12.10.2022

Herausforderungen von Apps im Gesundheitswesen: Interview mit Nia Health

Apps auf Rezept sind in der Healthcare-Branche auf dem Vormarsch und viele Start-ups entwickeln neue Lösungen, die Patienten digital entlasten sollen. Um mit digitalen Gesundheitsanwendungen erfolgreich zu sein, muss allerdings eine Reihe an Herausforderungen gemeistert werden: Von gesetzlichen Regulatorien über eine Vielzahl an Stakeholdern bis zur Schaffung von Akzeptanz. Auch Nia Health hat das Ziel, mit der Neurodermitis App Nia, die erste dermatologische DiGA von BfArM listen zu lassen. CEO Tobias Seidl einen spannenden Einblick in seine Erfahrungen und hat wertvolle Tipps parat. 

  1. Wer seid Ihr und was macht Euer Start-up?
Wir, Nia Health, nutzen Technologie als Bindeglied zwischen medizinischer Betreuung und Patienten von chronischen Hauterkrankungen. 2019 als Spin-off der Berliner Charité gegründet, haben wir unter anderem die preisgekrönte und in Europa meistgenutzte Neurodermitis-App Nia entwickelt. Nia ist die erste als Medizinprodukt zugelassene dermatologische App, die ortsunabhängige, digitale und klinisch validierte Unterstützung der Patienten erlaubt. Wir nutzen dabei innovative Technologien, wie zum Beispiel Machine Vision. Unser Ziel ist es, die Versorgungsqualität durch vollumfängliche und digitale Unterstützung von chronisch Erkrankten nachhaltig zu verbessern. 
  1. Zum Zeitpunkt, als Ihr Eure App entwickelt habt, bestand die Möglichkeit, Apps auf Rezept zu verschreiben, noch nicht. Inwiefern hat das Euer Geschäftsmodell beeinflusst? Habt Ihr bereits fest damit gerechnet, dass eine entsprechende Regelung bald folgt? 
Wir haben von Anfang an viel Potenzial im Digital Health Bereich des deutschen Gesundheitswesens gesehen, vor allem in der Dermatologie. Das Digitale-Versorgungs-Gesetz (DVG) schafft die Voraussetzung, um Digitalisierung auf offizieller und politischer Ebene zu etablieren. Wir haben damit gerechnet, dass so etwas wie das DiGA-Fast-Track-Programm kommt und arbeiten momentan auch an unserem Ziel, als Digitale Gesundheitsanwendung (DiGA) gelistet zu werden. Unser Geschäftsmodell hat das allerdings wenig beeinflusst, da viele Krankenkassen ohnehin bereit sind, zu kooperieren und ihren Versicherten digitale Behandlungsergänzungen anbieten. Von Beginn an war es uns wichtig, mit allen Stakeholdern in dem deutschen Gesundheitsmarkt eng zusammenzuarbeiten – unabhängig von politischen Rahmenbedingungen, die dennoch richtungsweisend sind.
  1. Was waren die größten Herausforderungen bei der Gründung von Nia Health?
Die Strukturen und Regulatorik des deutschen Gesundheitswesens sind sehr komplex. Dabei mussten wir die vielen Stakeholder berücksichtigen. Denn obwohl Patienten unsere Endnutzer sind, spielen alle Stakeholder eine enorm wichtige Rolle für den Erfolg des Unternehmens. Seien es Ärzte, Krankenkassen, Patienteninstitutionen, Kliniken oder Pharmaunternehmen. Gerade für jemanden wie mich, der aus dem E-Commerce Bereich kommt, war diese vielschichtige Branche zu Beginn besonders spannend. Hier haben sich aber auch wieder unsere komplementären Erfahrungen im Gründerteam ausgezahlt (mein Co-Gründer Oliver war zuvor jahrelang CTO bei Caresyntax), sodass wir von Anfang an gut in dem Gesundheitsmarkt manövrieren konnten. 
  1. Wie holt man Krankenkassen an Bord? 
Das ist eine gute Frage! Wir haben die Erfahrung gemacht, dass viele Krankenkassen sehr interessiert an digitalen Lösungen und Behandlungsergänzungen sind. Sie sehen oft einen Mehrwert für Ihre Versicherten und sind gerne bereit, eine Zusammenarbeit einzugehen – vorausgesetzt, Zeitpunkt und Lösung sind sinnvoll und passend für ihre Versicherten. Krankenkassen müssen natürlich auch wirtschaftlich denken und setzen je nach Versichertenstruktur einen Fokus. Man muss den aktiven Austausch suchen, aber wenn sich erfolgreiche Kooperationen rumsprechen, kommen Krankenkassen auch auf einen zu – was uns immer sehr freut. Wir stehen ständig im Austausch mit (potenziellen) Kooperationspartnern. Eine langfristige und nachhaltige Partnerschaft, gerade im Umfeld der medizinischen App-Entwicklung, ist uns hierbei sehr wichtig.
  1. Ihr habt seit 2021 eine Kooperation mit Sanofi Genzyme. Wie habt ihr es geschafft, einen so großen Partner mit ins Boot zu holen?
Sanofi Genzyme ist in der Tat ein wichtiger Partner für uns. Wir haben den Austausch mit Sanofi Genzyme damals gesucht, da wir davon überzeugt waren, dass eine Zusammenarbeit ein perfekter Fit ist. Sanofi ist sehr innovativ und agil aufgestellt, wenn es um neue Lösungsansätze zur Therapiebegleitung geht. Dabei haben sie früh den Mehrwert und das Potenzial unserer Plattform erkannt. Anfang 2022 haben wir unsere Kooperation verlängert, was für unsere Lösungen spricht und uns stolz macht.

