Erfahrung aus den Themen Recht, Marketing und weiteren gründungsrelevanten Themen zu profitieren. Start der Konzeptphase: Bewerbt Euch bis zum 14. Januar 2022! Ab sofort beginnt die Konzeptphase des Science4Life Venture Cup und des Science4Life Energy Cup. Ihr möchtet Euer Geschäftsmodell auf den Prüfstand stellen und von der Sceince4Life Academy profitieren? Dann meldet Euch an und reicht Euer Geschäftskonzept oder Read Deck bis 14. Januar 2022 online unter www.science4life.de ein. Alle Gründerteams aus Life Sciences, Chemie und Energie sind eingeladen – unabhängig davon, ob sie bereits an der Ideenphase teilgenommen haben.

Innovative Ideen, fehlendes Kapital? Ein Blick auf Deutschlands MedTech Start-ups

17.11.2021

Deutschland ist der größte Standort für Medizintechnik innerhalb Europas und die Branche befindet sich im technologischen Umbruch. Digitale Lösungen wie Telemedizin oder Künstliche Intelligenz (KI) erschließen neue Potenziale, doch es mangelt es vor allem in der deutschen Start-up-Szene an Risikokapital. Wo liegen die Chancen und Hürden? Die MedTech-Branche zählt zu den innovativsten Branchen in Deutschland und verzeichnet ein enormes Wachstum. Nach Schätzungen des Bundesgesundheitsministeriums fallen rund 400.000 verschiedene Produkte für Chirurgie, Diagnostik, OP-Material und vieles mehr in diesen Bereich. Dabei werden klassische Lösungen stetig um digitale Systeme und datengetriebene Modelle erweitert: Die Auswertung und Nutzung von Gesundheitsdaten ermöglicht es beispielsweise, genauere Diagnosen zu erhalten, eine bessere Präventivmedizin zu gewährleisten oder Krankheitsverläufe vorherzusagen. Eine positive Entwicklung, die sich auch im Science4Life Businessplan-Wettbewerb widerspiegelt: Zunehmend entwickeln junge Start-ups Lösungen, die auf KI oder Daten basieren und die MedTech-Branche nachhaltig transformieren. Telemedizin: Trend in der MedTech Branche Besonders zu Beginn der Corona-Pandemie hieß die Devise: Zuhause bleiben. Auch die MedTech Branche hat sich entsprechend angepasst, denn vor allem die Telemedizin erlebte einen richtigen Aufschwung. Während sich der Trend schon länger abgezeichnet hat, waren vor allem Videochats mit dem Arzt besonders stark gefragt. Insbesondere in ländlichen Regionen ermöglicht eine digitale Sprechstunde auch über die Pandemie hinaus eine bessere medizinische Versorgung, denn Menschen erhalten einfach von Zuhause aus Zugang zu in der Stadt angesiedelten Spezialisten. Darüber hinaus liefern Telecare-Produkte auch neue Lösungen im Zusammenhang mit der demografischen Entwicklung in Deutschland. Hier hilft MedTech, den Bedürfnissen einer steigenden Anzahl an älteren und multimorbiden Menschen gerecht zu werden. Über Wearables oder digitale Plattformen kann der Gesundheitszustand dauerhaft überwacht werden – auch Informationen wie der Blutzuckerwert, Blutdruck oder der Puls können zum Beispiel über Armbänder oder Manschetten gemessen werden. So ist in Notsituationen sofortige Hilfe möglich, denn Pflegeanbieter erhalten einen Alarm und können unmittelbar reagieren. Daten als Basis für MedTech Lösungen Auch im MedTech-Bereich ist es vor allem die Digitalisierung, die neue Entwicklungen begünstigt. Das ergibt sich daraus, dass immer mehr High-Tech Geräte in der Lage sind, Daten zu sammeln – diese Daten können dann im nächsten Schritt aufbereitet, ausgewertet und zur Entwicklung neuer datengetriebener Lösungen eingesetzt werden. Ob digitale Therapie oder KI-gestützte Diagnostik – das Ziel der Datennutzung liegt immer darin, neue Erkenntnisse zu gewinnen und Patienten zu helfen. Rückschlüsse auf Einzelpersonen sind hierbei nicht möglich, denn die Daten werden anonymisiert gespeichert und sind nur ab einem gewissen Volumen auch aussagekräftig. Erst mit einer ausreichenden