07.08.2018

Welche Rechtsform ist die richtige?

GmbH? GbR? OHG? Die Wahl der richtigen Rechtsform ist eine der grundlegendsten Entscheidungen bei der Unternehmensgründung. Bei der Auswahl spielen viele Faktoren eine Rolle – die Vor- und Nachteile sowie Haftungsrisiken stellen wir euch hier auf dem Science4Life-Blog im Detail vor.

Wer ein Unternehmen gründet, muss sich vor allem über das verfügbare Startkapital, die Größe des Gründerteams, erwarteter Umsatz und Haftungsrisiken im Klaren sein, denn diese Faktoren sind entscheidend für die richtige Rechtsform. In Deutschland unterscheidet man zwischen Einzelunternehmen, Personengesellschaften (z.B. GbR, OHG) und den Kapitalgesellschaften (z.B. UG, GmbH). Im Folgenden werden die wichtigsten Rechtsformen mit den Gründungsvoraussetzungen vorgestellt und erläutert, welche Rechtsformen sich für die Bereiche Life Sciences, Chemie und Energie besonders gut eignen.

Einzelunternehmen

Das Einzelunternehmen ist die einfachste Form der Unternehmensgründungen und damit auch die preiswerteste. Ein Einzelunternehmen kann nur von einem Gesellschafter gegründet werden und es genügt, sich beim Gewerbeamt anzumelden – die Kosten bewegen sich im mittleren zweistelligen Bereich. Einige Lieferanten verlangen vor Listung einen Auszug aus dem Handelsregister, um sicher sein zu können, dass das Unternehmen tatsächlich existiert. Einzelunternehmer können sich bei einem Notar in das Handelsregister eintragen lassen und erhalten den Zusatz „e.K.“ für „eingetragener Kaufmann“.

Haftungsrisiko: Hoch – Einzelunternehmer haften in unbegrenzter Höhe mit ihrem Privatvermögen.

Buchführung: Wer das Einzelunternehmen nicht ins Handelsregister eintragen lässt, darf eine einfache Einnahmen-Überschuss-Rechnung vornehmen. Der eingetragene Kaufmann sowie Einzelunternehmer ab einem Jahresüberschuss von 60.000 Euro müssen die ordnungsgemäße Buchführung einhalten und sind zur Bilanzierung verpflichtet.

Der Science4Life-Gründungstipp: Da das Haftungsrisiko beim Einzelunternehmen sehr hoch ist, sollten Gründer aus den Bereichen Life Sciences, Chemie und Energie langfristig auf eine Rechtsform mit Haftungsbeschränkung setzen. Das Einzelunternehmen kann aber ein guter Einstieg in das Unternehmertum sein – insbesondere, wenn das Risiko zu Beginn überschaubar und das Startkapital noch gering ist.

GbR – Gesellschaft bürgerlichen Rechts

Die GbR ist eine Personengesellschaft. Sie entsteht, wenn sich mindestens zwei Personen für eine Unternehmensgründung zusammenschließen. Die Gründung einer gewerblichen GbR muss ebenfalls wie beim Einzelunternehmen beim Gewerbeamt angemeldet werden. Im Anschluss sendet das Finanzamt einen Fragebogen zur steuerlichen Erfassung, den die Gründer ausfüllen müssen. Dann ist die gewerbliche GbR gegründet.

Haftungsrisiko: Hoch – Die Gesellschafter der GbR haften mit ihrem gesamten Privatvermögen. Auch die Anteile am Gewinn und Verlust sind für jeden Gesellschafter gleich.

Buchführung: Die handelsrechtlichen Buchführungspflichten entfallen und die Gesellschafter der GbR dürfen Gewinn und Verlust nach der einfachen Einnahmen-Überschuss-Rechnung ermitteln. Übersteigt der Jahresüberschuss 60.000 Euro oder der Jahresumsatz 600.000 Euro, muss eine Bilanz aufgestellt werden.

Der Science4Life-Gründungstipp: Wie beim Einzelunternehmen sollten Gründer aus Life Sciences, Chemie und Energie das Haftungsrisiko bei der GbR gut überdenken. Die nachträgliche Umwandlung von einer Personen- in eine Kapitalgesellschaft ist kompliziert, vorab muss aus der Personengesellschaft ein Handelsunternehmen wie eine KG oder OHG gemacht werden. Auch die Beteiligung von Investoren ist über eine Kapitalgesellschaft weitaus einfacher als bei einer Personengesellschaft.