Es gibt sicherlich nicht DEN einen geheimen Tipp, um so einen großen Pharmakonzern als Partner zu gewinnen. Wenn die Technologie innovativ und Mehrwert stiftend ist und herausgearbeitet werden kann, wohin die gemeinsame Reise gehen soll, sind auch große Konzerne offen, mit jüngeren Unternehmen zusammenzuarbeiten. Durch so eine Zusammenarbeit profitieren dann häufig beide vom Know-how und der Arbeitsweise des anderen. Mit Sanofi hat das von Anfang an hervorragend geklappt.

Die Teilnahme am Science4Life Venture Cup hat uns bei den Kooperationsgesprächen mit Sanofi Genzyme natürlich sehr geholfen.

  1. Wie ist die Akzeptanz der Ärzte? Gibt es dort besondere Hürden? 
Diese Frage lässt sich tatsächlich nicht einfach mit gut oder schlecht beantworten. Ich kann natürlich nur aus unseren Erfahrungen sprechen. Wir haben uns bereits ein Dermatologen-Netzwerk mit niedergelassenen Ärzten aufgebaut, die von unserem Ansatz überzeugt sind und unsere medizinischen Apps ihren Patienten aktiv empfehlen. Da gibt es also unserer Erfahrung nach viel Offenheit und Interesse. Das bestätigt auch unser Auftreten auf dermatologischen Fachmessen, wie zum Beispiel der FOBI in München (Fortbildungswoche für praktische Dermatologie & Venerologie). Dort bekommen wir im direkten persönlichen Austausch nochmal sehr gute Rückmeldung zu Nia und merken, wie interessiert vor allem junge Ärzte an dem Einfluss der Digitalisierung in ihrem Berufsfeld sind. Ich denke aber auch, unser Advisory Board mit führenden Key Opinion Leader aus der Dermatologie spricht für sich. Führende Experten wie Prof. Dr. med. Margitta Worm, PD Dr. Alexander Zink oder PD Dr. med. Athanasios Tsianakas, um nur ein paar zu nennen, formen unseren wissenschaftlichen Beirat und unterstützen uns, unsere Unternehmung weiter voranzutreiben. 

Hürden gibt es dennoch, die gerade durch Unwissenheit entstehen, wenn Ärzte nicht genügend über DiGAs aufgeklärt werden. Hier sehen wir die Entscheider auf politischer Ebene in der Pflicht, dies auszubauen. Man kann nicht erwarten, dass Ärzte etwas verschreiben, was sie noch nicht kennen. Deswegen sind Ärzte sehr froh, wenn wir in den Austausch treten und nicht nur über unsere Anwendung, sondern auch über die Regulatorik sachlich aufklären.

