Auch in stürmischen Zeiten an Bord: Interview mit dem HTGF

17. April 2020

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Experten
Ihr seid ein Venture Capitalist für Gründer im Technologiebereich. Erzähl uns doch erst mal, was deine Rolle im Unternehmen ist.

Ich bin Senior Investmentmanagerin im Life Sciences-Team des High-Tech Gründerfonds. Meine Kernaufgaben sind, erstens: junge, innovative Unternehmen zu finden. Dafür pflege ich ein großes Netzwerk, bin auch auf vielen Gründerveranstaltungen unterwegs und vertrete den HTGF auf internationalen Konferenzen. Zweitens: Dann natürlich in diese Start-ups nach sorgfältiger Prüfung zu investieren. Das heißt ich steuere die Due Diligence und den Finanzierungsprozess. Und drittens, nach erfolgreicher Beteiligung betreue ich die Unternehmen als Teil meines eigenen Portfolios bis zum Exit. Unterstützt werde ich bei all meinen Aufgaben vom gesamten Team.

Welche Vorteile können Gründerteams aus einer Partnerschaft mit euch ziehen?

Wir sind Investoren aber eben auch Sparringspartner und setzen unsere gesamte Energie für den Erfolg unserer Portfoliounternehmen ein. So unterstützen wir die Gründer bei der strategischen Ausrichtung, aber auch bei Fragen rund um die Weiterentwicklung sowie operative Themen, beispielsweise die Suche nach Beratern, Experten oder Teammitgliedern auf C-Level-Ebene. Insbesondere bei der Suche nach Investoren für Folgerunden engagieren wir uns stark. Auf eigenen Veranstaltungen wie unserem Family Day, der HTPC oder den Private Investor Circles vernetzen wir unsere Portfoliounternehmen mit Industriepartnern und Investoren. Hier schöpfen wir aus unserem breiten Netzwerk aus fast 600 Beteiligungen und über 1600 Finanzierungsrunden mit vielen internationalen Partnern.

Ihr sagt von euch selbst, dass ihr auch an „Bord” bleibt, wenn es stürmisch wird. Was macht euch als Sparring-Partner einzigartig und kannst du uns ein konkretes Beispiel für eine stürmische Zeit nennen, die ihr gemeinsam mit einem Start-up gemeistert habt?

Das beste Beispiel ist die aktuelle Coronakrise. Wir sehen Finanzierungsrunden scheitern, Umsätze einbrechen, Kooperationen verzögern sich. Hier bleiben wir an der Seite unserer Portfoliounternehmen und suchen gemeinsam mit ihnen nach Wegen, die Unternehmen zu stabilisieren, Kontakte zu knüpfen und Beziehungen aufzubauen, die schnell und konkret helfen. Unser riesiges Netzwerk, aber eben auch die Erfahrung aus 15 Jahren am Markt und einer breiten Wissensbasis im Investment Management sind ein echter USP. Daran partizipieren unsere Portfoliounternehmen. Gegründet wurden wir direkt nach dem Zerplatzen der Dotcom-Blase und auch in der Finanzkrise 2008/2009 haben wir dazu beigetragen, dass Startup-Ökosystem in Deutschland zu stabilisieren. Ein weiterer Vorteil ist sicherlich unser großes Portfolio und die damit breite Wissensbasis im Investmentmanagement.

Wie sieht ein gewöhnlicher Arbeitstag bei dir aus?

Fast jeder Tag ist anders – die Arbeit im Investmentmanagement ist vielfältig und spannend. Zum einen treffen wir vielen Gründerteams, die mit uns gemeinsam ihre Ideen diskutieren. Dies geschieht sowohl in unseren Offices in Bonn, Berlin und im Shared VC-Hub in München, als auch auf Veranstaltungen und bei Unternehmen vor Ort. Das heißt, wir sind auch viele Tage im Jahr unterwegs, um persönlich in Kontakt mit Gründern, aber auch Netzwerkpartnern und Investoren zu kommen. Dazu gehört auch das private Gespräch. Aktuell ist das natürlich anders. Wir verbringen auch viel Zeit mit Dokumenten und Verträgen, die erstellt und gelesen werden müssen, sowie der Koordination von Terminen, Themen und Kommunikation via E-Mail.

Was hat sich seit der Coronakrise bei euch und bei euren Start-ups verändert?

Jedes Unternehmen muss sich umstellen. Wir selbst arbeiten nur noch im Home-Office und treffen uns im Team virtuell. Wir gehen selbstverständlich auch nicht mehr zu Veranstaltungen, Events und besuchen auch keine Gründerteams. Aufgrund unserer häufigen Reisetätigkeit waren wir bereits vor Corona hervorragend für die Arbeit im Home-Office ausgerüstet. Wir konnten deshalb sofort ohne Einschränkung weiterarbeiten. Wir sind für unsere Unternehmen da und unterstützen, wo wir können. Viele unserer Unternehmen können ebenfalls gut weiterarbeiten. Aber beispielsweise im Life Science-Bereich, wo Laborarbeit oder Produktion zum Alltag gehört, mussten unsere Unternehmen ihre Prozesse umstellen. Ich bin begeistert, mit welcher Kreativität und Motivation unsere Unternehmen hier durch Schichtbetrieb in kleinen Gruppen, räumliche Trennung und schnellen Umstieg auf Home-Office, sowie tolle Unterstützung der Mitarbeiter mit Familie, versuchen, die Krise so gut wie möglich zu meistern.

Ihr habt bereits 600 Start-ups auf ihrem Weg begleitet und mehr als 100 Exits realisiert. Welche Auswirkungen hat die Coronakrise auf eure zukünftigen Investments?

Wir werden genauso weiter investieren wie bisher. In den letzten Wochen haben wir unseren kompletten Investmentprozess virtuell und digital durchgeführt und können so mit der gleichen Geschwindigkeit weiterarbeiten. Auch erfolgreiche Exits konnte der HTGF realisieren, mit guten Multiples.

Welche 3 Tipps hast du in der aktuellen Situation für Gründer?

Mit Kreativität und Flexibilität die Situation angehen und nicht vor ungewöhnlichen Schritten zurückschrecken. Sich gut über Hilfsprogramme von Bund und Ländern informieren, um die Krise bestmöglich zu überbrücken und mit Freude Pläne für nach der Krise machen – das macht Spaß und hilft, eine positive Grundeinstellung zu behalten. Last but not least – natürlich gesund bleiben!

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