GmbH – Gesellschaft mit beschränkter Haftung

Eine GmbH kann sowohl von einer Einzelperson als auch von mehreren Personen gegründet werden und ist eine der beliebtesten Rechtsformen für Gründungen in den Bereichen Life Sciences, Chemie und Energie. Um zu agieren, benötigt die GmbH einen Geschäftsführer, der entweder eingestellt oder von einem oder mehreren Gründern dargestellt wird. Das Mindestkapital für die Gründung beträgt mindestens 25.000 Euro, wobei davon nur die Hälfte, also 12.500 Euro, sofort einbezahlt werden müssen. Darüber hinaus kann ein Teil der Summe auch als Sacheinlagen eingebracht werden – wie beispielsweise Büromöbel oder Maschinen zur Herstellung von Produkten. Jedoch muss der Sachwert von einem unabhängigen Gutachter bestimmt werden.

Die GmbH muss im Handelsregister registriert werden. Der Gesellschaftervertrag muss bei einem persönlichen Notartermin mit allen beteiligten Gesellschaftern vor Ort beurkundet werden. Die Kosten für die Gründung belaufen sich auf etwa 1.500 bis 2.000 Euro – zusätzlich zum Stammkapital.

Haftungsrisiko: Gering – Die GmbH ist eine Kapitalgesellschaft und damit eine juristische Person. Das bedeutet, dass die Gesellschaft selbst als Kaufmann auftritt und nicht die Gesellschafter. Die GmbH haftet ausschließlich mit dem Gesellschaftsvermögen. Sind die Gesellschafter gleichzeitig auch Geschäftsführer, können sie allerdings bei Verletzung von Sorgfaltspflichten oder absichtlichen Gesetzesverstößen auch zur persönlichen Haftung herangezogen werden.

Buchführung: Die GmbH unterliegt der Buchführungspflicht. Der Geschäftsführer muss einen Jahresabschluss, bestehend aus einer Einnahmen-Überschuss-Rechnung und einer Bilanzierung, erstellen. Zusätzlich muss er einen Lagebericht abgeben, in dem er die Situation der Gesellschaft beschreibt und einschätzt. Jahresabschluss und Handelsregister müssen beim Handelsregister eingereicht werden.

Der Science4Life-Gründungstipp: Die GmbH eignet sich sehr gut für Gründer, die bereits das Mindestkapital in Höhe von 25.000 Euro aufbringen können. Denn die GmbH begrenzt das Haftungsrisiko und ermöglicht – in Hinblick auf die Investorensuche – relativ einfach den Verkauf von Firmenanteilen.

UG – Unternehmergesellschaft (haftungsbeschränkt)

Die UG ist die kleine Schwester der GmbH und wird auch „Mini-GmbH“ genannt. Sie muss den Zusatz „haftungsbeschränkt“ führen. Im Unterschied zur GmbH genügt bei der UG ein Stammkapital des symbolischen 1 Euro. Darum ist sie besonders für Gründer geeignet, die noch nicht das nötige Kapital von 25.000 Euro für die GmbH aufbringen können, aber dennoch von der Haftungsbeschränkung profitieren möchten. Der Vorteil: Die UG kann relativ einfach zu einer GmbH „hochgestuft“ werden.

Die Gründungskosten der UG sind niedriger als bei einer GmbH. Denn die UG kann mit einem Musterprotokoll gegründet werden, das etwa 400 Euro kostet. Die Bedingungen des Gesellschaftsvertrags sind auf die Musterbedingungen – die gesetzlichen Mindestanforderungen – beschränkt, die nicht verändert werden dürfen. Wer Anpassungen vornimmt, muss die gleichen Gründungskosten wie bei einer GmbH aufbringen.

Besonderheit: Bei der UG müssen aus den jährlichen Überschüssen Rücklagen gebildet werden, die später das Stammkapital bilden. Ein Viertel des jährlichen Gewinns sind als Rücklage einzubehalten, bis 25.000 Euro Stammkapital für die Umwandlung zur GmbH erreicht sind – allerdings steht es den Gründern frei, ob sie die UG letztendlich in die GmbH umwandeln.