  1. Ihr habt im Oktober 2020 die Psoriasis App Sorea entwickelt – was habt Ihr diesmal anders gemacht und was für Learnings habt Ihr aus der Entwicklung von Nia mitgenommen?
Bei Sorea gehen wir eine komplett andere Indikation an und haben entsprechend auch andere Erhebungsinstrumente implementiert. Von der engen Zusammenarbeit mit Ärzten, Kliniken und Patienten konnten wir allerdings viel Gelerntes bei Sorea umsetzen. Uns war von Anfang an bewusst, wie wichtig die Expertise von niedergelassenen Ärzten, als auch von Kliniken ist – genauso wie die Wünsche und Bedürfnisse der Betroffenen. Bei Nia haben wir mit dem AGNES Verein zusammengearbeitet. Bei Sorea haben wir auch wieder mit einer Fachklinik ein bestehendes Curriculum digital weiterentwickelt. Das Wichtigste ist, wirklich von Anfang an alle mit ins Boot zu holen, nur so kann die App bei Patienten und Ärzten gut angenommen werden. Deshalb kooperieren wir auch mit dem deutschen Psoriasis-Bund, der größten deutschsprachigen Patientenvereinigung.
  1. Welche Tipps habt Ihr für Start-ups, die eine App auf Rezept entwickeln?
Meine Top 3 Tipps wären: Beharrlichkeit, exzellente Expertise und Agilität. Beharrlichkeit, da das Gesundheitswesen ein herausforderndes Pflaster ist, vor allem bei der Digitalisierung. Da braucht es viel Durchhaltevermögen. Die richtigen Experten – Kliniker, niedergelassene Ärzte und Patienten – sind wichtig bei der Entwicklung einer qualitativ hochwertigen, patientenorientierten Lösung, die auch in der Praxis funktioniert und anwendbar ist. Agilität, um schnell und flexibel zu agieren, um den Anforderungen aller Stakeholder gerecht zu werden. Gerade in einem stark regulierten System wie dem Gesundheitswesen, das von Natur aus nicht besonders schnell Änderungen anstößt, ist Agilität wichtig. Aber auch der Austausch mit anderen DiGA Herstellern ist wichtig. Man kann immer voneinander lernen und sich unterstützen. 
  1. 9. Wo seht Ihr die Digital Health Branche in 10 Jahren – welche Entwicklungen erwartet Ihr?
Eine schwierige Frage. Für die Digital Health Szene sind 10 Jahre eine enorm lange Zeit. Vor allem, wenn man bedenkt, welche Fortschritte es allein seitens technologischer Entwicklung in den letzten Jahren gegeben hat – gerade in der Dermatologie! Es gibt unglaublich spannende Einsatzmöglichkeiten von Wearables. Aktuell befinden wir uns in einer entscheidenden Phase, wie es mit den DiGAs weitergeht. Es gibt noch viel Verbesserungspotenzial beim DiGA-Prozess und dem niederschwelligen Zugang zu DiGAs. Das wird sicher auch einen entscheidenden Einfluss auf den Einsatz digitaler Tools im Praxis-Alltag nehmen.

Die Digitalisierung wird eine individualisierte Medizin weiter vorantreiben und so eine immer wichtigere Rolle in der Versorgung spielen und auch die Qualität der Versorgung weiterhin erheblich aufwerten. Schon jetzt gibt es starke Lösungen auf Basis von KI, die das Fachpersonal unterstützen und entlasten können und einen Mehrwert für Patienten stiften. Wir hoffen, dass im Gesundheitswesen Schnittstellen übergreifend zusammengearbeitet werden kann, dass der clincial pathway eines jeden Patienten individualisiert und reibungslos über alle Stationen des Gesundheitswesens hinweg möglich ist.

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Die Konzeptphase von Science4Life