Datengrundlage können dann Lösungen entwickelt werden, die es beispielsweise ermöglichen, Krankheiten frühzeitig zu erkennen, Verläufe vorherzusagen und Gegenmaßnahmen zu treffen. Auch weitere Anwendungsmöglichkeiten existieren bereits oder befinden sich in der Entwicklung – reproduzierfähige 3D-Modelle von Gewebe oder Organen, Nanotechnologie, Epigenetik oder Quantum Computing schreiten immer weiter voran. Simulationsumgebungen durch IoMT Ein weiterer Trend im MedTech-Bereich liegt in der intelligenten Vernetzung verschiedener medizinischer Geräte. In diesem Internet of Medical Things (IoMT) können Geräte intelligent miteinander kommunizieren und MedTech-Unternehmen neue Potenziale erschließend. Die technische Voraussetzung dazu liegt neben entsprechender Hardware vor allem auch im Einsatz passender Software-Lösungen, die mit allen Geräten – unabhängig vom Hersteller – funktionieren. Auch hier werden große Mengen an Daten generiert. Diese können dann entweder zu Analysezwecken eingesetzt werden oder genutzt werden, um möglichst realitätsnahe Simulationsumgebungen zu schaffen. Solche Umgebungen ermöglichen es beispielsweise, eine Operation zu simulieren, verschiedene Szenarien durchzuspielen und Komplikationen schon vorab in einer virtuellen Umgebung zu entdecken und in der tatsächlichen Operation zu vermeiden. Im Bereich Virtual Reality ist aber noch weitaus mehr möglich: Hier können komplette Welten erschaffen werden, die es Gesundheitspersonal ermöglichen, verschiedene Szenarien virtuell zu testen. Über eine Datenbrille werden Organe oder Geräte in Lebensgröße nachgebildet. Das Personal kann so kritische Operationen bereits am virtuellen Objekt durchführen oder sich an neuen Geräten schulen. Auch Augmented Reality findet in der MedTech-Branche bereits Einsatz. Hier werden verschiedene virtuelle Objekte in eine reale Umgebung eingeblendet. So kann sich Gesundheitspersonal beispielsweise Informationen zur Behandlung, dem Krankheitsverlauf oder der Therapie eines Patienten anzeigen lassen. Risikokapital – Hürde für MedTech Start-ups? Innerhalb Europas ist Deutschland – gemessen am Umsatz – führend im Bereich Medizintechnik. Von 95 Milliarden Euro Gesamtumsatz kommen 32 Milliarden Euro aus Unternehmen mit Sitz in Deutschland. Das liegt auch an den guten Voraussetzungen der Branche: Deutschland bietet als MedTech Standort gut ausgebildete Fachkräfte, Wissenschaftler und Ingenieure und eine gute Infrastruktur. Laut dem Branchenbericht Medizintechnologien 2020 von BVMed verzeichnen deutsche Medizintechnikhersteller rund ein Drittel ihres Umsatzes mit Produkten, die weniger als drei Jahre alt sind. Das zeigt die hohe Innovationskraft der Produkte. Damit Deutschland seine Vorreiter Rolle auch weiterhin international verteidigen kann, benötigt es aber vor allem bessere und höhere Finanzierungen sowie mehr Mut zur Entwicklung und Finanzierung digitaler und datengetriebener Lösungen. Zwar beweisen sich vor allem Start-ups hier als wirkliche Innovationstreiber, bleiben im internationalen Vergleich trotzdem noch zurück. So wurden in der ersten Jahreshälfte 2021 weltweit 20 Milliarden Dollar in den MedTech-Bereich investiert – allerdings nicht in den Standort Deutschland. Das liegt vor allem an der fehlenden Risikobereitschaft von Kapitalgebern. Auch die lange Entwicklungszeit von MedTech-Lösungen bis zum Return-on-Invest sind Argumente. Dabei sind insbesondere junge Unternehmen auf Venture Capital angewiesen, um den hohen Forschungs- und Entwicklungsaufwand finanzieren zu können. Quellen: https://www.devicemed.de/medizintechnik-standort-deutschland-staerken-a-1030005/ https://www2.deloitte.com/de/de/pages/life-sciences-and-healthcare/articles/life-science-and-health-care-predictions-2025.html BVMed: Branchenbericht MedTech 2021

