Science4Life Expertentalk: Robuste und kostengünstige Produktion

5. Juni 2018

Experten

Für viele Innovationen war langes und aufwendiges Experimentieren im Labor nötig. Diesen Prozess im Nachgang auf einen größeren Bedarf anzupassen, gestaltet sich für Start-ups in der Praxis nicht ganz so einfach. Preiswert, aber dennoch effizient produzieren, ohne dabei die Qualität aus den Augen zu verlieren – wie Gründer diese Aspekte vereinen, das verrät uns der Science4Life Experte Dr. Oliver Schmelz.

1. Sie waren Referent des Science4Life-Webinars zum Thema „Kostengünstige und robuste Produktion“. Was bedeutet es denn genau, robust zu produzieren?

Eine robuste Produktion setzt den Einsatz stabiler Herstellprozesse voraus, bei denen mög-lichst hohe Stückzahlen mit konstanter Qualität unter gleichbleibenden und vorhersagbaren Kosten, termin- und abrufgerecht erzeugt werden. Ziel ist, einen definierten Produktionspro-zess abzurufen, der gegenüber möglichen Stör- und Einflussgrößen unempfindlich ist und eine ökonomisch sinnvolle Planung erlaubt.

2. Im nächsten Schritt: Wie können Gründer eine robuste Produktion im Alltag umsetzen?

Gründer haben zunächst das Problem, einen Prozess zu finden, der es ihnen erlaubt, wirt-schaftlich zu produzieren. Visualisierbare Flussdiagramme können beispielsweise Schwach-stellen im Laborprozess anzeigen. Die Auswahl der bestmöglichen, optimierten Laborvarian-te und die nachfolgende Prüfung der Machbarkeit einer vergrößerten Mengensituation bil-den eine gute Grundlage für den optimalen Planprozess. Neben Qualitätsanforderungen erzielt der Vergleich realer Herstellkosten plus generierter Produktionsmengen mit zuvor abgeleiteten Plankosten und -mengen eine einfache Möglichkeit zur Erkennung unerwünsch-ter Prozessabweichungen.

3. Es gibt die Redewendung „Qualität hat ihren Preis“. Wie können Start-ups Kosten einspa-ren und trotzdem qualitativ produzieren?

Der bestmöglichste Weg zwischen Herstellkosten, Qualität und Termindruck muss gefunden werden. Dazu muss geklärt werden, ob sich Kosten reduzieren lassen – zum Beispiel von Personal oder durch den Einsatz preiswerterer Rohstoffe sowie einer einfacheren Prozess-führung. Dazu muss der verwendete Herstellprozess hinreichend robust sein, so dass Pro-zessveränderungen nur einen geringen Einfluss auf die Produktqualität ausüben. Hier spielt die permanente Überwachung der Produktqualität unter Einhaltung vereinbarter Spezifikati-onsgrenzen eine wichtige Rolle. Letztere werden in enger Abstimmung mit dem Kunden festgelegt und sollten auf Basis statistischer Aussagen evaluiert werden können.

4. Vom Labor in die Produktionshalle: Welche Tipps können Sie Gründern für den richtigen Start mit auf den Weg geben?

Erste Einsparungen können anhand von „Make-or-Buy“ Entscheidungen erzielt werden. Bei weiterer Auswahl des Portfolios und Klärung geeigneter Stückzahlen müssen Zeitbedarf und die zur Realisierung erforderlichen Einflussfaktoren ermittelt werden. Änderungen, die be-reits allein auf eine vergrößerte Mengensituation zurückgehen, werden oft signifikant unter-schätzt. Einfach im Labor zu handhabende Prozesse können beispielsweise nur unter hohem Aufwand in großem Maßstab bearbeitet werden.

Über den Experten:
Dr. Oliver Schmelz ist bei der Merck KGaA im Bereich der zentralen Verfahrensentwicklung tätig. Als Synthese-Chemiker hat er eine Reihe verschiedener Zusatzausbildungen zur Be-triebswirtschaft absolviert und ist nebenberuflich als Unternehmensberater im eigenen Un-ternehmen SciCon tätig. Als 6-Sigma Green Belt beschäftigt er sich aktuell mit Fragestel-lungen, die im Bereich der automatisierten Kennzahlenevaluierung von Produktionsprozes-sen liegen.

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