23.03.2021

Agiles Arbeiten und die digitale Transformation der Healthcare-Branche – Interview mit Tanja Rohark, CEO von Digital Chameleon

Der Einsatz digitaler Technologien verändert den Gesundheitssektor in beispiellosem Tempo und bietet innovative Möglichkeiten, um bessere Ergebnisse im Gesundheitswesen zu erzielen. Warum die digitale Transformation im Healthcare-Bereich aktuell relevanter denn je ist, erzählt Tanja Rohark von Digital Chameleon im Interview. Die Gründerin der Strategieberatung für digitale Transformation im Gesundheitswesen kennt die Szene und gibt ganz persönliche Einblicke in ihre Motivation und die Herausforderungen von Healthcare Start-ups.

Frau Rohark, warum ist gerade in Zeiten der Krise die Digitalisierung des Gesundheitswesens so relevant wie noch nie?
COVID-19 und die daraus entstehende Krise betrifft alle Lebensbereiche. Gerade im  Hinblick auf Kapazität, Leistung und Kosten setzt sie das Gesundheitswesen unter enormen Druck. Eine allumfassende medizinische Versorgung für jeden Einzelnen muss auch in dieser Ausnahmesituation weiterhin gewährleistet sein und bedingt ein Umdenken und Akzeptanz bezüglich digitaler Lösungen im Gesundheitswesen.

Um dem Druck und steigenden Kosten entgegenzuwirken, gilt es Prozesse mithilfe von Digitalisierung effizienter und letztendlich kostensenkender zu gestalten. Zum einem geschieht dies im Bereich der Telemedizin in Form von digitalen Medizinprodukten (SaMD) oder eHealth Plattformen und zum anderen ebenfalls in Form von digitaler Optimierung interner Abläufe innerhalb des Gesundheitswesens. So ermöglichen bestimmte digitale Medizinprodukte z.B. eine Messung, die zuhause vom Patienten selbst durchgeführt und mittels Datenübertragung anderorts empfangen und ausgewertet werden kann. Im stark regulierten Life Sciences-Bereich mit hoher Dokumentationspflicht entlasten digitalisierte Prozesse den Arbeitsalltag des Ärzte- und Pflegepersonals ungemein, sparen Zeit ein und erlauben ihnen, sich wieder stärker auf ihre Kerntätigkeit zu konzentrieren.

Es gilt in dieser Krise die Chance für digitale Anwendungen zu erkennen und zu fördern.  Digitale Technologien spielen eine wichtige und bedeutende Rolle bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie und durch die Krise ist eine Art Katalysator-Effekt auf die Digitalisierung entstanden.

Welchen Wandel konnten Sie im Gesundheitswesen bisher beobachten und wie blicken Sie in die Zukunft?
Der Ausnahmezustand der Pandemie hat, wie bereits angedeutet, zu einer Art Defreezing von eHealth und Digital Health in Versorgungsprozessen geführt. Viele tauen langsam auf, öffnen sich für digitale Tools und Technologien, etablieren digitale Prozesse – kurz: Die Akteure im Gesundheitswesen realisieren, dass eine Transformation im digitalen Healthcare Bereich stattfindet und es an der Zeit ist, umzudenken und umzudisponieren. Bessere medizinische Versorgung durch die Digitalisierung von Medizinprodukten, kürzere und optimierte Wege innerhalb der Organisation des Gesundheitswesens, multidisziplinäre Plattformen, die den Zugriff und Austausch von Daten zwischen der MedTech, BioTech und Pharmaindustrie vereinfachen und somit ein “connected digital Ecosystem” bilden und die Integration von IT Solutions sind zum “State of the Art” geworden und weiterhin im steten Wandel. Wir haben diesen Trend bereits früh erkannt und sehen hier die Chance, die Vorteile unserer agilen und innovativen Arbeitsweise als Best Practice unter Beweis zu stellen. Die Vereinigung von Business Prozess Excellence und Quality Management mit der Unterstützung von integrierten IT Solutions bildet für unsere Kunden ein essentielles Framework, um auf dem Markt bestehen zu können. Agile eQMS Lösungen, die zugleich prozessoptimiert und compliant sind, werden Teil der Wertschöpfungskette.
Wie hat sich die Corona Krise auf Ihr Unternehmen ausgewirkt und welche Chancen haben sich dadurch für Ihr Start-up ergeben?
Dank unserer agilen Arbeitsweise sind unsere Mitarbeiter mit allen notwendigen Tools ausgestattet und waren zu jedem Zeitpunkt trotz der aktuellen COVID-19 Situation voll einsatzfähig. Die flexible, adaptive und digitale Methodologie unseres Unternehmens ermöglicht es uns, unsere Kunden auch remote wertvoll, effektiv und vertrauensvoll zu betreuen. Unsere Projekte werden daher von der derzeitigen Entwicklung glücklicherweise nicht negativ beeinflusst.