Wie Künstliche Intelligenz unsere Zukunft verändern kann – Ein Blick auf KI Start-ups, die neue Wege gehen

06.09.2021

Die digitale Evolution schreitet mit immer größer werdenden Schritten voran. Technologien, die gestern noch als „Spielereien“ abgestempelt wurden, sind heute Status quo. So ist beispielsweise Künstliche Intelligenz (KI) schon tief in unserem Alltag implementiert und hilft als Sprachassistent à la Alexa, Siri & Co. KI kann den Menschen unterstützen und ihm die Arbeit erleichtern. Alles in allem eine mehr als beeindruckende Technologie, die auch eine große Rolle im Science4Life Businessplan-Wettbewerb einnimmt. Denn viele Start-ups nutzen sie auf verschiedenste Weise für ihre Projekte. Einige von ihnen haben revolutionäre Ideen, die den Markt für immer verändern könnten. Künstliche Intelligenz: Start-up Ideen für neue Standards in der Diagnostik Im Jahr 2019 belegte die Mediaire GmbH den ersten Platz im Science4Life Venture Cup. Ihre Idee soll den Alltag von Radiologen um ein Vielfaches erleichtern: Oftmals können kleinste, kaum erkennbare Veränderungen des Gehirns schwerwiegende Auswirkungen haben. Diese zu finden ist jedoch höchst zeitaufwendig und lässt sich im Radiologen-Alltag kaum zuverlässig durchführen. Mit der von Mediaire eigens entwickelten KI-Software „mdbrain“ können neurodegenerative Erkrankungen wie Multiple Sklerose früher erkannt werden. Nach diversen Updates brachte das Start-up im Mai das weltweit erste KI-Werkzeug zur Erkennung von Aneurysmen heraus. Damit kann verhindert werden, dass Aneurysmen platzen und dadurch Hirnblutungen vorgebeugt werden. Ein ähnliches Ziel verfolgt auch Goethe CVI. Mit ihrer Software „Approaches“ holte sich das Start-up den dritten Platz der Businessplanphase des Science4Life Venture Cup 2021. Im Gegensatz zu mdbrain fokussiert sich Approaches nicht auf das Gehirn, sondern das Herz – ein KI-basiertes Tool zur Automatisierung von Herzuntersuchungen. Implementiert soll damit Magnetresonanztomographie (MRT) Massenmarkt-tauglich werden und Prävention für Herzerkrankungen gewährleistet sein. Aber nicht nur Fachärzten kann ihre Arbeit mithilfe von KI-gestützter Software erleichtert werden. Eye2you gewann in der Konzeptphase des Science4Life Venture Cup 2021 mit einer Idee, die monatelange Wartezeiten bei Augenärzten in Zukunft aus der Welt schaffen könnte. Das Start-up entwickelt eine Smartphone-basierte Lösung auf Grundlage von Künstlicher Intelligenz. Diese nimmt Netzhautbilder auf, welche automatisch analysiert und ausgewertet werden und gibt einen ausführlichen Bericht aus. So könnten in Zukunft auch Allgemeinmediziner komplexe Untersuchungen der Netzhaut einfach während eines Routine-Checkups durchführen. Werden Netzhautuntersuchungen derart flächendeckend angeboten, trägt das zur Prävention von Augenleiden wie Grünem Star oder altersbedingter Makuladegeneration (AMD) bei. So können zum einen in Ländern wie Deutschland regelmäßige Netzhautuntersuchung praktisch überall angeboten und zum anderen diese in Entwicklungsländern einer breiten Masse an Menschen kostengünstig und schnell zugänglich gemacht werden. Die Künstliche Intelligenz entlastet hier nicht nur den Spezialisten, sondern erschließt neue Wege, um Erkrankungen weltweit vorzubeugen. So vernetzen Start-ups mit Künstlicher Intelligenz die Pharma-Branche Für die Behandlung der meisten Krankheiten sind Medikamente unerlässlich. Nun ist nicht nur die Vielfalt der Pharmazeutika kaum überschaubar, sondern auch die Marktplätze, auf denen sie zu erwerben sind. Durch Algorithmen Transparenz auf diesen Märkten erzeugen – mit dieser Idee schaffte es die Qyobo GmbH 2019 unter die Gewinner des Science4Life Venture Cup. Ihre Plattform analysiert Preise sowie Verfügbarkeit von pharmazeutischen Wirkstoffen und Chemikalien, um Einsichten in die Märkte anderer Länder, Hersteller und Einkäufer zu bekommen und diese zu vernetzen. Ähnlich wie in sozialen Medien oder Dating Apps erkennt der Algorithmus passende Partner und „matcht“ diese mit dem eigenen Firmen-Portfolio. So können fremde Märkte über neue Partnerschaften erschlossen und eine ganzheitliche Transparenz des globalen Handels mit Pharmazeutika geschaffen werden. Mit Künstlicher Intelligenz zum perfekten Wein und Trinkwasser Aber KI geht auch anders: Bei der Herstellung von Wein oder dem Brauen von Bier verrichten Hefen einen großen Teil der Arbeit: Durch sie entstehen sowohl Alkohol als auch Geschmack. Um den Hefeanteil zu bestimmen, wird bis heute eine sogenannte „Zählkammer“ genutzt, in der die einzelnen Hefezellen manuell ausgezählt werden. Abhilfe schaffen hier die Systeme von Oculyze. Das Start-up verbindet die Funktion eines klassischen Mikroskops mit Künstlicher Intelligenz und Deep Learning. So können Hefen vollautomatisch ausgezählt werden und das System lernt bei deren Erkennung kontinuierlich dazu. Ist die Anzahl der Hefen und deren Lebend-Tot-Anteil bestimmt, können diese Informationen genutzt werden, um den Kellerei- oder Brauprozess zu optimieren. Diese Technologie kann jedoch auch über die Grenzen des Alkoholgenusses hinaus genutzt werden. Das 2016 gegründete Unternehmen entwickelt sowohl ein Diagnosewerkzeug zur Erkennung von subklinischer Endometritis bei erkrankten Milchkühen, als auch ein Trinkwasser-Monitoring, das zur Überwachung der Wasserqualität eingesetzt werden kann. Zudem konnte Oculyze ihre Lösung auch bei einer Vollblutanalyse, der Erkennung von Parasiten und einigen weiteren Einsatzbereichen erfolgreich erproben. So sieht die Zukunft von Künstlicher Intelligenz dank Start-ups aus Trotz der sich schnell weiterentwickelnden KI-Technologien arbeiten viele Fachbereiche nach wie vor mit klassischen Methoden. Einige der Science4Life-Alumni haben hier bereits viel bewirkt und mit Hilfe von KI-Systemen völlig neue, effiziente Arbeitsweisen geschaffen. Anhand dieser Start-ups lässt sich erahnen, was die Zukunft mit sich bringen könnte. Denn die selbstständig arbeitenden Systeme haben enormes Potential, um den Healthcare-Sektor grundlegend zu verändern. So könnte beispielsweise dem Fachärzte-Mangel vorgebeugt oder Behandlungen perfekt abgestimmt werden. Von der dystopischen Vorstellung, Künstliche Intelligenz würde den Menschen gänzlich ersetzen, sind wir wahrscheinlich noch weit entfernt, tiefgreifend unterstützen können die Systeme aber bereits heute schon!

Interview mit Dr. Joerg Traub: „Nicht die Finanzierung ist der Erfolg, sondern zufriedene Nutzer.“