Haftungsrisiko: Die Gesellschafter einer UG (haftungsbeschränkt) haften in der Regel nur mit der jeweils erbrachten Stammeinlage. Ausnahmen sind die gleichen wie bei der GmbH – nämlich bei Verstößen des Geschäftsführers kann auch eine private Haftung in Frage kommen.

Buchführung: Die Buchführungspflichten sind sehr ähnlich zur GmbH. Es gilt ebenfalls die doppelte Buchführung samt Bilanz.

Der Science4Life-Gründungstipp: Die UG (haftungsbeschränkt) eignet sich sehr gut als Vorab-Version der GmbH. Gründer können mit der UG starten und sie langfristig in eine GmbH umwandeln.

OHG (Offene Handelsgesellschaft)

Die OHG ist eine Personengesellschaft und eignet sich für mindestens zwei natürliche oder juristische Personen, die ein gemeinsames Unternehmen gründen möchten. Die OHG muss beim Gewerbeamt registriert und ins Handelsregister eingetragen werden, es gibt jedoch kein vorgeschriebenes Startkapital. Die Gründer müssen aber genügend Geld für den Aufbau des Unternehmens aufbringen, bis es profitabel ist. Kapital und Sachwerte gehören allen Gesellschaftern gemeinschaftlich und – falls im Gesellschaftsvertrag nicht anders geregelt – beteiligen sich alle zu gleichen Teilen an der OHG. Jeder Gesellschafter darf alleine handeln. Die Gründungskosten betragen etwa 300 Euro.

Haftungsrisiko: Die Gesellschafter haften voll mit ihrem geschäftlichen und privaten Vermögen.

Buchführung: Bei der OHG ist eine doppelte Buchführung mit Bilanzierung verpflichtend.

Der Science4Life-Gründungstipp: Wer eine OHG gründet, sollte die Haftungsrisiken abwägen. Vorteil im Vergleich zu anderen Personengesellschaften wie beispielsweise der GbR: Die OHG kann relativ einfach in eine Kapitalgesellschaft umgewandelt werden.

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Das ist die Businessplanphase von Science4Life

17.03.2025

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Zukunftsweisende Lösungen aus Life Sciences, Chemie und Energie – die Gewinner der Konzeptphase 2025

