Interview: Tobias Vöpel von NutriSen
13.11.2023
Lieber Tobias, welche Technologie steht hinter NutriSen? Wie hat die sich entwickelt und was ist besonders daran?
Wir haben einen elektrochemischen Biosensor-Teststreifen für Nitrat entwickelt. Wir haben uns dabei von Blutzuckermessgeräten inspirieren lassen, die täglich von Millionen von Diabetikern verwendet werden.
Mit unserem elektrochemischen Biosensor-Teststreifen haben wir ein Werkzeug für die Landwirtschaft entwickelt bei dem ein einziger Tropfen Pflanzensaft ausreicht, um die Konzentration des wichtigsten Pflanzennährstoffs Nitrat präzise zu bestimmen. Mit minimalem Aufwand können Landwirte den Nährstoffbedarf eines Feldes direkt vor Ort bestimmen, in Laborqualität. Für die Düngeempfehlungen gehen wir aber noch einen Schritt weiter, wir kombinieren die Feldmessungen mit Fernerkundungsdaten aus dem EU Copernicus-Programm und liefern den Landwirten so eine Bedarfskarte die Sie zur optimalen Düngung einsetzen können.
Welches Einsparpotential an Dünger hat eure Technologie, und welchen Impact bei der Ertragserhöhung?
Wir sind davon überzeugt, dass wir den Düngemitteleinsatz von Stickstoffdünger um bis zu 20% reduzieren können, abhängig von den jeweiligen Gegebenheiten auf dem Feld. Unsere Annahme stützt sich dabei auf großangelegte Studien aus Frankreich und durch eigene Pilotversuche, die wir in Deutschland durchgeführt haben. Zu der Ertragssteigerung können wir noch keine gesicherten Angaben machen. Wir sind im Moment jedoch dabei dies mit dem EU-Forschungsprojekt LiveSen-MAP, welches an der an der TU München durchgeführt, zu validieren.
Euer Start-Up ist ein Spin-Off der TU München am Campus Straubing.
Wer ist in eurem Team und was ist euer Resümee bzgl. Start-up Gründung und warum in Straubing?
Das ist korrekt, die NutriSen GmbH wurde als Spin-Off des TUM Campus Straubing im April 2023 gegründet. Ziel ist es unsere Technologie, die durch verschiedene EU-Projekte in den letzten Jahren entwickelt wurde, nun aufs Feld zu bringen. Aktuell demonstrieren wir den Einsatz der Technologie auf dem Feld gemeinsam mit Landwirten im Rahmen des LiveSen-MAP Projektes.
Das Gründungsteam besteht aus Wissenschaftler:innen der TUM: Dr. Débora Moretti, Dr. Alaa Oughli, Prof. Dr. Nicolas Plumeré und mir.
Die Gründung eines Start-Ups ist ein spannender Schritt mit seinen ganz eigenen Herausforderungen, mit denen man im Alltag als Wissenschaftler normalerweise nicht in Berührung kommt. Man muss sehr flexibel sein und schnell auf sich verändernde Situationen reagieren können ohne dabei den Fokus zu verlieren.
Durch unsere Assoziation zum TUM-Campus war eine Gründung in Straubing natürlich naheliegend, die Nähe zum Campus und der Austausch mit den Forschungsaktivitäten dort ist sehr wertvoll. Wir haben uns jedoch auch für Straubing entschieden, da das Thema Nachhaltigkeit nicht nur an der TUM, sondern in Straubing im Fokus ist und durch die Stadt mit dem Gründerzentrum und den anderen angesiedelten Institutionen wie dem TFZ, dem Fraunhofer Institut und nicht zuletzt dem TUM Venture Lab Sustainability sehr viel Aufmerksamkeit erfährt. Die Unterstützung in Straubing durch alle unsere Partner ist sehr wertvoll.
Stichwort Partner, gibt es Möglchkeiten, um mit NutriSen zu kooperieren oder euer Produkt zu testen?
Für das Jahr 2024 planen wir im Moment im Rahmen von LiveSen-Map Pilotprojekte mit Partnern aus verschiedenen Bereichen der Landwirtschaft, um unsere Technologie im alltäglichen Einsatz zu testen. Unser Fokus ist dabei der Einsatz auf dem Feld durch z.B. Saatguthersteller, Hersteller von Biostimulanzien und Bodenverbesserern sowie im Gewächshaus.
Wir freuen uns über Landwirte die bei den Feldversuchen zur Düngeempfehlung basierend auf den Messungen mit den Teststreifen mitmachen wollen. Eine Teilnahme an den Feldversuchen gemeinsam mit der TUM ist aktuell noch möglich, die Planungen für die nächste Winterweizen-Saison dauern noch an.
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