05.08.2021

Erklären Sie uns doch bitte kurz Ihr Geschäftsmodell. Die intraoperative Bildgebung von SurgicEye war ein Gerät, das einmal gekauft wurde sowie Verbrauchsmaterialien, die pro Anwendung verwendet wurden. Zudem hatten wir Serviceverträge für alle von unseren ca. 50 Installationen am Markt. Um die Investitionskosten und damit verbundenes Risiko für die klinischen Partner zu reduzieren, haben wir relativ schnell auch ein Leasingmodell angeboten, was unseren Sales Cycle deutlich verkürzte. Wie ging es bei SurgicEye nach der Gründung weiter? Erzählen Sie uns bitte Ihre Geschichte. Nach der Gründung Mitte 2008 erhielten wir zu Ende des Jahres eine Seed-Finanzierung des HTGF und der Bayern Kapital, um den Prototyp aus dem Labor für den klinischen Einsatz fit zu machen, inklusive dem Aufbau eines QM-Systems und der Zertifizierung des Produkts. Ende 2009 konnten wir eine Series-A mit Business Angels und der Bayern Kapital realisieren. Kurz darauf hatten wir auch die ersten klinischen Installationen und drei aufeinanderfolgende Jahre jeweils gut 1 Million Euro Umsatz. Was war der größte Erfolgsmoment Ihres Start-ups? Der Team Spirit, wenn Projekte funktioniert haben, u.a. die Vertriebsprojekte in die forschende Onkologie. Häufig resultierten daraus auch EU- oder Bundes -Forschungsförderungen. Wann haben Sie zum ersten Mal bemerkt, dass etwas nicht wie geplant läuft? Wir haben schon sehr früh gemerkt, dass unser System nur für die klinische Forschung und nicht in der Routine eingesetzt wird. Wir hatten die Hoffnung, dass wir die richtige Anwendung finden oder die Anwendung durch klinische Daten nachweisen können. Im sechsten Jahr versuchten wir nochmals einen größeren Pivot und dann kam das verflixte siebte Jahr, bei dem die Luft bzw. die Hoffnung ausging. Wie sind Sie damit umgegangen? Wir waren sehr transparent, haben alle Partner ehrlich informiert und nach Lösungen gesucht. Wir haben das Team von über 20 Personen auf 6 Mitarbeiter reduziert, von Hardware auf reine Softwareprodukte umgestellt und eine langfristige Kooperation mit einem internationalen börsennotierten Unternehmen abgeschlossen. Hier haben großartige Mentoren aus dem Business Angel Netzwerk sehr gut unterstützt und uns die nötige Kraft gegeben. Was würden Sie heute anders machen? Nicht von der Technologie in den Markt gehen (Technology Push) sondern vom Markt aus die Technologie suchen (Need Pull).  Oder alternativ die Firma als Forschungsfirma aufbauen und nicht mit den Ambitionen der klinischen Routine, zumindest nicht als primäre Lösung. Welche Learnings können Gründer aus Ihren Erfahrungen ziehen? Nicht die Finanzierung ist der Erfolg, sondern Nutzer, die das Produkt oder den Service weiterempfehlen. Alle im Unternehmen sind Partner, die Gesellschafter und Investoren, aber auch die Mitarbeiter und Kunden – alle waren auf der gemeinsamen Suche nach einer Lösung. Wo stehen Sie heute und was planen Sie für die Zukunft? Ich habe mein früheres Hobby, Leute vernetzen, zum Beruf gemacht. Als Leiter Gesundheit bei der Bayern Innovativ und dem Forum Medtech Pharma e.V. kann ich meine Erfahrung weitergeben. Zudem bin ich mit einem Netzwerk an Medizinern an Unternehmen in Frühphasen beteiligt und stehe ihnen mit Rat und Tat zur Seite. Derzeit ist mein Fokus, gemeinsam mit vielen anderen, unseren Standort in Deutschland als führenden Anbieter von Innovationen u.a. auch digitalen Lösungen weiterzuentwickeln, um die Gesundheit zu verbessern und nachhaltig am Standort die gesamte Wertschöpfung in der Gesundheit zu behalten. Wie stehen Sie heute zu Ihren Erfahrungen? Ich bin dankbar, dass mir so viele das Vertrauen entgegen gebracht haben, um eine eigene Idee zusammen mit meinem Gründungspartner Thomas Wendler umsetzen zu können. Dadurch habe ich wahnsinnig viel gelernt, konnte das Gelernte in der Praxis anwenden und ein großes Netzwerk aufbauen. Es gibt einige wenige, die die gesamte Bandbreite von Translation über die High-Tech-Idee bis zum Geschäftsmodell in der Praxis kennengelernt haben. Bitte erzählen Sie uns noch kurz etwas über sich und Ihre Vita Nach der Promotion in der Medizininformatik habe ich direkt das Unternehmen SurgicEye gegründet und dies über 10 Jahre als CEO geführt. Danach war ich für das Medizinrobotik-Unternehmen iSYS für die Geschäftsentwicklung und internationale Kooperationen zuständig. Seit März 2020 bin ich bei der Bayern Innovativ als Leiter des Bereichs Gesundheit tätig. Viel Neues lerne ich auch bei den Aktivitäten mit der Familie, der Frau und den beiden Söhnen kennen.