Wir haben die Zeit erfolgreich und effizient für unsere Innovationen genutzt und uns mit Elan und Kreativität den zukunftsweisenden Trends gewidmet. Unter Anwendung von Customer Journeys & Design Thinking konnten wir aus einem anfänglichen Mix aus Einzelprodukten ganzheitliche End-to-End Solutions für unsere Kunden entwickeln, um sie auf ihrer ganz individuellen “Digital Transformation” Reise als Gefährte zu begleiten. Zudem haben wir den Kontakt zu anderen Start-ups und Unternehmen vertieft und sind spannende und vielversprechende Kollaborationen eingegangen, die es uns ermöglichen unser Portfolio weiter auszubauen und Turn Key Solutions aus einer Hand zu liefern. Generell konnten wir unseren 360° Holistic Ansatz noch einmal vertiefen und auf das nächste Level bringen. Zum einen spiegelt sich das in unseren Produkten wider: Hier haben wir die Bereiche Qualität & Compliance mit Integrated IT Solutions eng miteinander verbunden, um somit Business Prozess Excellence zu erreichen. Zum anderen haben wir unsere Methodologie unter Berücksichtigung von digitalem Reifegrad, Unternehmenskultur und Prozesse unserer Kunden weiterentwickelt, um unsere Services und Lösungen maßgeschneidert auf ihre individuellen Bedürfnisse anzupassen.

Zusammenfassend kann man sagen, dass die Krise uns die Chance geboten hat, uns weiterzuentwickeln und zu wachsen. Das hat uns den nötigen Schwung verschafft, aus den “Start-up” Schuhen heraus zu wachsen und Digital Chameleon auf die nächste Stufe zu bringen.

Was macht Ihr Unternehmen zu einem Start-up und welchen Herausforderungen mussten Sie sich zu Beginn stellen?
Nach Jahren in verschiedenen globalen Unternehmenspositionen und Projekten im regulierten Life-Science und Gesundheitssektor, wollte ich ein Unternehmen gründen, das es in so einer Form in dieser Branche noch nicht gab und sich von Mitstreitern abhebt: Eine inhabergeführte Digital Health Strategy Advisory mit weiblichen CEO, die neue Wege in Quality & Compliance eröffnet, um die Digitalisierung im Gesundheitswesen voranzutreiben. Diese innovative Geschäftsidee und das hohe Wachstumspotenzial machen Digital Chameleon zu einem einzigartigen Start-up, das passend am Weltfrauentag 08.03.2019 von mir gegründet wurde.

Neben den finanziellen Aspekt – Digital Chameleon ist ein eigenfinanziertes Start-up – war das Festhalten an der eigenen Idee und Vision von Beginn an die grösste Challenge. Der feste Glaube daran, dass die Digitalisierung im Healthcare Bereich unaufhaltsam und zukunftsweisend ist und immenses Potenzial birgt, die veralteten Prozesse aufzubrechen und zu transformieren, war mein Motor. Ich wollte es anders/ besser machen und den Markt von dieser neuen Methodik überzeugen. Bei Zweifeln, Gegenwind und Kritikern den Mut und einen kühlen Kopf zu bewahren und an meiner Vision festzuhalten, waren die größten persönlichen Herausforderungen.

Wie schaffen Sie für Ihre Mitarbeiter ein modernes Arbeitsumfeld und welche Werte sind Ihnen dabei besonders wichtig?

Um in dieser boomenden Industrie auf dem neusten Stand zu bleiben, braucht es eine dynamische Unternehmenskultur. Unsere Philosophie setzt auf Offenheit, Diversität und Agilität. Im Einklang mit unserem disruptiven Ansatz fördern wir die Andersartigkeit innerhalb unseres Teams, da sich aus verschiedenen Perspektiven, Persönlichkeiten und Erfahrungen neue spannende und kreative Ansätze ergeben.

Digital Chameleon soll ein offenes, diverses und modernes Arbeitsumfeld darstellen, das es den Mitarbeitern ermöglicht, sich zu entfalten, entwickeln und ihre individuellen Talente zu fördern oder gar zu entdecken.  Deshalb war von Beginn an die Talentförderung durch kollegiales Coaching und individuelle und regelmäßige Weiterbildungen besonders wichtig für mich. In unseren Teams lernen Seniors und Juniors mit- und voneinander. Um das gesammelte Wissen und die gesammelten Erfahrungen unseres Teams effizient und nachhaltig zu nutzen, haben wir binnen des letzten Jahres ein internes Knowledge & Training Department aufgebaut, das allen Mitarbeitern Zugriff auf Golden Standards, Templates und Trainingsunterlagen bietet. Unter Agilität verstehe ich ebenfalls die Möglichkeit für unsere Mitarbeiter sich innerhalb des Unternehmens interdisziplinär zu entwickeln und ihr Potenzial bestmöglich einzusetzen.

Als moderne und internationale Firma ist es mir wichtig, dass unsere Mitarbeiter selbst entscheiden können, wann, wie und wo sie arbeiten und dafür geben wir alles.  Wir glauben, dass diese Freiheit jedem Teammitglied hilft, seine Produktivität und Verantwortung zu steigern. Wir wollen das Talent unserer Mitarbeiter entwickeln und es nicht verwalten. Mitarbeiter haben unterschiedliche Lebensumstände, Biorhythmen und Präferenzen.  Deshalb geben wir jedem die Autonomie, seinen besten Service zu bieten. Für uns ist es eine echte Win-Win-Situation. Wenn unsere Mitarbeiter mehr Kontrolle über ihre Arbeitsweise erlangen, wird unsere Organisation reaktionsschnell und effektiv.

