23.03.2021

Agiles Arbeiten und die digitale Transformation der Healthcare-Branche – Interview mit Tanja Rohark, CEO von Digital Chameleon

Der Einsatz digitaler Technologien verändert den Gesundheitssektor in beispiellosem Tempo und bietet innovative Möglichkeiten, um bessere Ergebnisse im Gesundheitswesen zu erzielen. Warum die digitale Transformation im Healthcare-Bereich aktuell relevanter denn je ist, erzählt Tanja Rohark von Digital Chameleon im Interview. Die Gründerin der Strategieberatung für digitale Transformation im Gesundheitswesen kennt die Szene und gibt ganz persönliche Einblicke in ihre Motivation und die Herausforderungen von Healthcare Start-ups.

Frau Rohark, warum ist gerade in Zeiten der Krise die Digitalisierung des Gesundheitswesens so relevant wie noch nie?
COVID-19 und die daraus entstehende Krise betrifft alle Lebensbereiche. Gerade im  Hinblick auf Kapazität, Leistung und Kosten setzt sie das Gesundheitswesen unter enormen Druck. Eine allumfassende medizinische Versorgung für jeden Einzelnen muss auch in dieser Ausnahmesituation weiterhin gewährleistet sein und bedingt ein Umdenken und Akzeptanz bezüglich digitaler Lösungen im Gesundheitswesen.

Um dem Druck und steigenden Kosten entgegenzuwirken, gilt es Prozesse mithilfe von Digitalisierung effizienter und letztendlich kostensenkender zu gestalten. Zum einem geschieht dies im Bereich der Telemedizin in Form von digitalen Medizinprodukten (SaMD) oder eHealth Plattformen und zum anderen ebenfalls in Form von digitaler Optimierung interner Abläufe innerhalb des Gesundheitswesens. So ermöglichen bestimmte digitale Medizinprodukte z.B. eine Messung, die zuhause vom Patienten selbst durchgeführt und mittels Datenübertragung anderorts empfangen und ausgewertet werden kann. Im stark regulierten Life Sciences-Bereich mit hoher Dokumentationspflicht entlasten digitalisierte Prozesse den Arbeitsalltag des Ärzte- und Pflegepersonals ungemein, sparen Zeit ein und erlauben ihnen, sich wieder stärker auf ihre Kerntätigkeit zu konzentrieren.

Es gilt in dieser Krise die Chance für digitale Anwendungen zu erkennen und zu fördern.  Digitale Technologien spielen eine wichtige und bedeutende Rolle bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie und durch die Krise ist eine Art Katalysator-Effekt auf die Digitalisierung entstanden.

Welchen Wandel konnten Sie im Gesundheitswesen bisher beobachten und wie blicken Sie in die Zukunft?
Der Ausnahmezustand der Pandemie hat, wie bereits angedeutet, zu einer Art Defreezing von eHealth und Digital Health in Versorgungsprozessen geführt. Viele tauen langsam auf, öffnen sich für digitale Tools und Technologien, etablieren digitale Prozesse – kurz: Die Akteure im Gesundheitswesen realisieren, dass eine Transformation im digitalen Healthcare Bereich stattfindet und es an der Zeit ist, umzudenken und umzudisponieren. Bessere medizinische Versorgung durch die Digitalisierung von Medizinprodukten, kürzere und optimierte Wege innerhalb der Organisation des Gesundheitswesens, multidisziplinäre Plattformen, die den Zugriff und Austausch von Daten zwischen der MedTech, BioTech und Pharmaindustrie vereinfachen und somit ein “connected digital Ecosystem” bilden und die Integration von IT Solutions sind zum “State of the Art” geworden und weiterhin im steten Wandel. Wir haben diesen Trend bereits früh erkannt und sehen hier die Chance, die Vorteile unserer agilen und innovativen Arbeitsweise als Best Practice unter Beweis zu stellen. Die Vereinigung von Business Prozess Excellence und Quality Management mit der Unterstützung von integrierten IT Solutions bildet für unsere Kunden ein essentielles Framework, um auf dem Markt bestehen zu können. Agile eQMS Lösungen, die zugleich prozessoptimiert und compliant sind, werden Teil der Wertschöpfungskette.
Wie hat sich die Corona Krise auf Ihr Unternehmen ausgewirkt und welche Chancen haben sich dadurch für Ihr Start-up ergeben?
Dank unserer agilen Arbeitsweise sind unsere Mitarbeiter mit allen notwendigen Tools ausgestattet und waren zu jedem Zeitpunkt trotz der aktuellen COVID-19 Situation voll einsatzfähig. Die flexible, adaptive und digitale Methodologie unseres Unternehmens ermöglicht es uns, unsere Kunden auch remote wertvoll, effektiv und vertrauensvoll zu betreuen. Unsere Projekte werden daher von der derzeitigen Entwicklung glücklicherweise nicht negativ beeinflusst.