Watchlist: Das machen die Science4Life Alumni heute

21.07.2021

Die Start-up-Branche wächst Jahr für Jahr und trotz Krise steigen die Zahlen der neugegründeten Unternehmen weiter – 2020 stieg die Zahl um 13% zum Vorjahr. Vor allem die Healthcare- und Chemie-Start-ups erlebten im Corona-Jahr 2020 einen regelrechten Boom. Auch viele unserer Science4Life-Alumni leisten einen großen Beitrag für eine vernetzte und nachhaltigere Zukunft. In puncto Forschung zur Bekämpfung der Covid-19-Pandemie sind einige der Start-ups sogar ganz vorne mit dabei und stecken mitten in fortgeschrittenen Studien für Impfstoff und Medikamente. Doch nicht nur im Healthcare-Segment sind die Alumni stark gewachsen. Hydrogenious arbeitet an einem Weltrekord in puncto Umweltschutz und yuri ist zur ISS gestartet. Die spannendsten Entwicklungen im Überblick: Atriva entwickelt Covid-19 Medikament Das 2015 gegründete Start-up hat es sich zur Aufgabe gemacht, anti-virale Therapien zur Behandlung von Infektionskrankheiten zu entwickeln und errang zuletzt große Fortschritte in der Forschung für ein Medikament zur Behandlung von Covid-19. Im Gegensatz zum Impfstoff soll der Arzneimittelkandidat bereits erkrankte Patienten therapieren und ebenso bei mutierten Viren Wirkung zeigen. Ihr ATR-002 soll vor allem bei schwer erkrankten Patienten eingesetzt werden und zusätzlich Langzeitschäden („Long Covid“) verhindern. Momentan befindet es sich in RESPIRE1, einer klinischen Studie mit 220 Patienten. Atriva begründete zusammen mit weiteren Unternehmen die „BeatCov“-Initiative, ein Zusammenschluss von Biotech Unternehmen, um schnell und wirksam gegen die globale Pandemie vorgehen zu können.  Weltrekord für den Umweltschutz Das Erlanger LOHC-Technologie Unternehmen Hydrogenious erhielt im März Fördergelder in Höhe von 9 Millionen Euro vom Land NRW. Diese sollen das Start-up beim Bau der weltweit größten Anlage zur Speicherung von grünem Wasserstoff unterstützen. Damit ist ein großer Schritt getan, um die grüne Alternative als nachhaltigen Kraftstoff zu etablieren. Bisher lag die Problematik sowohl in der risikoreichen Speicherung, als auch in den geringen Speichermengen der Anlagen. So soll der Komplex in Dormagen nach Fertigstellung die 20-fache Menge des in üblichen Anlagen gespeicherten Wasserstoffs sicher aufbewahren können. Die Projektleitung übernimmt die in Krefeld ansässige Tochterfirma von Hydrogenious, LOHC Industrial Solutions NRW. Zudem soll mit dem Co-Investor Royal Vopak eine Projekterweiterung geplant sein, die eine Lieferkette für grünen Wasserstoff bis nach Rotterdam ermöglichen soll. yuri fliegt zur ISS 2020 überzeugten die Gründer von yuri und räumten den Ersten Platz im Businessplan-Wettbewerb ab. Inzwischen startete eines ihrer Experimente bereits via SpaceX-Rakete zur ISS. Ziel des Start-ups ist es unter anderem, Medikamentenentwicklung durch Schwerelosigkeit zu revolutionieren und in absehbarer Zeit Organe im Weltraum zu züchten. Dazu soll zunächst weitaus mehr Forschung im All ermöglicht werden. Zurzeit bietet das junge Unternehmen aus dem Bodenseekreis vor allem ihr „Lab as a Service“ an und organisiert die Forschungsflüge in den Weltraum für Institute und Pharma-Unternehmen.  So werden hierfür auch ihre eigens entwickelten Minilabore zur Verfügung gestellt, welche in kommenden Flügen unter anderem Experimente der Berliner Charité und der Goethe Universität Frankfurt beherbergen sollen. Pionierkraft vor dem Markteinstieg Zwischen der Wende hin zu mehr erneuerbaren Energien und dem Anstieg der Strompreise entstand die Idee der drei Pionierkraft-Gründer. Das Start-up konstruierte eine Hardware, die es ermöglicht, den aus Photovoltaik-Anlagen gewonnenen Strom von Privathaushalten zu teilen. Hierbei wird der Energiefluss wirtschaftlich optimiert und abhängig von Erzeuger und Verbrauch zwischen mehreren Nachbarhaushalten gesteuert. Somit sollen Überschüsse effizient genutzt und mehr Menschen der Zugang zu sauberer und bezahlbarer Energie ermöglicht werden. Im Mai hat das Start-up alle Tests zur CE-Zertifizierung erfolgreich bestanden und mit den Vorbereitungen zum Fertigungsprozess begonnen. Der Markteinstieg ihres PIONIERKRAFTwerks rückt damit in greifbare Nähe. Update bei KI-Software von mediaire Künstliche Intelligenz gehört mittlerweile zu unserem Alltag. Das Berliner Jungunternehmen mediaire will sie auch in den Alltag von Radiologen integrieren und damit ihre Arbeit erleichtern. Diese können mit der Software mdbrain ihre Befunde verbessern und Krankheiten wie Multiple Sklerose frühzeitig erkennen. Im Mai stellen sie die Version 4.0 von mdbrain vor, die, als weltweit erste KI, Aneurysmen automatisch erkennt. Das Risiko einer auftretenden Hirnblutung und den damit verbundenen, teils schwerwiegenden Folgen, kann somit minimiert werden. Algenbilder und nachhaltige Fassaden Das Berliner Start-up Solaga räumte in der Ideenphase 2017 bei uns ab. Ihr „Algenbild“ filtert Schadstoffe aus der Luft und sorgt für mehr Luftzirkulation sowie dauerhaft frische Raumluft. Die Algen nehmen Schadstoffe auf, binden und zersetzen diese. Heraus kommt: Frischere Luft! So wird gleichzeitig Strom für Belüftungsanlagen oder ähnliche Geräte gespart und eine leere Wand damit geschmückt. Es ist also kaum eine Überraschung, dass Solaga für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2021 in der Kategorie Design nominiert ist – wir drücken die Daumen! Zudem kündigten sie im Juni an, ein Projekt zum Thema „Oberflächenfunktionalisierung durch nachhaltige Fassaden“ durchzuführen, um damit Feinstaub, CO2, wie auch anderen Schadstoffen in Städten entgegenzuwirken. Unterstützung im Kampf gegen Neurodermitis Die Neurodermitis-App NIA hilft Neurodermitis-Patienten bei ihren täglichen Herausforderungen. Schubverläufe können dokumentiert und Auslöser somit schneller ermittelt werden. Die Ergebnisse fasst die App zudem in einem Reporting zusammen und erleichtert somit das Gespräch zwischen Patient und Arzt. Seit Anfang des Jahres kooperiert das Start-up mit dem Deutschen Allergie- und Asthmabund (DAAB) und beide profitieren von der gegenseitigen Expertise im Umgang mit der Krankheit. Die als Medizinprodukt der Klasse 1 zugelassene App bekam im Juni weitere Unterstützung durch Sanofi Genzyme. Im Rahmen des Sponsorings soll die Weiterentwicklung vorangetrieben und damit ein noch größerer Beitrag zur Bekämpfung von Neurodermitis geleistet werden können.  