Das Prinzip der Agilität ist in Ihrer Firma sehr tief verankert. Wie gelingt Ihnen die Umsetzung?
Agiles Arbeiten ist für mich der Schlüssel zum Erfolg, sowohl mit Hinblick auf unsere Kunden als auch auf unser Team. Agilität ermöglicht ein exploratives und selbstgesteuertes Handeln. Es ermöglicht eine rasche Anpassung an stets wechselnde Begebenheiten und die sofortige Wahrnehmung von sich neu bietenden Chancen und lässt zugleich keine starren und trägen Strukturen aufkommen.

Mir ist es wichtig, dass Agilität auch tatsächlich Tag für Tag innerhalb von Digital Chameleon gelebt wird. Deshalb versuche ich als bestes Beispiel voran zu gehen und integriere unser Prinzip WORK AGILE in all unsere internen Prozesse – egal ob Meeting Kultur, Handlungsprinzipien, Workshops, Business Canva Modelle oder Retrospektiven & Lessons learned.

Es ist natürlich schwierig, diese Freiheit den Prozessen unserer Kunden anzupassen, aber aus unserer Erfahrung ist es nicht unmöglich. Wir kommunizieren offen mit unseren Kunden, wie wir unser WORK AGILE-Prinzip in das Projekt integrieren werden - natürlich immer angepasst an die Bedürfnisse und Bedingungen des jeweiligen Kunden. Um diesen Prozess zu optimieren und neue Wege, Methoden und einen solchen Change möglichst reibungslos und erfolgreich durchzuführen, haben unsere HR-Beauftragte und ich selbst eine Weiterbildung zum Change-Management Coach absolviert. Wir sind der festen Überzeugung, dass das Prinzip der Agilität, das wir extern anwenden möchten nur funktioniert, wenn es auch tatsächlich intern gelebt wird.

Wo liegen gerade für Healthcare Start-ups die Schwierigkeiten in der Gründung eines agilen Unternehmens?
Oft werden die regulatorischen Anforderungen, die zu erfüllen sind, unterschätzt. Außerdem reicht die reine Dokumentation von Prozessen reicht nicht. Die Prozesse müssen tatsächlich gelebt werden. Zuletzt sollte ein teamübergreifendes Verständnis von Agilität geschaffen werden.
Wann sollten Start-ups Ihrer Meinung nach, die Werte ihres eigenen Unternehmens definieren – gibt es dafür einen bestimmten Zeitpunkt? 
Die Gründung eines Unternehmens setzt in jedem Fall eine klare Vision voraus, zu der auch die Unternehmenskultur gehört. Mir ist bewusst, dass das Formulieren von Unternehmenswerten klassischerweise bei der Unternehmensgründung “abgefragt” wird. Persönlich verfolge ich diesen Ansatz nicht unbedingt. Viel wichtiger als das Aufstellen von Werten, die z.T. fast wie “Gebote” wirken, finde ich es als Führungskraft die Werte, die ich mit Digital Chameleon verbinde, selbst vorzuleben. Ich bin der Auffassung, dass nur so eine organische und wahrhaftige Form der Unternehmenskultur entstehen kann. Mitarbeiter, die sich mit diesen gelebten Werten und der sich somit ergebenden Unternehmenskultur identifizieren können, werden automatisch dazu beitragen, diese mit aufzubauen und zu leben – ohne dass sie durch vordefinierte Werte diktiert wird. Die Gewichtung verschiedener Themen und Aspekte kann natürlich im Laufe der Unternehmensentwicklung variieren. Bei einem wachsenden Team stellen z.B. Themen wie Werte in Bezug auf Kommunikation oder Transparenz neue Herausforderungen dar.

Wie bereits erwähnt, fördern wir die Andersartigkeit innerhalb unseres Teams und ich bin der festen Überzeugung, dass wie in allen anderen Lebensbereichen auch, Menschen mit gemeinsamen Werten und Visionen auf natürlich Art zusammenfinden und gemeinsam etwas Großes erschaffen können.

Müssen sich Healthcare Start-ups intensiver mit ihren Werten auseinandersetzen als Start-ups aus anderen Branchen?
Persönlich sehe ich die Herausforderung von Start-ups aus dem Healthcare Sektor im Vergleich zu anderen Branchen nicht unbedingt in der intensiveren Auseinandersetzung mit den eigenen Unternehmenswerten. Viel mehr sehe ich die Herausforderungen in den vielzähligen Beschränkungen, die das stark regulierte Feld im Gesundheitswesen mit sich bringt. Dazu zählen auch die erhöhten sicherheitsrelevanten Anforderungen (Data & IT Security) und der erschwerte Zugang zu fundierten Datenquellen, da die Nutzung von Gesundheitsdaten bestimmten Richtlinien unterliegt.
Ihr Unternehmen wird überwiegend von Frauen getragen. Was können Sie Unternehmen empfehlen, um Arbeitsplätze für Frauen in der Tech-Branche attraktiver zu machen?
Im Grunde genommen drehen wir bei diesem Thema wieder eine Schleife zur Unternehmenskultur. Sind Chancengleichheit und Gleichberechtigung ein fester Bestandteil der Firmenkultur und werden diese Werte ebenfalls vollends innerhalb des Unternehmens tagtäglich gelebt, wird dieses Unternehmen automatisch attraktiv auf potenzielle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wirken. Persönlich finde ich, dass gerade durch diese Unterscheidung manchmal das Thema “Chancengleichheit” untergraben wird, da Chancengleichheit und Gleichberechtigung Gender Neutrality eigentlich voraussetzen. Wie bereits erwähnt, ist Diversität innerhalb des Teams bei Digital Chameleon willkommen und diese umfasst weitaus mehr als nur das Geschlecht. Als Arbeitgeber finde ich es wichtig sich zu öffnen und Bewerbern gleichermaßen Chancen einzuräumen ungeachtet ihrer Herkunft, sexuellen Orientierung, Lebensumständen oder anderen Faktoren.
Welche Erfahrungen haben Sie als Gründerin in einem sehr männlich dominierten Tech-Umfeld gemacht?
Zugebenermaßen bin ich selber als Frau innerhalb der Tech Branche auf sehr wenig Vorurteile gestoßen und habe kaum schlechte Erfahrungen gemacht. Etwas anders verhält es sich im Quality & Regulatory Bereich – dort heißt es manchmal einen kühlen Kopf bewahren und durch Know-How punkten, um Vorurteile aus dem Weg zu räumen.
Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern aus eigener Erfahrung mit auf den Weg geben?
 