Wir haben die Zeit erfolgreich und effizient für unsere Innovationen genutzt und uns mit Elan und Kreativität den zukunftsweisenden Trends gewidmet. Unter Anwendung von Customer Journeys & Design Thinking konnten wir aus einem anfänglichen Mix aus Einzelprodukten ganzheitliche End-to-End Solutions für unsere Kunden entwickeln, um sie auf ihrer ganz individuellen “Digital Transformation” Reise als Gefährte zu begleiten. Zudem haben wir den Kontakt zu anderen Start-ups und Unternehmen vertieft und sind spannende und vielversprechende Kollaborationen eingegangen, die es uns ermöglichen unser Portfolio weiter auszubauen und Turn Key Solutions aus einer Hand zu liefern. Generell konnten wir unseren 360° Holistic Ansatz noch einmal vertiefen und auf das nächste Level bringen. Zum einen spiegelt sich das in unseren Produkten wider: Hier haben wir die Bereiche Qualität & Compliance mit Integrated IT Solutions eng miteinander verbunden, um somit Business Prozess Excellence zu erreichen. Zum anderen haben wir unsere Methodologie unter Berücksichtigung von digitalem Reifegrad, Unternehmenskultur und Prozesse unserer Kunden weiterentwickelt, um unsere Services und Lösungen maßgeschneidert auf ihre individuellen Bedürfnisse anzupassen.

Zusammenfassend kann man sagen, dass die Krise uns die Chance geboten hat, uns weiterzuentwickeln und zu wachsen. Das hat uns den nötigen Schwung verschafft, aus den “Start-up” Schuhen heraus zu wachsen und Digital Chameleon auf die nächste Stufe zu bringen.

Was macht Ihr Unternehmen zu einem Start-up und welchen Herausforderungen mussten Sie sich zu Beginn stellen?
Nach Jahren in verschiedenen globalen Unternehmenspositionen und Projekten im regulierten Life-Science und Gesundheitssektor, wollte ich ein Unternehmen gründen, das es in so einer Form in dieser Branche noch nicht gab und sich von Mitstreitern abhebt: Eine inhabergeführte Digital Health Strategy Advisory mit weiblichen CEO, die neue Wege in Quality & Compliance eröffnet, um die Digitalisierung im Gesundheitswesen voranzutreiben. Diese innovative Geschäftsidee und das hohe Wachstumspotenzial machen Digital Chameleon zu einem einzigartigen Start-up, das passend am Weltfrauentag 08.03.2019 von mir gegründet wurde.

Neben den finanziellen Aspekt – Digital Chameleon ist ein eigenfinanziertes Start-up – war das Festhalten an der eigenen Idee und Vision von Beginn an die grösste Challenge. Der feste Glaube daran, dass die Digitalisierung im Healthcare Bereich unaufhaltsam und zukunftsweisend ist und immenses Potenzial birgt, die veralteten Prozesse aufzubrechen und zu transformieren, war mein Motor. Ich wollte es anders/ besser machen und den Markt von dieser neuen Methodik überzeugen. Bei Zweifeln, Gegenwind und Kritikern den Mut und einen kühlen Kopf zu bewahren und an meiner Vision festzuhalten, waren die größten persönlichen Herausforderungen.

Wie schaffen Sie für Ihre Mitarbeiter ein modernes Arbeitsumfeld und welche Werte sind Ihnen dabei besonders wichtig?

Um in dieser boomenden Industrie auf dem neusten Stand zu bleiben, braucht es eine dynamische Unternehmenskultur. Unsere Philosophie setzt auf Offenheit, Diversität und Agilität. Im Einklang mit unserem disruptiven Ansatz fördern wir die Andersartigkeit innerhalb unseres Teams, da sich aus verschiedenen Perspektiven, Persönlichkeiten und Erfahrungen neue spannende und kreative Ansätze ergeben.

Digital Chameleon soll ein offenes, diverses und modernes Arbeitsumfeld darstellen, das es den Mitarbeitern ermöglicht, sich zu entfalten, entwickeln und ihre individuellen Talente zu fördern oder gar zu entdecken.  Deshalb war von Beginn an die Talentförderung durch kollegiales Coaching und individuelle und regelmäßige Weiterbildungen besonders wichtig für mich. In unseren Teams lernen Seniors und Juniors mit- und voneinander. Um das gesammelte Wissen und die gesammelten Erfahrungen unseres Teams effizient und nachhaltig zu nutzen, haben wir binnen des letzten Jahres ein internes Knowledge & Training Department aufgebaut, das allen Mitarbeitern Zugriff auf Golden Standards, Templates und Trainingsunterlagen bietet. Unter Agilität verstehe ich ebenfalls die Möglichkeit für unsere Mitarbeiter sich innerhalb des Unternehmens interdisziplinär zu entwickeln und ihr Potenzial bestmöglich einzusetzen.