So viele Teilnehmer gab es noch nie: Das sind die Gewinner der Businessplanphase!

28.06.2021

In Life Sciences und Chemie gewinnen Nephrolytix, RECTECH, GOETHE CVI, LIDROTEC, EpiBlock, InContAlert, NanoStruct, NEUREVO, PRAMOMOLECULAR und ProSion den Science4Life Venture Cup. Die Energie-Start-ups Airstier Technology, suena und innocept überzeugen die Jury des Science4Life Energy Cup. Rekord! Mit 88 Einreichungen war die Science4Life Businessplanphase 2021 die erfolgreichste seit der Gründung vor 23 Jahren. Doch nicht nur das: Die Vorhaben, die die Start-ups dieses Jahr vorgestellt haben, haben die Science4Life Expertenjury ganz besonders überrascht. Denn die Teams haben sich intensiv mit den Herausforderungen unserer Gesellschaft auseinandergesetzt und innovative Geschäftsmodelle entwickelt, die unter anderem demographischen Wandel, Gesundheit und Klimaschutz adressieren. Die Gewinner des Science4Life Venture Cup heißen dieses Jahr: Nephrolytix. Beim Science4Life Energy Cup, der vom Land Hessen und Viessmann gesponsert wird, hat das Team der Airstier Technology GmbH abgeräumt. Digital Health war beim Science4Life Venture Cup besonders stark vertreten Die Digitalisierung nimmt insbesondere im Bereich Life Sciences einen immer wichtigeren Stellenwert ein. Das zeigt sich auch in den Einreichungen – denn der Bereich Digital Health war am stärksten vertreten. Den ersten Platz des Science4Life Venture Cup sicherte sich Nephrolytix. Das Start-up aus Berlin entwickelt einen IVD-Test und eine digitale Plattform für das Nierenfunktionsmanagement. Mit unterschiedlichen Produktmodulen sollen aktue, mittel- und langfristige Nierenerkrankungen erkannt, vorhergesagt und verhindert werden. Platz 2 ging an RECTECH aus Dresden. RECTECH entwickelt Designer-Rekombinasen, die als Miniaturwerkzeuge Gendefekte hochpräzise korrigieren können. Damit eröffnet das Team neue Möglichkeiten, neuartige Heilungstherapien durch sichere und effiziente Genomchirurgie zu etablieren. GOETHE CVI aus Frankfurt am Main holte sich mit ihrer AI-gestützten, integrierten Softwarelösung Platz 3. Mit ihr kann der gesamte Prozess von Herzuntersuchungen von der Bildgebung über die Auswertung bis zur Befundung automatisiert werden. Damit wird die Untersuchung einfach, schnell und kann flächendeckend angeboten werden. Es folgt die LIDROTEC GmbH auf Platz 4: Das Start-up aus Bochum entwickelt und vertreibt eine Laserbearbeitungsanlage zur Vereinzelung von Mikrochips. Der kontrollierte Einsatz von Flüssigkeiten ist dabei einzigartig. Das Verfahren bietet ausgezeichnete Schnittqualitäten ohne Verunreinigungen und Kunden profitieren von signifikanten Kosten- und Ressourcheneinsparungen in der Halbleiterproduktion. EpiBlock aus Berlin entwickelt einen Genvektor, der epileptische Anfälle am Ort der Entstehung verhindern kann. Die schonende Einmaltherapie wirkt lokal begrenzt und verspricht dauerhafte Anfallsfreiheit für Patienten mit fokaler Epilepsie, bei denen bisherige Therapien regelmäßig versagen. Damit sicherte sich das Team Platz 5 des Science4Life Venture Cup. Die Plätze sechs bis zehn konnten sich InContAlert, die NanoStruct GmbH, die NEUREVO GmbH, PRAMOMOLECULAR und die ProSion GmbH sichern. InContAlert aus Bayreuth entwickelt ein Wearable, das Inkontinenzpatienten vor Erreichen eines kritischen Füllstands der Harnblase diskret warnt und damit unkontrolliertem Urinverlust vorbeugt. Die NanoStruct GmbH aus Würzburg stellt Biosensoren aus metallischen Nanostrukturen her – sie erkennen selbst kleinste Rückstande bestimmter Substanzen und sind dabei verlässlicher als bisherige Lösungen auf dem Markt. Das Team der NEUREVO GmbH aus München möchte Patienten mit ihrem Produkt bessere Therapiemöglichkeiten gegen schwerwiegende neurodegenerative Krankheiten wie ALS, Schlaganfall oder Parkinson bieten. PRAMOMOLECULAR aus Berlin entwickelt eine hochinnovative Klasse an Medikamenten, die krankheitsverursachende Proteine, z.B. Krebsproteine, in Lunge und Bauchspeicheldrüse effizient zum Schweigen bringen können. Patienten können so wirksame und gut verträgliche Therapeutika angeboten werden. Die ProSion GmbH aus Köln möchte es pharmazeutischen Unternehmen und akademischen Einrichtungen ermöglichen, systematisch Medikamente gegen schwer zu behandelnde Krankheiten zu entwickeln. Dazu bietet das Start-up eine Plattform für innovative pharmazeutische Bausteine, die effektiv zu potenziellen Medikamenten zusammengesetzt werden können. Klima- und Mobilitätswende sind Trendthemen beim Science4Life Energy Cup Beim Science4Life Energy Cup überzeugten die Gewinner mit durchdachten Lösungen im Bereich Elektromobilität und Ladeinfrastruktur. Platz 1 sicherte sich die Airstier Technology GmbH aus Hannover. Das Team entwickelt einen disruptiven Elektromotor und verbindet Motortechnik und Leistungselektronik mit einer algorithmenoptimierten digitalen Steuerung. Der bei E-Motoren üblichen Effizienz-Sweetspot wird durch die Technologie aufgelöst, was eine Energieersparnis von bis zu 50 Prozent ermöglicht. Mit ihrer Optimierungssoftware suena opt, belegt die suena GmbH aus Hamburg Platz 2. Die Software ermöglicht es, Großbatterien für mehrere Anwendungen zu nutzen und damit auf verschiedenen Märkten zu agieren. Dies hilft den Energieversorgern, flexibel auf die Marktsynamik zu reagieren und die Einbindung von erneuerbaren Energien zu erleichtern. Platz 3 ging an innocept aus Frankfurt am Main. Das Team möchte den stark stockenden Ausbau der Ladeinfrastruktur schnell und kostengünstig vorantreiben. Das intelligent gesteuerte Sharing von gewerblichen und privaten Ladesäulen ermöglicht dem Markt, bestehendes Potenzial optimal zu nutzen und dadurch hohe Investitionssummen zu sparen Neue Runde startet am 1. September 2021 Du hast eine Geschäftsidee und möchtest dein eigenes Business im Bereich Life Science, Chemie und Energie starten? Die neue Wettbewerbsrunde von Science4Life startet am 1. September 2021. Der Businessplan-Wettbewerb gliedert sich in drei Phasen: Ideen-, Konzept- und Businessplanphase. Du kannst dich für alle drei oder für einzelne Phasen bewerben.