Über Tanja Rohark

Tanja Rohark ist Gründerin der Strategieberatung Digital Chameleon. Das Start-up setzt sich für die digitale Transformation im Gesundheitswesen ein und verfolgt die Vision, mit innovativen Services den Umgang mit qualitätsrelevanten Themen zu revolutionieren. Dazu möchte das Team die statische Herangehensweise an das Qualitätsmanagement transformieren und eine agile, prozessorientierte und weitgehend papierlose Arbeitsweise zu etablieren.

 

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02.12.2024

Noch bis zum 20. Januar 2025 können sich Start-ups für die Konzeptphase des Science4Life Startup-Wettbewerb registrieren und ihre innovativen Geschäftskonzepte einreichen. Neben exklusivem Feedback durch die Science4Life-Experten profitieren Gründerteams vom großen Netzwerk und Weiterbildungsangeboten, wie den Science4Life Academy-Days. Die Konzeptphase zielt als zweite Phase des Science4Life Startup-Wettbewerbs darauf ab, Gründer aus den Branchen Life Sciences, Chemie und Energie auf ihrem Weg zum Businessplan zu unterstützen. Was ist eigentlich die Konzeptphase? Die Konzeptphase ist die zweite Wettbewerbsphase des Science4Life Startup-Wettbewerbs. Sie folgt auf die Ideenphase und bereitet die Teilnehmer auf die dritte und letzte Phase, die Businessplanphase, vor. In der Konzeptphase können Gründerteams ihr Geschäftsvorhaben und ihren Zielmarkt konzeptionell ausarbeiten. Das bietet jungen Unternehmerteams die Möglichkeit, ihre Gründung von Profis mit jahrelanger Praxiserfahrung einschätzen zu lassen und Feedback von den Science4Life-Experten zu erhalten. Wer kann an der Konzeptphase teilnehmen? Die Teilnahme an der Konzeptphase steht allen Start-ups aus den Bereichen Life Sciences, Chemie und Energie offen – unabhängig davon, ob sie bereits an der Ideenphase teilgenommen haben. Teilnahmeberechtigt sind alle Teams mit Gründungsabsicht sowie Unternehmen, deren Gründung nach dem 1. September 2022 erfolgt ist. Gründerteams aus der Life Sciences und Chemie Branche nehmen am Science4Life Venture Cup teil. Die Teilnahme am Science4Life Energy Cup steht allen Gründern aus dem Bereich Energie offen. Wie läuft die Teilnahme ab? Um an der Konzeptphase des Science4Life Venture Cup und Science4Life Energy Cup teilzunehmen, müssen Gründerteams ihr Geschäftskonzept vorstellen. Das muss in Form eines Read Decks erfolgen. Bei der Gliederung und Formulierung des Read Decks hilft auch das speziell für Science4Life entwickelte Handbuch . Gründerteams können dieses hier kostenlos downloaden.  Die Beiträge können bis zum 20. Januar 2025 , 23:59 Uhr, online im Science4Life-Portal als PDF-Datei hochgeladen werden. Nach erfolgreicher Teilnahme werden die fristgerecht eingereichten Wettbewerbsbeiträge durch verschiedene Branchenexperten begutachtet und bewertet. Das Science4Life Experten-Netzwerk besteht aus mehr als 200 Institutionen und Unternehmen, die den Grundstein für einen regen Informations- und Erfahrungsaustausch bilden. Beteiligt sind Experten aus dem öffentlichen Recht, national und international agierende Konzerne, Patent- und Rechtsanwaltskanzleien, Universitäten und Hochschulen oder ehemalige Teilnehmer des Businessplan-Wettbewerbs. Durch dieses breit gefächerte Expertenwissen ist es möglich, die Teilnehmer auf jedem Fachgebiet ausgezeichnet zu unterstützen. Bei der Konzeptprämierung am 11. März 2025 werden die fünf besten Teams des Science4Life Venture Cup sowie die drei besten Teams des Science4Life Energy Cup prämiert. Warum an der Konzeptphase des Science4Life Startup-Wettbewerb teilnehmen? Der Zugang zum großen Science4Life Netzwerk sowie das umfangreiche Expertenfeedback zum Geschäftskonzept sind nur einige Vorteile der Teilnahme am Science4Life Startup-Wettbewerb. Darüber hinaus können die Gründerteams von der Teilnahme an Online-Seminaren profitieren, sich ein Preisgeld in Höhe von jeweils 1.500 € im Venture Cup und 1.000€ im Energy Cup sichern und sich als Team weiterentwickeln. Die Gewinnerteams erhalten außerdem Zugang zu den Academy-Days. Diese sind speziell auf die Teams aus den einzelnen Bereichen zugeschnitten: Coaches mit jahrelanger Branchenerfahrung teilen ihr Wissen und klären wichtige Fragen bezüglich der Geschäftskonzepte. Dieser zweitägige Intensivworkshop gibt den Gewinnerteams die Möglichkeit zusammen mit ihrem persönlichen Coach ihr Geschäftskonzept zu perfektionieren. Weitere wichtige Informationen Die Teilnahme am Science4Life Startup-Wettbewerb ist kostenlos. Auf der Science4Life-Webseite können sich Gründer über den  Venture Cup und den Energy Cup informieren. Auch der Science4Life-Blog bietet den Teilnehmern weitere Tipps und Details rund um gründungsrelevante Themen.  