02.12.2024

Noch bis zum 20. Januar 2025 können sich Start-ups für die Konzeptphase des Science4Life Startup-Wettbewerb registrieren und ihre innovativen Geschäftskonzepte einreichen. Neben exklusivem Feedback durch die Science4Life-Experten profitieren Gründerteams vom großen Netzwerk und Weiterbildungsangeboten, wie den Science4Life Academy-Days. Die Konzeptphase zielt als zweite Phase des Science4Life Startup-Wettbewerbs darauf ab, Gründer aus den Branchen Life Sciences, Chemie und Energie auf ihrem Weg zum Businessplan zu unterstützen. Was ist eigentlich die Konzeptphase? Die Konzeptphase ist die zweite Wettbewerbsphase des Science4Life Startup-Wettbewerbs. Sie folgt auf die Ideenphase und bereitet die Teilnehmer auf die dritte und letzte Phase, die Businessplanphase, vor. In der Konzeptphase können Gründerteams ihr Geschäftsvorhaben und ihren Zielmarkt konzeptionell ausarbeiten. Das bietet jungen Unternehmerteams die Möglichkeit, ihre Gründung von Profis mit jahrelanger Praxiserfahrung einschätzen zu lassen und Feedback von den Science4Life-Experten zu erhalten. Wer kann an der Konzeptphase teilnehmen? Die Teilnahme an der Konzeptphase steht allen Start-ups aus den Bereichen Life Sciences, Chemie und Energie offen – unabhängig davon, ob sie bereits an der Ideenphase teilgenommen haben. Teilnahmeberechtigt sind alle Teams mit Gründungsabsicht sowie Unternehmen, deren Gründung nach dem 1. September 2022 erfolgt ist. Gründerteams aus der Life Sciences und Chemie Branche nehmen am Science4Life Venture Cup teil. Die Teilnahme am Science4Life Energy Cup steht allen Gründern aus dem Bereich Energie offen. Wie läuft die Teilnahme ab? Um an der Konzeptphase des Science4Life Venture Cup und Science4Life Energy Cup teilzunehmen, müssen Gründerteams ihr Geschäftskonzept vorstellen. Das muss in Form eines Read Decks erfolgen. Bei der Gliederung und Formulierung des Read Decks hilft auch das speziell für Science4Life entwickelte Handbuch . Gründerteams können dieses hier kostenlos downloaden.  Die Beiträge können bis zum 20. Januar 2025 , 23:59 Uhr, online im Science4Life-Portal als PDF-Datei hochgeladen werden. Nach erfolgreicher Teilnahme werden die fristgerecht eingereichten Wettbewerbsbeiträge durch verschiedene Branchenexperten begutachtet und bewertet. Das Science4Life Experten-Netzwerk besteht aus mehr als 200 Institutionen und Unternehmen, die den Grundstein für einen regen Informations- und Erfahrungsaustausch bilden. Beteiligt sind Experten aus dem öffentlichen Recht, national und international agierende Konzerne, Patent- und Rechtsanwaltskanzleien, Universitäten und Hochschulen oder ehemalige Teilnehmer des Businessplan-Wettbewerbs. Durch dieses breit gefächerte Expertenwissen ist es möglich, die Teilnehmer auf jedem Fachgebiet ausgezeichnet zu unterstützen. Bei der Konzeptprämierung am 11. März 2025 werden die fünf besten Teams des Science4Life Venture Cup sowie die drei besten Teams des Science4Life Energy Cup prämiert. Warum an der Konzeptphase des Science4Life Startup-Wettbewerb teilnehmen? Der Zugang zum großen Science4Life Netzwerk sowie das umfangreiche Expertenfeedback zum Geschäftskonzept sind nur einige Vorteile der Teilnahme am Science4Life Startup-Wettbewerb. Darüber hinaus können die Gründerteams von der Teilnahme an Online-Seminaren profitieren, sich ein Preisgeld in Höhe von jeweils 1.500 € im Venture Cup und 1.000€ im Energy Cup sichern und sich als Team weiterentwickeln. Die Gewinnerteams erhalten außerdem Zugang zu den Academy-Days. Diese sind speziell auf die Teams aus den einzelnen Bereichen zugeschnitten: Coaches mit jahrelanger Branchenerfahrung teilen ihr Wissen und klären wichtige Fragen bezüglich der Geschäftskonzepte. Dieser zweitägige Intensivworkshop gibt den Gewinnerteams die Möglichkeit zusammen mit ihrem persönlichen Coach ihr Geschäftskonzept zu perfektionieren. Weitere wichtige Informationen Die Teilnahme am Science4Life Startup-Wettbewerb ist kostenlos. Auf der Science4Life-Webseite können sich Gründer über den  Venture Cup und den Energy Cup informieren. Auch der Science4Life-Blog bietet den Teilnehmern weitere Tipps und Details rund um gründungsrelevante Themen.  

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Teilnahmerekord in der Ideenphase: Das sind die besten Geschäftsideen aus 142 Einreichungen