Failure-Interview: Was war Ihr größter Fehler mit AlcaSynn, Herr Dr. Dr. Peter Kayatz?

14.06.2021

In aller Kürze: Was waren Geschäftsmodell und Vision von AlcaSynn Pharmaceuticals? AlcaSynn war ein Spin-off der Universität Innsbruck im Bereich der Medizinalchemie der Morphinane. Morphinane sind Substanzen, die dem Morphin strukturverwandt sind. Ziel war es, ein Schmerzmedikament zu entwickeln, welches stärker wirksam als Morphin, aber weitgehend frei von den für Morphin typischen Nebenwirkungen wie Schläfrigkeit oder Verwirrtheit ist. Kommerzialisiert werden sollte die Entwicklung über das klassische Biotech-Geschäftsmodell: Entwicklung der Substanz bis zum Abschluss der klinischen Phase IIa, gefolgt von einer Auslizenzierung an BigPharma gegen Downpayments, Milestonepayments und Royalties. Wie ging es nach der Gründung weiter? Was waren die bedeutendsten Momente in der Unternehmensgeschichte? Einer der bedeutendsten Momente war sicherlich noch vor der Gründung als GmbH, als wir 2003 als erstes und vermutlich einziges österreichisches Team den Scienc4Life Venture Cup gewinnen konnten. Da "meine" drei Wissenschaftler auf einem wissenschaftlichen Kongress in Frankreich waren, war ich alleine in Frankfurt bei der Prämierung und Österreichs extra angereiste Handelsdelegierte wunderte sich beim Pressetermin nicht wenig, dass ich als geborener Leverkusener eher Kölsch als Tirolerisch sprach. Wann und was war der Höhepunkt in der Geschichte von AlcaSynn? Der Höhepunkt der AlcaSynn war zwei Jahre nach Gründung der GmbH erreicht, als wir im Sommer 2006 die börsennotierte Wiener Sanochemia Pharmazeutika AG als strategischen Partner gewinnen konnten. Zwar kostete der 12 Millionen Euro Deal in Form einer Abtretung von Anteilen, gemischt mit einer Kapitalerhöhung, die Mehrheit der Anteile (60 % für Sanochemia), aber dafür war scheinbar die Finanzierung der Entwicklung des ersten Entwicklungskandidaten bis zur Phase IIa gesichert. Es gab viel Medienberichterstattung: TV, Radio, Zeitung, viele Politiker, eine professionell organisierte Pressekonferenz mit viel Prominenz und tolle Bilder, die ich noch heute gerne ansehe. Tut der Seele doch gut, wenn man ehrlich ist. Was war Ihr größter Fehler? Wäre er vermeidbar gewesen? Mein größter Fehler war es wohl, den Einfluss der kulturellen Unterschiede zwischen Academia und Business auf den Erfolg eines Unternehmens unterschätzt zu haben. Daraus folgte dann der zweite Fehler, der unzureichenden Kommunikation mit dem Gründerteam über die persönlichen Ziele der einzelnen Teammitglieder, die sie mit dem Unternehmen erreichen wollen. Ohne, aus verständlichen Gründen, zu sehr ins Detail zu gehen, möchte ich einfach mal exemplarisch mögliche Interessen aufzählen, die Teammitglieder bei der Ausgründung eines Start-ups aus der Academia gehabt haben könnten: Ich möchte jetzt ein paar Jahre hart arbeiten, damit ich später soviel Geld habe, dass ich mich frühzeitig zur Ruhe setzen kann. Ich weiß, dass das Molekül Milliarden wert ist und will mich gleich zur Ruhe setzen. Ich möchte meine akademische Arbeit dadurch beflügeln, dass ich über ein eigens gegründetes Start-up Fördermittel erhalten kann, die nur in Kombination mit einem SME fließen. Ich möchte berühmt werden. Ich möchte Chef sein können. Ich finde Firmenauto, -kreditkarte und -reisen gut. Ich finde Titel mit "C" klasse (CEO, CFO, CSO, COO etc.). Ich denke, dass die Labore in Unternehmen deutlich luxuriöser sind als die an der Uni. Diese Liste kann sicherlich jeder, der jemals Mitglied eines akademischen Gründerteams war, ad infinitum ergänzen. In einer frühen Phase wäre möglicherweise noch eine entsprechende Angleichung der Interessen und Ziele oder zumindest der Erwartungen diesbezüglich möglich gewesen. Wenn man dann feststellt, dass die erwarteten Ergebnisse sich nicht oder nur unter Aufbietung großer Mühen einstellen, steigt der Frust doch sehr an. Das Aufeinanderprallen nicht ausgesprochener Erwartungshaltungen führt zu unschönen emotional geführten Diskussionen. Dann ist es sehr