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Teilnahmerekord in der Ideenphase: Das sind die besten Geschäftsideen aus 142 Einreichungen

25.11.2024

Die Gewinner der Ideenphase stehen fest! Aus einer Rekordzahl von 142 eingereichten Ideen aus Life Sciences, Chemie und Energie setzten sich die Gewinnerteams mit innovativen Ansätzen für die Zukunft durch. In der Ideenphase des Science4Life Venture Cup gewinnen Blueprint Biomed, CiX, EpiCure, Phos4nova und Plantman. Beim Science4Life Energy Cup gewinnen FF Frontier Fuels, Radiant Systems und WeldNova – und diese Ideen stecken hinter den Namen. Am vergangenen Freitag erreichte die 27. Wettbewerbsrunde von Science4Life ihren ersten Höhepunkt: Die besten Geschäftsideen aus Life Sciences, Chemie und Energie wurden bei der Ideenprämierung online ausgezeichnet. Neben den Gewinnerteams gab es auch einen Rekord zu feiern, denn mit 142 Einreichungen gab es so viele Teilnehmer wie noch nie. Der Pioniergeist der teilnehmenden Teams zeigt sich allerdings nicht nur quantitativ – auch die Lösungsansätze verdeutlichen, wie sehr sich Start-ups der zentralen Herausforderungen der aktuellen Zeit bewusst sind. Die Geschäftsideen im Science4Life Venture Cup befassen sich unter anderem mit neuen Therapieansätzen für Krankheiten, innovativen Lösungen für die Schadstoffentfernung aus Wasser, einer App für blinde Menschen oder Maschinen für eine klimafreundlichere Landwirtschaft. Die Teilnehmer des Science4Life Energy Cup beantworten Fragen der Elektromobilität, liefern ein Konzept für neuartige Wärmepumpen oder nachhaltigere Biotreibstoffe für die Schifffahrt. Austausch und Learnings beim digitalen Academy Day Bevor die Sieger verkündet wurden, hatten die zehn besten Teams aus den Bereichen Life Sciences und Chemie sowie die fünf besten Teams aus der Energiebranche die Möglichkeit, ihr Wissen beim digitalen Academy Day zu erweitern. Hier wurden die Teams in praxisorientierten Coachings und einzelnen Workshops zu den Themen Finanzierung, Marketing, Recht und Patent gecoacht. Eine wertvolle Gelegenheit, die Idee zu schärfen und sich frühzeitig auf den Markt vorzubereiten. Am Abend wurden dann die Gewinner bekanntgegeben: Die Gewinner des Science4Life Venture Cup Blueprint Biomed aus Berlin ist ein EXIST gefördertes Team am BIH der Charité-Universitätsmedizin Berlin. Das Team entwickelt resorbierbare Biomaterialimplantate, die effektiv und sicher die körpereigenen Regenerationsmechanismen aktivieren – ohne den Zusatz von Gewebe, Zellen oder Wachstumsfaktoren. Blueprint Biomed blickt auf über 10 Jahre Forschung zurück und bietet damit eine effizientere und patientenfreundlichere Lösung zu bestehenden Behandlungsansätzen von Knochendefekten. CiX aus Erlangen produziert anschlussfertige Wasserreinigungsmodule zur Schadstoffentfernung. Die Idee kam dem Team parallel zu Promotionsarbeiten an der Universität, als es an der Optimierung von Diamantelektroden forschte. Das System kann mit Strom effektiv und bedarfsgerecht unter anderem Medikamentenrückstände, Bakterien und PFAS, ein weitverbreitetes Umweltgift, aus Wasser entfernen – vor Ort und ohne Chemikalienzugabe. Bisherige Blutkrebs-Medikamente scheitern häufig an Resistenzbildung, geringer Wirksamkeit und starken Nebenwirkungen. Der Wirkstoff Carbacitabin von EpiCure aus München greift gezielt in gestörte epigenetische Mechanismen ein und überwindet diese Limitierungen. Die präklinischen Daten belegen: Das Team kann Blutkrebspatienten Stand jetzt eine effektive und äußerst gut verträgliche Therapieoption bieten. Phos4nova aus Enschede entwickelt einzigartige Polymere, die ein inhärentes Signal in der medizinischen Bildgebung generieren. Die bioabbaubare Technologie ist zum Patent angemeldet und ermöglicht es, die Nutzung schwermetallhaltiger Kontrastmittel zu vermeiden – das ebnet den Weg zu neuen Nano- und Biomaterialien. Inspiriert von der bemerkenswerten Widerstandsfähigkeit von Pflanzen gegen schädliche Proteinaggregate hat Plantman aus Köln ein Pflanzenprotein identifiziert, das das Potenzial hat, die mit der Huntington-Krankheit verbundenen toxischen Proteine zu unterdrücken. Dieser innovative therapeutische Ansatz verspricht erstmals eine Heilung der Huntington-Krankheit und gibt den betroffenen Patienten Hoffnung. Das sind Gewinner der Ideenphase des Science4Life Energy Cup Die FF Frontier Fuels GmbH entwickelt innovative Biotreibstoffe für die Schifffahrt, die auf industriellen Reststoffen basieren und sowohl kostengünstiger als auch nachhaltiger als bestehende Alternativen sind. Solaranlagen auf Mehrfamilienhäusern scheitern an ihrer administrativen und rechtlichen Komplexität. Mit ihrem Solarstrom-Verteiler löst Radiant aus Konstanz dieses Problem an der technischen Wurzel und macht Solaranlagen auf Mehrfamilienhäusern so einfach wie auf Einfamilienhäusern - ganz ohne Mieterstrom oder Gemeinschaftliche Gebäudeversorgung (GGV). Die WeldNova GmbH aus Berlin entwickelt eine elektromagnetische Badstütze für die produzierende Industrie. Diese ermöglicht erstmals den Einsatz des Laserstrahlschweißens beim Schweißen dicker Bleche. Damit kann die Produktivität des Schweißprozesses bei großen Stahlkonstruktionen um den Faktor zehn gesteigert und die Kosten um bis zu 90 Prozent gesenkt werden. Start der Konzeptphase: Einsendeschluss im Januar Ab sofort beginnt die Konzeptphase von Science4Life und dein Start-up kann dabei sein – meldet euch einfach bis einschließlich 20. Januar 2025 online unter www.science4life.de an und reicht euer Geschäftskonzept in Form eines Read Deck ein. Teilnehmen könnt ihr sowohl, wenn ihr schon bei der Ideenphase dabei wart, als auch als Neueinsteiger. Ihr bekommt Zugang zum Science4Life-Netzwerk, Feedback von Branchenexperten sowie die Chance auf Preisgeld und die Teilnahme vor Ort an den zweitägigen Academy Days der Konzeptphase. Wir freuen uns auf eure Konzepte!