Als moderne und internationale Firma ist es mir wichtig, dass unsere Mitarbeiter selbst entscheiden können, wann, wie und wo sie arbeiten und dafür geben wir alles.  Wir glauben, dass diese Freiheit jedem Teammitglied hilft, seine Produktivität und Verantwortung zu steigern. Wir wollen das Talent unserer Mitarbeiter entwickeln und es nicht verwalten. Mitarbeiter haben unterschiedliche Lebensumstände, Biorhythmen und Präferenzen.  Deshalb geben wir jedem die Autonomie, seinen besten Service zu bieten. Für uns ist es eine echte Win-Win-Situation. Wenn unsere Mitarbeiter mehr Kontrolle über ihre Arbeitsweise erlangen, wird unsere Organisation reaktionsschnell und effektiv.

Das Prinzip der Agilität ist in Ihrer Firma sehr tief verankert. Wie gelingt Ihnen die Umsetzung?
Agiles Arbeiten ist für mich der Schlüssel zum Erfolg, sowohl mit Hinblick auf unsere Kunden als auch auf unser Team. Agilität ermöglicht ein exploratives und selbstgesteuertes Handeln. Es ermöglicht eine rasche Anpassung an stets wechselnde Begebenheiten und die sofortige Wahrnehmung von sich neu bietenden Chancen und lässt zugleich keine starren und trägen Strukturen aufkommen.

Mir ist es wichtig, dass Agilität auch tatsächlich Tag für Tag innerhalb von Digital Chameleon gelebt wird. Deshalb versuche ich als bestes Beispiel voran zu gehen und integriere unser Prinzip WORK AGILE in all unsere internen Prozesse – egal ob Meeting Kultur, Handlungsprinzipien, Workshops, Business Canva Modelle oder Retrospektiven & Lessons learned.

Es ist natürlich schwierig, diese Freiheit den Prozessen unserer Kunden anzupassen, aber aus unserer Erfahrung ist es nicht unmöglich. Wir kommunizieren offen mit unseren Kunden, wie wir unser WORK AGILE-Prinzip in das Projekt integrieren werden - natürlich immer angepasst an die Bedürfnisse und Bedingungen des jeweiligen Kunden. Um diesen Prozess zu optimieren und neue Wege, Methoden und einen solchen Change möglichst reibungslos und erfolgreich durchzuführen, haben unsere HR-Beauftragte und ich selbst eine Weiterbildung zum Change-Management Coach absolviert. Wir sind der festen Überzeugung, dass das Prinzip der Agilität, das wir extern anwenden möchten nur funktioniert, wenn es auch tatsächlich intern gelebt wird.

Wo liegen gerade für Healthcare Start-ups die Schwierigkeiten in der Gründung eines agilen Unternehmens?
Oft werden die regulatorischen Anforderungen, die zu erfüllen sind, unterschätzt. Außerdem reicht die reine Dokumentation von Prozessen reicht nicht. Die Prozesse müssen tatsächlich gelebt werden. Zuletzt sollte ein teamübergreifendes Verständnis von Agilität geschaffen werden.
Wann sollten Start-ups Ihrer Meinung nach, die Werte ihres eigenen Unternehmens definieren – gibt es dafür einen bestimmten Zeitpunkt? 
Die Gründung eines Unternehmens setzt in jedem Fall eine klare Vision voraus, zu der auch die Unternehmenskultur gehört. Mir ist bewusst, dass das Formulieren von Unternehmenswerten klassischerweise bei der Unternehmensgründung “abgefragt” wird. Persönlich verfolge ich diesen Ansatz nicht unbedingt. Viel wichtiger als das Aufstellen von Werten, die z.T. fast wie “Gebote” wirken, finde ich es als Führungskraft die Werte, die ich mit Digital Chameleon verbinde, selbst vorzuleben. Ich bin der Auffassung, dass nur so eine organische und wahrhaftige Form der Unternehmenskultur entstehen kann. Mitarbeiter, die sich mit diesen gelebten Werten und der sich somit ergebenden Unternehmenskultur identifizieren können, werden automatisch dazu beitragen, diese mit aufzubauen und zu leben – ohne dass sie durch vordefinierte Werte diktiert wird. Die Gewichtung verschiedener Themen und Aspekte kann natürlich im Laufe der Unternehmensentwicklung variieren. Bei einem wachsenden Team stellen z.B. Themen wie Werte in Bezug auf Kommunikation oder Transparenz neue Herausforderungen dar.

