Biomedizinische Forschung: schnellerer Transfer zum Patienten

30. August 2024

Von der Grundlagenforschung bis hin zur Anwendung am Patienten im klinischen Alltag gibt es viele Hürden zu überwinden. Die gemeinnützige ForTra gGmbH für Forschungstransfer der Else Kröner-Fresenius-Stiftung (ForTra) unterstützt deshalb gezielt anwendungsorientierte Forschungsprojekte dabei, möglichst schnell den Einzug in die klinische Praxis zu erreichen. Von 2017 bis Ende September 2023 wurden 31 ForTra-Förderungen abgeschlossen. 16 dieser 31 Projekte erhielten eine Anschlussfinanzierung durch öffentliche Mittel, Risikokapitalgeber o. ä., und mehr als ein Drittel dieser Vorhaben erreichte bereits die klinische Entwicklungsphase. 

Fortgeschrittene Forschungsprojekte sollen durch die Förderung der ForTra bei den letzten Schritten bis hin zur klinischen Anwendung unterstützt werden. „Unser Ziel ist es, diese Projekte auf ein bestimmtes Niveau weiterzuentwickeln, um eine Anschlussfinanzierung durch andere Quellen oder Investoren zu ermöglichen“, erklärt Prof. Dr. Martin Zörnig, Geschäftsführer der ForTra. Auf diese Weise sollen die Chancen erhöht werden, dass innovative biomedizinische Grundlagenforschung den Weg in die Klinik zu Patientinnen und Patienten findet. Die ForTra-Förderung steht allen patientennahen Anwendungen und Krankheitsbildern offen – unabhängig von der Größe des Marktes.

Der Wirkstoffkandidat oder das Medizintechnikprodukt, mit dem Patientinnen und Patienten in naher Zukunft in ersten klinischen Studien behandelt werden sollen, muss bereits vollständig entwickelt sein. Die ForTra unterstützt dann bei der Durchführung der letzten präklinischen Validierungen und hilft bei der Erfüllung der regulatorischen Anforderungen für die Genehmigung der ersten klinischen Studie, die ebenfalls finanziert werden kann. Außerdem bietet die ForTra beispielsweise Unterstützung bei der gesetzeskonformen Herstellung neuer Arzneimittelkandidaten unter Good Manufacturing Practice (GMP)-Bedingungen für den direkten Einsatz in klinischen First-in-Human-Studien. Erst kürzlich schrieb sie drei Millionen Euro für GMP-Produktionskosten aus. Ein daraus hervorgegangenes Projekt stellen wir Ihnen ausführlicher vor: 

Nasale Applikation von Staphylococcus lugdunensis zur Eradikation von Staphylococcus aureus: Prof. Dr. Andreas Peschel, Eberhard Karls Universität Tübingen und Dr. Meral Esen, Institut für Tropenmedizin, Reisemedizin und Humanparasitologie, Kompetenzzentrum Tropenmedizin Baden-Württemberg

Im Rahmen des Exzellenzclusters „Controlling Microbes to Fight Infection – CMFI“ der Universität Tübingen wurde das „LuCa“-Projekt ins Leben gerufen. Etwa ein Drittel der Weltbevölkerung ist Träger von Staphylococcus aureus (S. aureus), der für etwa 1,27 Millionen Todesfälle pro Jahr verantwortlich ist. Dieser Organismus kommt in einer Vielzahl von Varianten vor, von denen immer mehr Resistenzen gegen konventionelle Antibiotika entwickelt haben, so z. B. MRSA. Die menschliche Nase bietet einer Vielzahl von konkurrierenden Bakterien einen Lebensraum und stellt gleichzeitig das wichtigste Reservoir für S. aureus dar. Staphylococcus lugdunensis, ein besonders potenter Gegenspieler, konnte von einem gesunden Spender isoliert werden und war in Zell- und Tierversuchen in der Lage, S. aureus vollständig zu verdrängen. Dieses Bakterium soll nun in einer ersten klinischen Studie am Menschen auf Sicherheit, Verträglichkeit und Wirksamkeit gegen S. aureus getestet werden. Im Rahmen des von der ForTra geförderten Projektes wird der S.-lugdunensis-Stamm GMP-konform hergestellt und soll dann bei gesunden, freiwilligen Probanden in einer klinischen Phase-I-Studie zur Anwendung kommen.

Beurteilung antibiotischer Aktivitäten auf Staphylococcus aureus anhand von Agar-Diffusionstests // © Jörg Jäger / Universität Tübingen

Die ForTra unterstützt zudem ausgewählte Veranstaltungen mit Bezug zur Translation von Forschungsergebnissen in die Klinik. Sie organisiert selbst in regelmäßigen Abständen größere Translatorik-Workshops, die sich gezielt an forschende Clinician und Medical Scientists richten und durch Vorträge und Kontaktvermittlung helfen sollen, biomedizinische Forschungsprojekte in die klinische Anwendung zu bringen. Nähere Informationen finden sich unter: https://www.ekfs.de/translatorik

Prof. Dr. Martin Zörnig, Geschäftsführer der ForTra gGmbH für Forschungstransfer der Else Kröner-Fresenius-Stiftung, ©judithschmitz.com

Kontakt:

Prof. Dr. Martin Zörnig
Geschäftsführer der ForTra gGmbH für Forschungstransfer der Else Kröner-Fresenius-Stiftung
E-Mail: m.zoernig@fortra-forschungstransfer.de
Telefon: +49 61728975-12

 

Beitrag teilen

Ähnliche Artikel

02.09.2024

Artikel lesen

Die Ideenphase von Science4Life

Science4Life richtet jährlich den bundesweit größten und wichtigsten Businessplan-Wettbewerb für die Branchen Life Sciences, Chemie und Energie aus. Die Gründerinitiative...

Alle Themen
Ideenphase

30.08.2024

Artikel lesen

Wirtschaftsförderer des Landes Hessen

Die LEA LandesEnergieAgentur Hessen übernimmt im Aufrag der Hessischen Landesregierung zentrale Aufgaben bei der Umsetzung der Energiewende und des Klimaschutzes....

30.08.2024

Artikel lesen

ESG und Nachhaltigkeit bei Science4Life und in der Wirtschaft

Investoren sind zunehmend zurückhaltend, in Start-ups zu investieren, die keine klaren ESG-Ziele oder Nachhaltigkeitsstrategie definieren. Schon längst ist das Thema...

Alle Themen
Businessplanphase
Ideenphase
Konzeptphase
Tipps

noch

Tage bis zum Einsendeschluss der

Ideenphase