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Warum der Aufbau einer Unternehmenskultur für Start-ups essentiell ist

18.10.2024

Prototypen fertigstellen, Investoren finden, Sales-Funnels aufbauen – die Prioritäten bei der Gründung der meisten Start-ups sind ähnlich, und das aus gutem Grund. Doch sobald ein junges Unternehmen beginnt, seine ersten Mitarbeiter einzustellen, eröffnen sich neue Herausforderungen. Eine solche Herausforderung ist das Schaffen einer Unternehmenskultur. Eine gute Unternehmenskultur ist die Basis dafür, Mitarbeiter zu gewinnen und zu halten, meint Kim Hampel – Operational Excellence Manager für die Biotest AG. Im Science4Life-Interview verrät er, wie Start-ups mit diesem Thema umgehen können und wo die Unterschiede zu etablierten Unternehmen liegen. Was bedeutet „Unternehmenskultur“? Was beinhaltet sie und wie wird sie definiert? Ich denke, es ist sinnvoll, sich zuerst mit dem Begriff „Kultur" vertraut zu machen, bevor man sich mit „Unternehmenskultur" auseinandersetzt. Der Begriff „Kultur" ist meines Erachtens nicht trivial und wird zudem unterschiedlich definiert. Die Definitionen zum Begriff haben jedoch gemeinsam, dass Meinungen, Ansichten oder Haltungen beschrieben werden, die zu einem Verhalten führen, das sich über längere Zeiträume bewährt hat. Ein Beispiel dafür ist der Respekt vor Hierarchien und älteren Personen in China, Indien oder Japan. In ähnlichen Regionen wird zudem zumeist nur indirekt kommuniziert, da nicht erwünscht ist, dass man seine Meinung direkt kundtut und widerspricht, während in z.B. Amerika direkte Kommunikation und die aktive Beteiligung an Diskussionen gewünscht ist. Kulturen entwickeln sich nicht ad hoc, sondern unterliegen Zyklen sowie politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen. Es wird auch beschrieben, dass Ansichten und Verhaltensweisen bei Generationsübergängen weitergegeben werden. Vielleicht erkennt der ein oder andere selbst, dass manche Haltungen und Verhaltensweisen zumeist angenommen und akzeptiert werden, da subjektiv gesehen initial ein „funktionierendes System" wahrgenommen wird. Ich möchte damit jedoch keinesfalls sagen, dass wir nicht in der Lage sind, Haltungen oder Verhaltensweisen zu hinterfragen. Allerdings dürfte es vielen bekannt vorkommen, dass in bestehenden Unternehmen gewisse Haltungen und Ansichten aufgrund etablierter Prozesse und Strukturen zumeist akzeptiert und übernommen werden. Um den Begriff "Kultur" noch etwas greifbarer und messbarer zu machen, wurden durch Hofstede unterschiedliche Kultureigenschaften geprägt. Bei den Kultureigenschaften handelt es sich um "Machtdistanz" [1.], die Ausprägung des "Individualismus" (Teamgedanke) [2.], ob der Umgang innerhalb des Kulturkreises "feminin" oder "maskulin" geprägt ist [3.], die Ausprägung der "Langfristorientierung" [4.], die "Unsicherheitsvermeidung" [5.] oder des "Genusses" bzw. "Verzichtes" [6.]. Die Kultureigenschaften sind durchaus auf die eigene Unternehmenskultur übertragbar und können dabei helfen, eigene Haltungen und Ansichten sowie die der Unternehmensorganisation zu reflektieren. Klassisches Unternehmen vs. Start-up: Welchen Stellenwert hat die Unternehmenskultur? Der Begriff Kultur hat für ein Unternehmen, sei es ein Start-up oder ein bestehendes Unternehmen, zunächst keinen wichtigen Stellenwert per se, vorausgesetzt die Prozesse und Strukturen im Unternehmen greifen reibungslos ineinander. Dies kann jedoch meiner Meinung nach nur für einen eingeschränkten Zeitraum zutreffen, in dem wirtschaftliche und politische Rahmenbedingungen, der Reifegrad des Kernprodukts und technologische Entwicklungen innerhalb des Wettbewerbs übereinstimmen. Eine solche „Symbiose" wird jedoch vermutlich in den wenigsten Fällen zutreffen. Politische Situationen verändern sich