Wie bereits erwähnt, fördern wir die Andersartigkeit innerhalb unseres Teams und ich bin der festen Überzeugung, dass wie in allen anderen Lebensbereichen auch, Menschen mit gemeinsamen Werten und Visionen auf natürlich Art zusammenfinden und gemeinsam etwas Großes erschaffen können.

Müssen sich Healthcare Start-ups intensiver mit ihren Werten auseinandersetzen als Start-ups aus anderen Branchen?
Persönlich sehe ich die Herausforderung von Start-ups aus dem Healthcare Sektor im Vergleich zu anderen Branchen nicht unbedingt in der intensiveren Auseinandersetzung mit den eigenen Unternehmenswerten. Viel mehr sehe ich die Herausforderungen in den vielzähligen Beschränkungen, die das stark regulierte Feld im Gesundheitswesen mit sich bringt. Dazu zählen auch die erhöhten sicherheitsrelevanten Anforderungen (Data & IT Security) und der erschwerte Zugang zu fundierten Datenquellen, da die Nutzung von Gesundheitsdaten bestimmten Richtlinien unterliegt.
Ihr Unternehmen wird überwiegend von Frauen getragen. Was können Sie Unternehmen empfehlen, um Arbeitsplätze für Frauen in der Tech-Branche attraktiver zu machen?
Im Grunde genommen drehen wir bei diesem Thema wieder eine Schleife zur Unternehmenskultur. Sind Chancengleichheit und Gleichberechtigung ein fester Bestandteil der Firmenkultur und werden diese Werte ebenfalls vollends innerhalb des Unternehmens tagtäglich gelebt, wird dieses Unternehmen automatisch attraktiv auf potenzielle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wirken. Persönlich finde ich, dass gerade durch diese Unterscheidung manchmal das Thema “Chancengleichheit” untergraben wird, da Chancengleichheit und Gleichberechtigung Gender Neutrality eigentlich voraussetzen. Wie bereits erwähnt, ist Diversität innerhalb des Teams bei Digital Chameleon willkommen und diese umfasst weitaus mehr als nur das Geschlecht. Als Arbeitgeber finde ich es wichtig sich zu öffnen und Bewerbern gleichermaßen Chancen einzuräumen ungeachtet ihrer Herkunft, sexuellen Orientierung, Lebensumständen oder anderen Faktoren.
Welche Erfahrungen haben Sie als Gründerin in einem sehr männlich dominierten Tech-Umfeld gemacht?
Zugebenermaßen bin ich selber als Frau innerhalb der Tech Branche auf sehr wenig Vorurteile gestoßen und habe kaum schlechte Erfahrungen gemacht. Etwas anders verhält es sich im Quality & Regulatory Bereich – dort heißt es manchmal einen kühlen Kopf bewahren und durch Know-How punkten, um Vorurteile aus dem Weg zu räumen.
Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern aus eigener Erfahrung mit auf den Weg geben?
 

Über Tanja Rohark

Tanja Rohark ist Gründerin der Strategieberatung Digital Chameleon. Das Start-up setzt sich für die digitale Transformation im Gesundheitswesen ein und verfolgt die Vision, mit innovativen Services den Umgang mit qualitätsrelevanten Themen zu revolutionieren. Dazu möchte das Team die statische Herangehensweise an das Qualitätsmanagement transformieren und eine agile, prozessorientierte und weitgehend papierlose Arbeitsweise zu etablieren.

 