25.11.2024

Die Gewinner der Ideenphase stehen fest! Aus einer Rekordzahl von 142 eingereichten Ideen aus Life Sciences, Chemie und Energie setzten sich die Gewinnerteams mit innovativen Ansätzen für die Zukunft durch. In der Ideenphase des Science4Life Venture Cup gewinnen Blueprint Biomed, CiX, EpiCure, Phos4nova und Plantman. Beim Science4Life Energy Cup gewinnen FF Frontier Fuels, Radiant Systems und WeldNova – und diese Ideen stecken hinter den Namen. Am vergangenen Freitag erreichte die 27. Wettbewerbsrunde von Science4Life ihren ersten Höhepunkt: Die besten Geschäftsideen aus Life Sciences, Chemie und Energie wurden bei der Ideenprämierung online ausgezeichnet. Neben den Gewinnerteams gab es auch einen Rekord zu feiern, denn mit 142 Einreichungen gab es so viele Teilnehmer wie noch nie. Der Pioniergeist der teilnehmenden Teams zeigt sich allerdings nicht nur quantitativ – auch die Lösungsansätze verdeutlichen, wie sehr sich Start-ups der zentralen Herausforderungen der aktuellen Zeit bewusst sind. Die Geschäftsideen im Science4Life Venture Cup befassen sich unter anderem mit neuen Therapieansätzen für Krankheiten, innovativen Lösungen für die Schadstoffentfernung aus Wasser, einer App für blinde Menschen oder Maschinen für eine klimafreundlichere Landwirtschaft. Die Teilnehmer des Science4Life Energy Cup beantworten Fragen der Elektromobilität, liefern ein Konzept für neuartige Wärmepumpen oder nachhaltigere Biotreibstoffe für die Schifffahrt. Austausch und Learnings beim digitalen Academy Day Bevor die Sieger verkündet wurden, hatten die zehn besten Teams aus den Bereichen Life Sciences und Chemie sowie die fünf besten Teams aus der Energiebranche die Möglichkeit, ihr Wissen beim digitalen Academy Day zu erweitern. Hier wurden die Teams in praxisorientierten Coachings und einzelnen Workshops zu den Themen Finanzierung, Marketing, Recht und Patent gecoacht. Eine wertvolle Gelegenheit, die Idee zu schärfen und sich frühzeitig auf den Markt vorzubereiten. Am Abend wurden dann die Gewinner bekanntgegeben: Die Gewinner des Science4Life Venture Cup Blueprint Biomed aus Berlin ist ein EXIST gefördertes Team am BIH der Charité-Universitätsmedizin Berlin. Das Team entwickelt resorbierbare Biomaterialimplantate, die effektiv und sicher die körpereigenen Regenerationsmechanismen aktivieren – ohne den Zusatz von Gewebe, Zellen oder Wachstumsfaktoren. Blueprint Biomed blickt auf über 10 Jahre Forschung zurück und bietet damit eine effizientere und patientenfreundlichere Lösung zu bestehenden Behandlungsansätzen von Knochendefekten. CiX aus Erlangen produziert anschlussfertige Wasserreinigungsmodule zur Schadstoffentfernung. Die Idee kam dem Team parallel zu Promotionsarbeiten an der Universität, als es an der Optimierung von Diamantelektroden forschte. Das System kann mit Strom effektiv und bedarfsgerecht unter anderem Medikamentenrückstände, Bakterien und PFAS, ein weitverbreitetes Umweltgift, aus Wasser entfernen – vor Ort und ohne Chemikalienzugabe. Bisherige Blutkrebs-Medikamente scheitern häufig an Resistenzbildung, geringer Wirksamkeit und starken Nebenwirkungen. Der Wirkstoff Carbacitabin von EpiCure aus München greift gezielt in gestörte epigenetische Mechanismen ein und überwindet diese Limitierungen. Die präklinischen Daten belegen: Das Team kann Blutkrebspatienten Stand jetzt eine effektive und äußerst gut verträgliche Therapieoption bieten. Phos4nova aus Enschede entwickelt einzigartige Polymere, die ein inhärentes Signal in der medizinischen Bildgebung generieren. Die bioabbaubare Technologie ist zum Patent angemeldet und ermöglicht es, die Nutzung schwermetallhaltiger Kontrastmittel zu vermeiden – das ebnet den Weg zu neuen Nano- und Biomaterialien. Inspiriert von der bemerkenswerten Widerstandsfähigkeit von Pflanzen gegen schädliche Proteinaggregate hat Plantman aus Köln ein Pflanzenprotein identifiziert, das das Potenzial hat, die mit der Huntington-Krankheit verbundenen toxischen Proteine zu unterdrücken. Dieser innovative therapeutische Ansatz verspricht erstmals eine Heilung der Huntington-Krankheit und gibt den betroffenen Patienten Hoffnung. Das sind Gewinner der Ideenphase des Science4Life Energy Cup Die FF Frontier Fuels GmbH entwickelt innovative Biotreibstoffe für die Schifffahrt, die auf industriellen Reststoffen basieren und sowohl kostengünstiger als auch nachhaltiger als bestehende Alternativen sind. Solaranlagen auf Mehrfamilienhäusern scheitern an ihrer administrativen und rechtlichen Komplexität. Mit ihrem Solarstrom-Verteiler löst Radiant aus Konstanz dieses Problem an der technischen Wurzel und macht Solaranlagen auf Mehrfamilienhäusern so einfach wie auf Einfamilienhäusern - ganz ohne Mieterstrom oder Gemeinschaftliche Gebäudeversorgung (GGV). Die WeldNova GmbH aus Berlin entwickelt eine elektromagnetische Badstütze für die produzierende Industrie. Diese ermöglicht erstmals den Einsatz des Laserstrahlschweißens beim Schweißen dicker Bleche. Damit kann die Produktivität des Schweißprozesses bei großen Stahlkonstruktionen um den Faktor zehn gesteigert und die Kosten um bis zu 90 Prozent gesenkt werden. Start der Konzeptphase: Einsendeschluss im Januar Ab sofort beginnt die Konzeptphase von Science4Life und dein Start-up kann dabei sein – meldet euch einfach bis einschließlich 20. Januar 2025 online unter www.science4life.de an und reicht euer Geschäftskonzept in Form eines Read Deck ein. Teilnehmen könnt ihr sowohl, wenn ihr schon bei der Ideenphase dabei wart, als auch als Neueinsteiger. Ihr bekommt Zugang zum Science4Life-Netzwerk, Feedback von Branchenexperten sowie die Chance auf Preisgeld und die Teilnahme vor Ort an den zweitägigen Academy Days der Konzeptphase. Wir freuen uns auf eure Konzepte!