kontinuierlich und beeinflussen die Märkte. Es finden stets Veränderungen der Wettbewerbssituation aufgrund technologischer Entwicklungen statt. Aus diesem Grund ist es sowohl für bestehende Unternehmen als auch für Start-ups relevant, sich mit der Unternehmenskultur auseinanderzusetzen und zu reflektieren, welche Haltungen und Verhaltensweisen im Unternehmen gelebt werden sollen und welche der aktuellen Marktsituation angemessen sind, um die Wettbewerbsfähigkeit positiv zu beeinflussen. Gerade bei Neugründungen gibt es viele Herausforderungen: Finanzierungen, Entwicklung von Prototypen, erste Marktreife – wo bleibt da die Zeit für eine Unternehmenskultur? Wann ist der richtige Zeitpunkt, um darüber nachzudenken? Ich denke, die Unternehmenskultur wird bereits zum Zeitpunkt der Gründung durch die Rahmenbedingungen der Märkte beeinflusst. Es macht daher durchaus Sinn, sich mit der aktuellen Situation innerhalb und außerhalb des Unternehmens auseinanderzusetzen. Dabei sollte reflektiert werden, welche strategischen Ziele das Unternehmen verfolgt und welche Kultureigenschaften bei den Mitarbeitenden gewünscht sind, die dazu beitragen, die Unternehmensziele zu erreichen. An dieser Stelle gibt es kein „richtig oder falsch", denn jedes Unternehmen kann je nach Branche unterschiedlich strukturiert und aufgebaut sein. Grundsätzlich lässt sich jedoch sagen, dass aufgrund des stetigen Wettbewerbs Agilität und kontinuierliche Prozessverbesserung für jedes Unternehmen, egal ob während oder nach der Gründung, eine elementare Rolle spielen. Diese Faktoren können durch die Unternehmenskultur maßgeblich beeinflusst werden. Es ist daher wichtig, die Rahmenbedingungen aktiv wahrzunehmen. Was ist für eine starke Unternehmenskultur nötig? Könntest du uns in ein paar konkreten Schritten erläutern, wie Gründer diese implementieren können? Zum Glück gibt es bei der Beurteilung von Kulturen kein „richtig" und kein „falsch". Es ist daher nur subjektiv zu beantworten, ob eine Unternehmenskultur stark ist. Relevant sind hierfür die Unternehmensziele und die notwendigen Kultureigenschaften. Diese sollten im Umkehrschluss mit den Verhaltensweisen und Haltungen der Mitarbeitenden übereinstimmen.  Die Frage, ob die gelebte Kultur für das Unternehmen eine „starke" Kultur darstellt, wird zudem selten gestellt. In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu erkennen, ob und wie Differenzen ausgeprägt sind. Differenzen können sich beispielsweise beim Nichterreichen von spezifischen Zielen widerspiegeln, wobei dies in der Regel nicht allein auf die Kultur beschränkt ist. Differenzen zwischen der gewünschten und der tatsächlich gelebten Kultur können leichter erkannt werden, wenn der Soll-Zustand reflektiert wird: Wo möchte das Unternehmen in 2, 5 oder 10 Jahren stehen? Welches Verhalten und welche Haltungen der Mitarbeitenden werden hierfür benötigt? Die "Kulturdimensionen" nach Hofstede sind geeignete Ansatzpunkte, um eine erste Einschätzung durchzuführen. Dies kann bspw. im Rahmen einer Umfrage geschehen: Wie gehen wir im Unternehmen mit Hierarchien um? Duzen wir uns? Neigen wir dazu, Risiken einzugehen oder vermeiden wir diese? Eine Mitarbeiterbefragung kann helfen, den Ist-Zustand zu erfassen und die Angestellten gleichzeitig aktiv bei der Reflexion mit einzubinden. ​Hierdurch wird den Mitarbeitenden zudem das Gefühl vermittelt, dass ihre Meinung und ihr Verhalten für das Unternehmen wichtig und sie an der Ausrichtung der Unternehmenskultur beteiligt sind. Wurde der Ist-Zustand ermittelt und mit dem Soll-Zustand verglichen, müssen entsprechende Maßnahmen evaluiert werden, die dazu beitragen, die Unternehmenskultur positiv zu beeinflussen. Entscheidend sind hierbei die Geschäftsleitung und das obere Management, die ihre Haltungen und Verhaltensweisen