Diesen Artikel teilen

Ähnliche Themen

Das ist die Businessplanphase von Science4Life

17.03.2025

Aus Ideen entstehen Unternehmen – mit dem Science4Life Venture Cup und Science4Life Energy Cup unterstützen wir Gründer dabei, ihre Geschäftsidee zu realisieren. Gründer aus den Bereichen Life Sciences, Chemie und Energie haben noch bis zum 14. April 2025 die Chance, ihre Businesspläne in Form von Read-Decks online einzureichen. So profitieren Teilnehmer von einer Teilnahme bei Science4Life Das Besondere am Science4Life Businessplan-Wettbewerb: Unser Netzwerk. Erfahrene Branchen-Experten, Rechtsanwälte, Marketing-Profis sowie Business Angels und Investoren arbeiten seit Jahrzehnten mit uns zusammen, um Gründer zu fördern. In der Businessplanphase können sich die Gewinner auf Preisgelder in Höhe von rund 77.000 Euro freuen. Der Businessplan-Wettbewerb besteht aus drei Phasen: Ideenphase, Konzeptphase und Businessplanphase. Während den Bewerbungsphasen profitieren Start-ups außerdem von Online-Seminaren unserer Experten. Heute erklären wir im Detail, wie die Businessplanphase abläuft. Das Read-Deck als Grundstein der Unternehmensgründung Ziel der dritten und letzten Phase des Businessplan-Wettbewerbs ist es, Gründer bei der Ausarbeitung eines fundierten Businessplans in Form eines Read-Decks zu unterstützen. Denn das Read-Deck ist das Dokument, das wegweisend für die Zukunft eines Start-ups ist. Egal ob bei der Suche nach Business Angels, Venture-Capital-Gebern oder Geschäftspartnern – immer mehr Akteure bewerten das Potential anhand eines Read-Decks statt des klassischen Businessplans in schriftlicher Form. Deshalb müssen die Unterlagen auch die unterschiedlichen Informationsbedürfnisse der Stakeholder erfüllen. Aber nicht nur während der Gründung sind Businessplan und Read-Deck essentiell, auch als Steuerungs- und Kontrollinstrument übernehmen sie eine wichtige Funktion: Die definierten Unternehmensziele und Planungen dienen nämlich auch dazu, das große Ganze im Blick zu behalten, auf die gesetzten Meilensteine hinzuarbeiten und sich zu fokussieren. Die Bewerbung zur Businessplanphase Der Einstieg in den Science4Life Venture Cup und den Science4Life Energy Cup ist jederzeit möglich. Für die Businessplanphase kann man sich also auch bewerben, wenn man an den vorherigen beiden Wettbewerbsrunden nicht teilgenommen hat. Die Teilnahme am Wettbewerb ist simpel: Die Einreichung des Businessplans findet online über die Science4Life-Webseite statt. Die Teilnehmer müssen sich registrieren, ihren Businessplan in Form eines Read-Decks über das Science4Life-Portal hochladen und erhalten dann eine Teilnahmebestätigung. Science4Life hat über die letzten 27 Jahre ein Expertennetzwerk mit über 300 Partnern aus den jeweiligen Fachbereichen und Branchen sowie aus Rechts- und Patentanwälten, Marketing- und Finanzprofis, Business Angels, Investoren und vielen weiteren Experten aufgebaut. Einige von ihnen bewerten auch die eingereichten Read-Decks: Jedes Gründerteam erhält eine individuelle, schriftliche Einschätzung der Stärken und Schwächen des Read-Decks und damit auch zum Gründungsvorhaben. Die Start-ups haben so die Möglichkeit, das Feedback in Ruhe einzuarbeiten und ihre Geschäftsidee weiterzuentwickeln. Die Bewertungen werden von Gutachtern aus verschiedenen Fachrichtungen, wie beispielsweise Forschung, Marketing, Unternehmensberatung oder Patentrecht, abgegeben. Die unterschiedlichen Blickwinkel geben den Teilnehmern ein umfassendes Feedback in allen wichtigen Bereichen. So profitieren die Gewinnerteams von der Teilnahme an der Businessplanphase Neben den Bewertungen, die alle Gründerteams bei der Weiterentwicklung ihrer Geschäftsidee unterstützen, erhalten die fünf besten Teams des Venture Cup und die drei besten Teams des Energy Cup zusätzlich die Möglichkeit, an den Academy-Days, einem mehrtägigen Workshop, teilzunehmen. Dabei haben sie die Gelegenheit sich intensiv mit verschiedenen hochkarätigen Experten aus Wissenschaft, Industrie und Finanzwelt auszutauschen. Mit den Branchen-Experten werden die Stärken und Schwächen des Geschäftsmodells und des Read-Decks diskutiert, mit Kommunikationsfachleuten wird der dazugehörigen Präsentation der letzte Feinschliff verpasst. Denn die besten fünf Teams des Venture Cup und die besten drei Teams des Energy Cup präsentieren ihre Geschäftsideen vor der Science4Life-Experten-Jury.  Diese legt anschließend die endgültige Reihenfolge der Plätze fest. Preisgelder für die besten fünf Start-ups des Venture Cup  runden den Gewinn ab  Das Preisgled für den 1. Platz im Venture Cup liegt bei 25.000 Euro. Auch die drei besten Teams des Energy Cup können sich über Preisgelder freuen – auf den Gewinner des Energy Cup warten 10.000 Euro. Weitere Informationen zur Businessplanphase und für die Erstellung eines Read-Decks Hilfestellung zum Businessplan bekommen Start-ups schon vor der Einreichung des Businessplans: Das Science4Life-Handbuch gibt detaillierte Informationen, wie ein Businessplan in Form eines Read-Decks aufgebaut und wie die Inhalte aufbereitet sein sollten.