13.03.2025

Blueprint Biomed, EpiCure, Plantman, QuantiLight und TimeTeller holen sich den Sieg in der Konzeptphase des Science4Life Venture Cup. Beim Science4Life Energy Cup gewinnen Qkera, Radiant Solar und TwinWatt. Neue Technologien, zukunftsweisende Lösungen und beeindruckende Start-ups – auch in diesem Jahr zeigt die Konzeptphase des Startup-Wettbewerbs, welche Innovationen das Potenzial haben, Märkte zu revolutionieren. Während sich die Gewinnerteams des Science4Life Venture Cup auf bahnbrechende Entwicklungen in den Bereichen Medizintechnik, Diagnostik und Biotechnologie konzentrieren, setzen die Gewinner des Science4Life Energy Cup auf nachhaltige Energiekonzepte für eine umweltfreundlichere Zukunft. Individuelle Coachings bei den Academy Days Bevor die besten fünf Geschäftskonzepte aus Life Sciences und Chemie sowie die besten drei Geschäftskonzepte aus dem Bereich Energie ausgezeichnet wurden, gab es für die besten 15 Teams der Konzeptphase wertvolle Coachings im Rahmen der Academy Days. Im Sparring mit jeweils einem persönlichen Coach verfeinerten die Teams ihre Geschäftsvorhaben und hatten die Gelegenheit, diese nochmals auf Plausibilität und Realisierungschancen zu prüfen. Zusätzlich wurden in Kleingruppen die individuellen und juristischen Fragestellungen rund um die Unternehmensgründung besprochen. Neue Ansätze in der Medizintechnik und Diagnostik Das sind die Gewinner der Konzeptphase des Science4Life Venture Cup: Blueprint Biomed aus Berlin entwickelt innovative Lösungen für die Knochenregeneration. Der aktuelle Goldstandard erfordert dabei oft zusätzliche Eingriffe zur Gewebeentnahme. Das Start-up bietet eine effizientere und patientenfreundlichere Alternative: Ein resorbierbares Biomaterialimplantat, das die körpereigenen Regenerationsmechanismen aktiviert – ganz ohne zusätzlichen Eingriff. Aktuelle Blutkrebs-Medikamente scheitern häufig an Resistenzbildung, geringer Wirksamkeit und starken Nebenwirkungen. Der Wirkstoff von EpiCure aus München, Carbacitabin (CAB), greift gezielt in gestörte epigenetische Mechanismen ein und überwindet diese Limitierungen. Die präklinischen Daten belegen: Das Start-up kann Blutkrebspatienten eine effektive und äußerst gut verträgliche Therapieoption bieten. Plantman aus Köln entwickelt pflanzliche therapeutische Proteine zur Bekämpfung neurodegenerativer Erkrankungen. Der innovative Ansatz zielt auf die schädliche Proteinansammlung bei der Huntington-Krankheit ab und soll ihr Fortschreiten verhindern. Im Bereich der Diagnostik vereinfacht QuantiLight aus Heidelberg Blut-Tests auf Medikamentkonzentrationen für 23 Millionen chronisch Kranke. Mit einem handlichen Gerät und Blut aus der Fingerkuppe liefert es laborgenaue Ergebnisse in 15 Minuten – direkt von zu Hause. Das spart Patienten drei Stunden pro Test, senkt Kosten für das Gesundheitssystem und verbessert die Behandlung. Besonders nützlich ist es für Organtransplantierte und klinische Studien. Die TimeTeller GmbH aus Hamburg ermittelt den optimalen Tageszeitpunkt für die Medikamenteneinnahme, um Nebenwirkungen zu minimieren und die Wirksamkeit zu steigern. Die TimeTeller GmbH ist ein Spin-off der Charité – Universitätsmedizin Berlin und basiert auf der Forschung von Angela Relógio im Bereich Krebs und zirkadiane Rhythmen. Innovationen für eine nachhaltige Energiezukunft Die Gewinnerteams des Science4Life Energy Cup setzen auf nachhaltige Lösungen für die Energieversorgung der Zukunft. Die Qkera GmbH aus Garching löst das größte Problem von Batterien der nächsten Generation durch einen innovativen Durchbruch bei der skalierbaren und günstigen Herstellung von keramischen Festkörperelektrolyten, die dünn, flexibel, hochleitend und sicher sind. Die Technologie entstand durch jahrelange Forschung am MIT/TUM durch Prof. Rupp und die Erfahrung von Andreas Weis im Bereich Nanomaterialien für Energieanwendungen. Radiant Solar aus Konstanz adressiert ein zentrales Problem der Energiewende: Solaranlagen auf Mehrfamilienhäusern (MFH) scheitern an ihrer administrativen und rechtlichen Komplexität. Mit dem Solarstrom-Verteiler von Radiant Solar löst das Start-up dieses Problem an der technischen Wurzel und macht Solaranlagen auf MFH so einfach wie auf Einfamilienhäusern – ganz ohne Mieterstrom oder Gemeinschaftliche Gebäudeversorgung. Das Team von TwinWatt aus Darmstadt entwickelt eine neue Generation von Windkraftanlagen, die speziell für den Einsatz in Städten und Gewerbegebieten optimiert ist, wo Windenergie bislang ungenutzt blieb. Die optimierte Windführung des Start-ups beschleunigt selbst schwache Winde auf mehr als das Doppelte und steigert so die Energieausbeute erheblich. Die Anlage ist als eigenständige Energiequelle einsetzbar oder lässt sich ideal mit Photovoltaik kombinieren – für eine ganzheitliche, nachhaltige Stromversorgung. Jetzt für die Businessplanphase bewerben! Nach der erfolgreichen Konzeptphase startet nun die finale Runde des Science4Life Venture Cup und des Science4Life Energy Cup: die Businessplanphase. Teilnehmer erhalten professionelles Feedback zu ihrem vollständigen Businessplan in Präsentationsform, haben die Chance auf wertvolle Academy-Days und können attraktive Preisgelder gewinnen. Bewerben können sich alle Start-ups, die maximal zwei Jahre alt sind – auch ohne vorherige Teilnahme an der Konzeptphase. Jetzt anmelden unter www.science4life.de! Einsendeschluss ist der 14. April 2025.