über die Führungskräfte an die Mitarbeitenden weitertragen und beim Umsetzen der Maßnahmen eine Vorbildfunktion einnehmen. Eine moderne Unternehmenskultur ist ja oftmals eher mitarbeiterzentriert. Wie geht das mit einer produkt-/ideenorientierten Kultur in jungen Start-ups zusammen? Ich glaube, da gibt es keinen signifikanten Unterschied. In meinen Augen ist der Erfolg eines Start-ups oder eines bestehenden Unternehmens grundsätzlich von den Mitarbeitenden abhängig. Es besteht daher in beiden Fällen immer die Schwierigkeit, dass sich Arbeitsbedingungen, Priorisierungen, das Umfeld oder Ziele schnell verändern können. Problematisch ist in meinen Augen, dass wir Veränderungen nicht umgehend akzeptieren, da wir zumeist verstehen wollen, was zu einer Veränderung geführt hat und warum diese notwendig ist. Ein gutes Change-Management berücksichtigt daher bei der Kommunikation mit den Mitarbeitenden die Gründe und Auslöser von Veränderungen. Schließlich sollte sich das gesamte Unternehmen als Team wahrnehmen und die gleichen Ziele verfolgen. Jeder von uns ist Teil eines solchen Teams und möchte, dass das Erreichen von Zielen auch gefeiert und wertgeschätzt wird. Wie analysiert man als Gründer bestehende Prozesse in seinem Start-up richtig? Gerade hier kommen ja oftmals die Themen „Betriebsblindheit“ und ein starker Fokus auf die Entwicklung der Geschäftsidee dazu. Es ist generell wichtig, Prozessanforderungen zu formulieren und mit Hilfe von KPIs zu überwachen und zu steuern. An dieser Stelle ist entscheidend, dass die KPIs die „wahren Bedürfnisse" der Prozessanforderungen erfüllen. Da spielt es vermutlich keine Rolle, ob es sich um ein Start-up oder um ein bestehendes Unternehmen handelt. Sofern relevante Geschäftsprozesse jedoch aufgrund der Unternehmensentwicklung (noch) nicht durch KPIs gesteuert werden, unterliegen Prozessprobleme vermutlich zumeist Gefühlen wie Unzufriedenheit oder Demotivation. Das Ergebnis kann sein, dass die Routine ständig durch Priorisierungen und „Firefighting“ geprägt ist. Hierbei ist es wichtig, das Gefühl erst einmal bewusst wahrzunehmen und anhand von Daten messbar zu machen. Fragen wie „Welcher Prozess läuft schlecht?" und „Was sind meine Anforderungen an den Prozess, damit ich zufrieden bin?" werden z. B. im Rahmen von Lean Sigma strukturiert erörtert. Hierbei handelt es sich um anerkannte Managementpraktiken, um Ziele klar zu formulieren, Probleme messbar zu machen, datenbasiert zu analysieren, zu verbessern und relevante KPIs zu entwickeln. Eine Belegschaft sollte daher auch mit Begriffen des Lean Managements wie z.B. "TIMWOOD" vertraut sein und für Prozessverbesserung sensibilisiert werden. Wie bereits erwähnt, wird die Voraussetzung hierfür durch die Geschäftsleitung und das obere Management geschaffen. Die Weiterbildung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist aus meiner Sicht auch eine sehr wertschätzende Maßnahme, um Verbesserungen im Unternehmen anzustoßen und zu fördern. Betriebsblindheit tritt meiner Einschätzung nach zumeist in Organisationen auf, in denen mangelhaft kommuniziert, keine kontinuierliche Verbesserung praktiziert und die Fehlerkultur negativ beeinflusst wird. Um Oakland und Tanner zu zitieren: „Most people start work for an organisation with positive attitudes and behaviours and it is frequently the systems and environment that cause problems and deterioration“ (Successful Change Management, 2007). Wir sollten daher niemals vergessen, dass wir alle Menschen sind und Träume und Ziele verfolgen. Dies treibt uns an! Es liegt daher in unserer Natur, dass wir uns in Gruppen organisieren, um mithilfe kontinuierlicher Verbesserung unsere Ziele zu erreichen. Schließlich können wir dann gemeinsam Erfolge feiern. 

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