Weiterlesen

Zukunftsweisende Lösungen aus Life Sciences, Chemie und Energie – die Gewinner der Konzeptphase 2025

13.03.2025

Blueprint Biomed, EpiCure, Plantman, QuantiLight und TimeTeller holen sich den Sieg in der Konzeptphase des Science4Life Venture Cup. Beim Science4Life Energy Cup gewinnen Qkera, Radiant Solar und TwinWatt. Neue Technologien, zukunftsweisende Lösungen und beeindruckende Start-ups – auch in diesem Jahr zeigt die Konzeptphase des Startup-Wettbewerbs, welche Innovationen das Potenzial haben, Märkte zu revolutionieren. Während sich die Gewinnerteams des Science4Life Venture Cup auf bahnbrechende Entwicklungen in den Bereichen Medizintechnik, Diagnostik und Biotechnologie konzentrieren, setzen die Gewinner des Science4Life Energy Cup auf nachhaltige Energiekonzepte für eine umweltfreundlichere Zukunft. Individuelle Coachings bei den Academy Days Bevor die besten fünf Geschäftskonzepte aus Life Sciences und Chemie sowie die besten drei Geschäftskonzepte aus dem Bereich Energie ausgezeichnet wurden, gab es für die besten 15 Teams der Konzeptphase wertvolle Coachings im Rahmen der Academy Days. Im Sparring mit jeweils einem persönlichen Coach verfeinerten die Teams ihre Geschäftsvorhaben und hatten die Gelegenheit, diese nochmals auf Plausibilität und Realisierungschancen zu prüfen. Zusätzlich wurden in Kleingruppen die individuellen und juristischen Fragestellungen rund um die Unternehmensgründung besprochen. Neue Ansätze in der Medizintechnik und Diagnostik Das sind die Gewinner der Konzeptphase des Science4Life Venture Cup: Blueprint Biomed aus Berlin entwickelt innovative Lösungen für die Knochenregeneration. Der aktuelle Goldstandard erfordert dabei oft zusätzliche Eingriffe zur Gewebeentnahme. Das Start-up bietet eine effizientere und patientenfreundlichere Alternative: Ein resorbierbares Biomaterialimplantat, das die körpereigenen Regenerationsmechanismen aktiviert – ganz ohne zusätzlichen Eingriff. Aktuelle Blutkrebs-Medikamente scheitern häufig an Resistenzbildung, geringer Wirksamkeit und starken Nebenwirkungen. Der Wirkstoff von EpiCure aus München, Carbacitabin (CAB), greift gezielt in gestörte epigenetische Mechanismen ein und überwindet diese Limitierungen. Die präklinischen Daten belegen: Das Start-up kann Blutkrebspatienten eine effektive und äußerst gut verträgliche Therapieoption bieten. Plantman aus Köln entwickelt pflanzliche therapeutische Proteine zur Bekämpfung neurodegenerativer Erkrankungen. Der innovative Ansatz zielt auf die schädliche Proteinansammlung bei der Huntington-Krankheit ab und soll ihr Fortschreiten verhindern. Im Bereich der Diagnostik vereinfacht QuantiLight aus Heidelberg Blut-Tests auf Medikamentkonzentrationen für 23 Millionen chronisch Kranke. Mit einem handlichen Gerät und Blut aus der Fingerkuppe liefert es laborgenaue Ergebnisse in 15 Minuten – direkt von zu Hause. Das spart Patienten drei Stunden pro Test, senkt Kosten für das Gesundheitssystem und verbessert die Behandlung. Besonders nützlich ist es für Organtransplantierte und klinische Studien. Die TimeTeller GmbH aus Hamburg ermittelt den optimalen Tageszeitpunkt für die Medikamenteneinnahme, um Nebenwirkungen zu minimieren und die Wirksamkeit zu steigern. Die TimeTeller GmbH ist ein Spin-off der Charité – Universitätsmedizin Berlin und basiert auf der Forschung von Angela Relógio im Bereich Krebs und zirkadiane Rhythmen. Innovationen für eine nachhaltige Energiezukunft Die Gewinnerteams des Science4Life Energy Cup setzen auf nachhaltige Lösungen für die Energieversorgung der Zukunft. Die Qkera GmbH aus Garching löst das größte Problem von Batterien der nächsten Generation durch einen innovativen Durchbruch bei der skalierbaren und günstigen Herstellung von keramischen Festkörperelektrolyten, die dünn, flexibel, hochleitend und sicher sind. Die Technologie entstand durch jahrelange Forschung am MIT/TUM durch Prof. Rupp und die Erfahrung von Andreas Weis im Bereich Nanomaterialien für Energieanwendungen. Radiant Solar aus Konstanz adressiert ein zentrales Problem der Energiewende: Solaranlagen auf Mehrfamilienhäusern (MFH) scheitern an ihrer administrativen und rechtlichen Komplexität. Mit dem Solarstrom-Verteiler von Radiant Solar löst das Start-up dieses Problem an der technischen Wurzel und macht Solaranlagen auf MFH so einfach wie auf Einfamilienhäusern – ganz ohne Mieterstrom oder Gemeinschaftliche Gebäudeversorgung. Das Team von TwinWatt aus Darmstadt entwickelt eine neue Generation von Windkraftanlagen, die speziell für den Einsatz in Städten und Gewerbegebieten optimiert ist, wo Windenergie bislang ungenutzt blieb. Die optimierte Windführung des Start-ups beschleunigt selbst schwache Winde auf mehr als das Doppelte und steigert so die Energieausbeute erheblich. Die Anlage ist als eigenständige Energiequelle einsetzbar oder lässt sich ideal mit Photovoltaik kombinieren – für eine ganzheitliche, nachhaltige Stromversorgung. Jetzt für die Businessplanphase bewerben! Nach der erfolgreichen Konzeptphase startet nun die finale Runde des Science4Life Venture Cup und des Science4Life Energy Cup: die Businessplanphase. Teilnehmer erhalten professionelles Feedback zu ihrem vollständigen Businessplan in Präsentationsform, haben die Chance auf wertvolle Academy-Days und können attraktive Preisgelder gewinnen. Bewerben können sich alle Start-ups, die maximal zwei Jahre alt sind – auch ohne vorherige Teilnahme an der Konzeptphase. Jetzt anmelden unter www.science4life.de! Einsendeschluss ist der 14. April 2025.