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Warum der Aufbau einer Unternehmenskultur für Start-ups essentiell ist

18.10.2024

Prototypen fertigstellen, Investoren finden, Sales-Funnels aufbauen – die Prioritäten bei der Gründung der meisten Start-ups sind ähnlich, und das aus gutem Grund. Doch sobald ein junges Unternehmen beginnt, seine ersten Mitarbeiter einzustellen, eröffnen sich neue Herausforderungen. Eine solche Herausforderung ist das Schaffen einer Unternehmenskultur. Eine gute Unternehmenskultur ist die Basis dafür, Mitarbeiter zu gewinnen und zu halten, meint Kim Hampel – Operational Excellence Manager für die Biotest AG. Im Science4Life-Interview verrät er, wie Start-ups mit diesem Thema umgehen können und wo die Unterschiede zu etablierten Unternehmen liegen. Was bedeutet „Unternehmenskultur“? Was beinhaltet sie und wie wird sie definiert? Ich denke, es ist sinnvoll, sich zuerst mit dem Begriff „Kultur" vertraut zu machen, bevor man sich mit „Unternehmenskultur" auseinandersetzt. Der Begriff „Kultur" ist meines Erachtens nicht trivial und wird zudem unterschiedlich definiert. Die Definitionen zum Begriff haben jedoch gemeinsam, dass Meinungen, Ansichten oder Haltungen beschrieben werden, die zu einem Verhalten führen, das sich über längere Zeiträume bewährt hat. Ein Beispiel dafür ist der Respekt vor Hierarchien und älteren Personen in China, Indien oder Japan. In ähnlichen Regionen wird zudem zumeist nur indirekt kommuniziert, da nicht erwünscht ist, dass man seine Meinung direkt kundtut und widerspricht, während in z.B. Amerika direkte Kommunikation und die aktive Beteiligung an Diskussionen gewünscht ist. Kulturen entwickeln sich nicht ad hoc, sondern unterliegen Zyklen sowie politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen. Es wird auch beschrieben, dass Ansichten und Verhaltensweisen bei Generationsübergängen weitergegeben werden. Vielleicht erkennt der ein oder andere selbst, dass manche Haltungen und Verhaltensweisen zumeist angenommen und akzeptiert werden, da subjektiv gesehen initial ein „funktionierendes System" wahrgenommen wird. Ich möchte damit jedoch keinesfalls sagen, dass wir nicht in der Lage sind, Haltungen oder Verhaltensweisen zu hinterfragen. Allerdings dürfte es vielen bekannt vorkommen, dass in bestehenden Unternehmen gewisse Haltungen und Ansichten aufgrund etablierter Prozesse und Strukturen zumeist akzeptiert und übernommen werden. Um den Begriff "Kultur" noch etwas greifbarer und messbarer zu machen, wurden durch Hofstede unterschiedliche Kultureigenschaften geprägt. Bei den Kultureigenschaften handelt es sich um "Machtdistanz" [1.], die Ausprägung des "Individualismus" (Teamgedanke) [2.], ob der Umgang innerhalb des Kulturkreises "feminin" oder "maskulin" geprägt ist [3.], die Ausprägung der "Langfristorientierung" [4.], die "Unsicherheitsvermeidung" [5.] oder des "Genusses" bzw. "Verzichtes" [6.]. Die Kultureigenschaften sind durchaus auf die eigene Unternehmenskultur übertragbar und können dabei helfen, eigene Haltungen und Ansichten sowie die der Unternehmensorganisation zu reflektieren. Klassisches Unternehmen vs. Start-up: Welchen Stellenwert hat die Unternehmenskultur? Der Begriff Kultur hat für ein Unternehmen, sei es ein Start-up oder ein bestehendes Unternehmen, zunächst keinen wichtigen Stellenwert per se, vorausgesetzt die Prozesse und Strukturen im Unternehmen greifen reibungslos ineinander. Dies kann jedoch meiner Meinung nach nur für einen eingeschränkten Zeitraum zutreffen, in dem wirtschaftliche und politische Rahmenbedingungen, der Reifegrad des Kernprodukts und technologische Entwicklungen innerhalb des Wettbewerbs übereinstimmen. Eine solche „Symbiose" wird jedoch vermutlich in den wenigsten Fällen zutreffen. Politische Situationen verändern sich