schwer, das Ruder noch mal herumzureißen. Hinzu kommt, dass ich nach meinem Biologiestudium in einer, wenn auch kleinen, aber doch in Bezug auf Werte und Kultur klassischen Unternehmensberatung sozialisiert wurde. Das heißt, dass es klare Verantwortungsbereiche, Prozesse und Anweisungen gab; dass überdurchschnittliche Leistung und Duldsamkeit einfach vorausgesetzt und "reportet" wurden. Ich kam dann als Externer ins Team, um dieses "zum Sieg zu führen". Da prallen dann schon mal preußische und bajuwarisch/habsburgische Mentalitäten aufeinander. Und ich kann nicht von mir behaupten, dass ich da einen Kantersieg wie 1866 in Königgrätz davon getragen hätte (lacht). Als Sie zum ersten Mal bemerkt haben, dass etwas nicht so läuft wie geplant – wie ist Ihr Team damit umgegangen? Es kam dann recht schnell zu einer "Frontenbildung". Ich bin mir sicher, dass jedes einzelne Teammitglied eine eigene implizite Agenda hatte, aber wie in der Politik auch, tun sich dann Fraktionen mit kompatiblen Interessen zu Koalitionen zusammen. Die Koalitionen sind zum einen dauerhafter Natur – sozusagen "natürliche Koalitionspartner" – können zum anderen aber in Bezug auf unterschiedliche Themenfelder aufbrechen und wechseln. Ich persönlich habe einerseits versucht, mich streng an meine Aufgaben und Verantwortlichkeiten als Geschäftsführer zu halten, wie sie im GmbH-Gesetz und in der Verfassung des Unternehmens festgeschrieben sind. Andererseits habe ich versucht, den Interessen der einzelnen Player weitgehend nachzukommen. Das klingt allerdings vernünftiger, als es ist. Denn es führt zu einer Ineffizienz, da nicht an einem Strang gezogen wird und die Unzufriedenheiten der Beteiligten nicht wirklich gelindert werden, da die gemachten Kompromisse meist nicht als ausreichend bewertet werden. Sie sind nun Teil des Science4Life-Expertennetzwerk und geben Ihre Erfahrung als Coach weiter. Wie helfen Ihnen gerade die negativen Erfahrungen dabei? Wenn ich als Coach mit einem Team arbeite, führe ich, wenn möglich, zu Beginn eine Art "Tiefeninterview" mit jedem Teammitglied. Hierbei versuche ich, in die tieferen Schichten der Persönlichkeit einzudringen, um zu verstehen, wie die Person tickt und welche persönlichen Ziele sie im Zusammenhang mit dem Start-up verfolgt. Das klingt esoterischer als es eigentlich daherkommt. Gerne ca. zwei Stunden im Café bei Kaffee und Hörnchen. Wenn die Ziele der Teammitglieder zu sehr voneinander abweichen, so ist das im Team offen anzusprechen. Weiter erlaubt es mir herauszubekommen, auf welche Befindlichkeiten ich als Coach im Umgang mit dem Team und den Einzelnen achten muss. Und nicht zuletzt hat das Ergebnis der Gespräche ggf. auch Einfluss auf die unternehmerische Strategie des Start-ups. Um ein einfaches Beispiel zu nennen: wenn ich ein recht homogenes Team von Gründern habe, die eine geregelten Tagesablauf, Urlaub, Familie und die Verbundenheit mit ihrem Heimatort hoch auf der Prioritätenliste ansiedeln, so brauchen wir keine Unternehmensentwicklung zu planen, die die Einwerbung von Risikokapital voraussetzt. So ein Team wird keinen VC-Investor finden, und wenn doch, werden entweder der VC oder das Team sehr unzufrieden werden, vermutlich aber beide. Welches zentrale Learning würden Sie am liebsten an jeden Gründer weitergeben? Nicht frei, sondern wörtlich nach Schiller: „Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich das Herz zum Herzen findet! Der Wahn ist kurz, die Reu ist lang.“ Bitte erzählen Sie uns noch kurz etwas über sich! Jahrgang 1966, bin ich in Leverkusen aufgewachsen und habe in Köln, Düsseldorf und Aachen Biologie mit dem Schwerpunkt Biochemie studiert. Nach meiner Promotion war ich in Berlin und München für eine auf Start-ups spezialisierte Unternehmensberatung tätig. Im Jahr 2002 kam ich nach Tirol, wo ich heute noch lebe. Von 2004 bis 2008 hatte ich die Geschäftsführung der AlcaSynn inne. Seit 2008 unterstütze ich unter meiner Marke "Waterbergh" Gründer innovativer Hightech-Unternehmen von der Ausgründung bis zum Verkauf des Unternehmens.