Weiterlesen

Da kommt was auf uns zu – die Medizin von morgen

17.02.2025

Wie RNA-Stränge die Welt der Medizin revolutionieren Die Zukunft begann an einem Donnerstag. Es war der 16. November 2023, als eine Nachricht in Minuten um den Globus lief, die Fachwelt aufhorchen ließ und es in den Tagen darauf auch in die allgemeinen Medien schaffte, sogar bis in die Boulevard-Presse: In Großbritannien war erstmals ein Medikament zugelassen worden, das auf der Genscheren-Technologie CRISPR/Cas9 basiert. Wenig später, am 8. Dezember 2023, erfolgte die Zulassung des Medikaments durch die U.S.-amerikanische Lebens- und Arzneimittelbehörde FDA und am 9. Februar 2024 schließlich die Zulassung für die Europäische Union, erteilt durch die EU-Kommission. Damit war endgültig das Tor aufgestoßen zu einer neuen Zeit der Medizin- und Therapiegeschichte. Das Echo war gewaltig. Sogar das Weiße Haus in Washington meldete sich zu Wort: „Dieser bedeutende medizinische Fortschritt verspricht die Entwicklung weiterer lebensrettender Behandlungen und gibt Millionen Amerikanern Hoffnung, die mit seltenen Krankheiten leben müssen“, erklärte U.S.-Präsident Joe Biden. Ein Unternehmen in Frankfurt,die BioSpring GmbH, leistet entscheidende Beiträge für diese Medizin der Zukunft. Denn das Unternehmen ist ein weltweit führender Anbieter synthetischer Nukleinsäuren, die als Wirkstoffe neue bahnbrechende Medikamente erst möglich machen. Auch bei der Genscheren-Technologie CRISPR/Cas kommen sie zum Einsatz. „Wir haben das Potenzial von Nukleinsäuren für Anwendungen in der Medizin schon früh erkannt, nachdem wir 1997 unser Unternehmen gegründet haben“, erklärt Dr. Sylvia Wojczewski, CEO und Miteigentümerin von BioSpring sowie auch Mitglied in der Jury des Science4Life Venture Cup. Seitdem hat Wojczewski gemeinsam mit ihrem Partner und Firmenmitbegründer CSO Dr. Hüseyin Aygün das Unternehmen ständig weiterentwickelt. Bis heute ist es inhabergeführt. Inzwischen beliefert BioSpring mit über 650 Mitarbeitenden als Auftragshersteller führende Pharma- und Biotechunternehmen auf der ganzen Welt und ist weiter auf Wachstumskurs: eine beispiellose Erfolgsstory. Doch warum eigentlich sprechen wir heute von einer Revolution in der Medizin, was ist Kern der Sache? Kurz auf den Punkt gebracht: Die CRISPR/Cas-Technologie ermöglicht die gezielte Korrektur von Gendefekten und eröffnet so die Möglichkeit, genetisch bedingte Krankheiten vollständig zu heilen – statt nur die Symptome zu bekämpfen wie mit konventionellen Therapien. Das ist ein Paradigmenwechsel und somit der Schritt in ein neues Medizinzeitalter, kurz: eine Revolution in der Medizin. BU: Die CRISPR/Cas-Technologie ermöglicht das gezielte Ansteuern und das Modifizieren, Ausschneiden oder Ersetzen eines DNA-Bausteins ©BioSpring GmbH Aus unheilbar wird heilbar Die neu zugelassene Therapie hat das Potenzial, die bislang unheilbare Sichelzellanämie vollständig zu heilen – statt wie bisher mit herkömmlicher Therapie nur die Symptome zu lindern. Die Sichelzellanämie ist eine schwere Bluterkrankung mit katastrophalen Folgen für die Betroffenen - bis hin zu einer drastisch verringerten Lebenserwartung. Die CRISPR/Cas-Technologie funktioniert während der Therapie wie eine Art Genschere, bei der fehlerhafte Gene gezielt angesteuert, entfernt oder ersetzt werden können. Die entscheidende