kontinuierlich und beeinflussen die Märkte. Es finden stets Veränderungen der Wettbewerbssituation aufgrund technologischer Entwicklungen statt. Aus diesem Grund ist es sowohl für bestehende Unternehmen als auch für Start-ups relevant, sich mit der Unternehmenskultur auseinanderzusetzen und zu reflektieren, welche Haltungen und Verhaltensweisen im Unternehmen gelebt werden sollen und welche der aktuellen Marktsituation angemessen sind, um die Wettbewerbsfähigkeit positiv zu beeinflussen. Gerade bei Neugründungen gibt es viele Herausforderungen: Finanzierungen, Entwicklung von Prototypen, erste Marktreife – wo bleibt da die Zeit für eine Unternehmenskultur? Wann ist der richtige Zeitpunkt, um darüber nachzudenken? Ich denke, die Unternehmenskultur wird bereits zum Zeitpunkt der Gründung durch die Rahmenbedingungen der Märkte beeinflusst. Es macht daher durchaus Sinn, sich mit der aktuellen Situation innerhalb und außerhalb des Unternehmens auseinanderzusetzen. Dabei sollte reflektiert werden, welche strategischen Ziele das Unternehmen verfolgt und welche Kultureigenschaften bei den Mitarbeitenden gewünscht sind, die dazu beitragen, die Unternehmensziele zu erreichen. An dieser Stelle gibt es kein „richtig oder falsch", denn jedes Unternehmen kann je nach Branche unterschiedlich strukturiert und aufgebaut sein. Grundsätzlich lässt sich jedoch sagen, dass aufgrund des stetigen Wettbewerbs Agilität und kontinuierliche Prozessverbesserung für jedes Unternehmen, egal ob während oder nach der Gründung, eine elementare Rolle spielen. Diese Faktoren können durch die Unternehmenskultur maßgeblich beeinflusst werden. Es ist daher wichtig, die Rahmenbedingungen aktiv wahrzunehmen. Was ist für eine starke Unternehmenskultur nötig? Könntest du uns in ein paar konkreten Schritten erläutern, wie Gründer diese implementieren können? Zum Glück gibt es bei der Beurteilung von Kulturen kein „richtig" und kein „falsch". Es ist daher nur subjektiv zu beantworten, ob eine Unternehmenskultur stark ist. Relevant sind hierfür die Unternehmensziele und die notwendigen Kultureigenschaften. Diese sollten im Umkehrschluss mit den Verhaltensweisen und Haltungen der Mitarbeitenden übereinstimmen.  Die Frage, ob die gelebte Kultur für das Unternehmen eine „starke" Kultur darstellt, wird zudem selten gestellt. In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu erkennen, ob und wie Differenzen ausgeprägt sind. Differenzen können sich beispielsweise beim Nichterreichen von spezifischen Zielen widerspiegeln, wobei dies in der Regel nicht allein auf die Kultur beschränkt ist. Differenzen zwischen der gewünschten und der tatsächlich gelebten Kultur können leichter erkannt werden, wenn der Soll-Zustand reflektiert wird: Wo möchte das Unternehmen in 2, 5 oder 10 Jahren stehen? Welches Verhalten und welche Haltungen der Mitarbeitenden werden hierfür benötigt? Die "Kulturdimensionen" nach Hofstede sind geeignete Ansatzpunkte, um eine erste Einschätzung durchzuführen. Dies kann bspw. im Rahmen einer Umfrage geschehen: Wie gehen wir im Unternehmen mit Hierarchien um? Duzen wir uns? Neigen wir dazu, Risiken einzugehen oder vermeiden wir diese? Eine Mitarbeiterbefragung kann helfen, den Ist-Zustand zu erfassen und die Angestellten gleichzeitig aktiv bei der Reflexion mit einzubinden. ​Hierdurch wird den Mitarbeitenden zudem das Gefühl vermittelt, dass ihre Meinung und ihr Verhalten für das Unternehmen wichtig und sie an der Ausrichtung der Unternehmenskultur beteiligt sind. Wurde der Ist-Zustand ermittelt und mit dem Soll-Zustand verglichen, müssen entsprechende Maßnahmen evaluiert werden, die dazu beitragen, die Unternehmenskultur positiv zu beeinflussen. Entscheidend sind hierbei die Geschäftsleitung und das obere Management, die ihre Haltungen und Verhaltensweisen über die Führungskräfte an die Mitarbeitenden weitertragen und beim Umsetzen der Maßnahmen eine Vorbildfunktion einnehmen. Eine moderne Unternehmenskultur ist ja oftmals eher mitarbeiterzentriert. Wie geht das mit einer produkt-/ideenorientierten Kultur in jungen Start-ups zusammen? Ich glaube, da gibt es keinen signifikanten Unterschied. In meinen Augen ist der Erfolg eines Start-ups oder eines bestehenden Unternehmens grundsätzlich von den Mitarbeitenden abhängig. Es besteht daher in beiden Fällen immer die Schwierigkeit, dass sich Arbeitsbedingungen, Priorisierungen, das Umfeld oder Ziele schnell verändern können. Problematisch ist in meinen Augen, dass wir Veränderungen nicht umgehend akzeptieren, da wir zumeist verstehen wollen, was zu einer Veränderung geführt hat und warum diese notwendig ist. Ein gutes Change-Management berücksichtigt daher bei der Kommunikation mit den Mitarbeitenden die Gründe und Auslöser von Veränderungen. Schließlich sollte sich das gesamte Unternehmen als Team wahrnehmen und die gleichen Ziele verfolgen. Jeder von uns ist Teil eines solchen Teams und möchte, dass das Erreichen von Zielen auch gefeiert und wertgeschätzt wird. Wie analysiert man als Gründer bestehende Prozesse in seinem Start-up richtig? Gerade hier kommen ja oftmals die Themen „Betriebsblindheit“ und ein starker Fokus auf die Entwicklung der Geschäftsidee dazu. Es ist generell wichtig, Prozessanforderungen zu formulieren und mit Hilfe von KPIs zu überwachen und zu steuern. An dieser Stelle ist entscheidend, dass die KPIs die „wahren Bedürfnisse" der Prozessanforderungen erfüllen. Da spielt es vermutlich keine Rolle, ob es sich um ein Start-up oder um ein bestehendes Unternehmen handelt. Sofern relevante Geschäftsprozesse jedoch aufgrund der Unternehmensentwicklung (noch) nicht durch KPIs gesteuert werden, unterliegen Prozessprobleme vermutlich zumeist Gefühlen wie Unzufriedenheit oder Demotivation. Das Ergebnis kann sein, dass die Routine ständig durch Priorisierungen und „Firefighting“ geprägt ist. Hierbei ist es wichtig, das Gefühl erst einmal bewusst wahrzunehmen und anhand von Daten messbar zu machen. Fragen wie „Welcher Prozess läuft schlecht?" und „Was sind meine Anforderungen an den Prozess, damit ich zufrieden bin?" werden z. B. im Rahmen von Lean Sigma strukturiert erörtert. Hierbei handelt es sich um anerkannte Managementpraktiken, um Ziele klar zu formulieren, Probleme messbar zu machen, datenbasiert zu analysieren, zu verbessern und relevante KPIs zu entwickeln. Eine Belegschaft sollte daher auch mit Begriffen des Lean Managements wie z.B. "TIMWOOD" vertraut sein und für Prozessverbesserung sensibilisiert werden. Wie bereits erwähnt, wird die Voraussetzung hierfür durch die Geschäftsleitung und das obere Management geschaffen. Die Weiterbildung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist aus meiner Sicht auch eine sehr wertschätzende Maßnahme, um Verbesserungen im Unternehmen anzustoßen und zu fördern. Betriebsblindheit tritt meiner Einschätzung nach zumeist in Organisationen auf, in denen mangelhaft kommuniziert, keine kontinuierliche Verbesserung praktiziert und die Fehlerkultur negativ beeinflusst wird. Um Oakland und Tanner zu zitieren: „Most people start work for an organisation with positive attitudes and behaviours and it is frequently the systems and environment that cause problems and deterioration“ (Successful Change Management, 2007). Wir sollten daher niemals vergessen, dass wir alle Menschen sind und Träume und Ziele verfolgen. Dies treibt uns an! Es liegt daher in unserer Natur, dass wir uns in Gruppen organisieren, um mithilfe kontinuierlicher Verbesserung unsere Ziele zu erreichen. Schließlich können wir dann gemeinsam Erfolge feiern. 

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