Komponente dafür ist das „Navigationssystem“, das die zu behandelnden Gene findet und die eigentliche „Schere“, das Cas-Protein, exakt dorthin führt. Das übernehmen spezielle Nukleinsäuren, in diesem Fall eine guide RNA, die damit zu ganz wesentlichen Bausteinen für die Medizin der Zukunft werden. Die guide RNA ist ein Beispiel eines Oligonukleotids, also einer synthetisch hergestellten Nukleinsäurekette mit typischen Längen zwischen ca. 20 und 120 Nukleotiden. Weitere Vertreter dieser neuen Wirkstoffart sind beispielsweise Antisense-Oligonukleotide (ASOs) und Silencing-RNAs (siRNA), die seit wenigen Jahren bereits die Behandlung von Krankheiten über die Regulation von Genen erlauben und damit neue Therapiemöglichkeiten erschlossen haben. Künftig werden RNA-Therapeutika noch weiter in den Bereich der Breitenerkrankungen vordringen. Das bedeutet Hoffnung für Hunderte von Millionen Menschen weltweit, die etwa unter Bluthochdruck, zu hohen Cholesterinwerten oder anderen weit verbreiteten Erkrankungen zu leiden haben. Auch für Krebstherapien öffnen sich durch RNA-Therapeutika neue Perspektiven in der Behandlung. Diese rasante Entwicklung von Medikamenten, die genetische Informationen nutzen oder verändern, mündete schließlich in die eingangs beschriebene Technologie des Genome Editing, zu der auch die genannte CRISPR/Cas-Technologie gehört. Dass bereits 2023 ein erstes Medikament zugelassen wurde, das auf der CRISPR/Cas-Technologie beruht, ist höchst bemerkenswert und hat auch Fachleute begeistert: „Die Zulassung ist ein großer Durchbruch, ein Meilenstein für das ganze Feld des Genome Editing. (…) Eine Wahnsinnsleistung, wenn man bedenkt, dass 2012 erstmals über CRISPR/Cas berichtet worden ist – und wir jetzt, nur gut zehn Jahre später, ein erstes Medikament haben, das auf dieser Technologie beruht“, erklärte beispielsweise Prof. Dr. Toni Cathomen, Direktor des Instituts für Transfusionsmedizin und Gentherapie am Universitätsklinikum Freiburg. Der Schweizer Molekularbiologe forscht seit vielen Jahren zu Fragen der Gentherapie und gilt als eine der wichtigsten Stimmen auf diesem Gebiet. Die Herstellung therapeutischer RNA-Nukleinsäuren von bestmöglicher Reinheit und Qualität ist hochkomplex. Bis zu 400 Prozessschritte sind etwa zur Herstellung einer guide RNA nötig, um die gewünschten Ergebnisse zu erzielen. Dieser Prozess umfasst die eigentliche Festphasen-Synthese, die in einem automatisierten Verfahren abläuft, wird fortgesetzt mit der Abspaltung des Produktes von einem festen Trägermaterial, Ultra-Filtration und Reinigung des Zwischenproduktes per Hochdruck-Flüssigchromatographie sowie über weitere Prozessschritte bis zur Gefriertrocknung des fertigen Produkts. Am Ende liegt das Produkt als ein weiß-gelbliches, fluffiges Pulver vor und wird in dieser Form ausgeliefert. Eine zentrale Rolle bei der Entwicklung von Wirkstoffen für bahnbrechende Medikamente spielen die sogenannten CDMOs (Contract Development and Manufacturing Organizations) wie BioSpring. Sie bieten umfassende Leistungen bei Herstellung und Analyse von Wirkstoffen an und werden so zu unverzichtbaren Partnern der pharmazeutischen Industrie. Ihre Bedeutung wird mit der steigenden Nachfrage nach personalisierter Medizin und Biologika weiter wachsen. Die Zukunft der Medizin – sie hat schon begonnen. ©BioSpring GmbH

Weiterlesen