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Da kommt was auf uns zu – die Medizin von morgen

17.02.2025

Wie RNA-Stränge die Welt der Medizin revolutionieren Die Zukunft begann an einem Donnerstag. Es war der 16. November 2023, als eine Nachricht in Minuten um den Globus lief, die Fachwelt aufhorchen ließ und es in den Tagen darauf auch in die allgemeinen Medien schaffte, sogar bis in die Boulevard-Presse: In Großbritannien war erstmals ein Medikament zugelassen worden, das auf der Genscheren-Technologie CRISPR/Cas9 basiert. Wenig später, am 8. Dezember 2023, erfolgte die Zulassung des Medikaments durch die U.S.-amerikanische Lebens- und Arzneimittelbehörde FDA und am 9. Februar 2024 schließlich die Zulassung für die Europäische Union, erteilt durch die EU-Kommission. Damit war endgültig das Tor aufgestoßen zu einer neuen Zeit der Medizin- und Therapiegeschichte. Das Echo war gewaltig. Sogar das Weiße Haus in Washington meldete sich zu Wort: „Dieser bedeutende medizinische Fortschritt verspricht die Entwicklung weiterer lebensrettender Behandlungen und gibt Millionen Amerikanern Hoffnung, die mit seltenen Krankheiten leben müssen“, erklärte U.S.-Präsident Joe Biden. Ein Unternehmen in Frankfurt,die BioSpring GmbH, leistet entscheidende Beiträge für diese Medizin der Zukunft. Denn das Unternehmen ist ein weltweit führender Anbieter synthetischer Nukleinsäuren, die als Wirkstoffe neue bahnbrechende Medikamente erst möglich machen. Auch bei der Genscheren-Technologie CRISPR/Cas kommen sie zum Einsatz. „Wir haben das Potenzial von Nukleinsäuren für Anwendungen in der Medizin schon früh erkannt, nachdem wir 1997 unser Unternehmen gegründet haben“, erklärt Dr. Sylvia Wojczewski, CEO und Miteigentümerin von BioSpring sowie auch Mitglied in der Jury des Science4Life Venture Cup. Seitdem hat Wojczewski gemeinsam mit ihrem Partner und Firmenmitbegründer CSO Dr. Hüseyin Aygün das Unternehmen ständig weiterentwickelt. Bis heute ist es inhabergeführt. Inzwischen beliefert BioSpring mit über 650 Mitarbeitenden als Auftragshersteller führende Pharma- und Biotechunternehmen auf der ganzen Welt und ist weiter auf Wachstumskurs: eine beispiellose Erfolgsstory. Doch warum eigentlich sprechen wir heute von einer Revolution in der Medizin, was ist Kern der Sache? Kurz auf den Punkt gebracht: Die CRISPR/Cas-Technologie ermöglicht die gezielte Korrektur von Gendefekten und eröffnet so die Möglichkeit, genetisch bedingte Krankheiten vollständig zu heilen – statt nur die Symptome zu bekämpfen wie mit konventionellen Therapien. Das ist ein Paradigmenwechsel und somit der Schritt in ein neues Medizinzeitalter, kurz: eine Revolution in der Medizin. BU: Die CRISPR/Cas-Technologie ermöglicht das gezielte Ansteuern und das Modifizieren, Ausschneiden oder Ersetzen eines DNA-Bausteins ©BioSpring GmbH Aus unheilbar wird heilbar Die neu zugelassene Therapie hat das Potenzial, die bislang unheilbare Sichelzellanämie vollständig zu heilen – statt wie bisher mit herkömmlicher Therapie nur die Symptome zu lindern. Die Sichelzellanämie ist eine schwere Bluterkrankung mit katastrophalen Folgen für die Betroffenen - bis hin zu einer drastisch verringerten Lebenserwartung. Die CRISPR/Cas-Technologie funktioniert während der Therapie wie eine Art Genschere, bei der fehlerhafte Gene gezielt angesteuert, entfernt oder ersetzt werden können. Die entscheidende Komponente dafür ist das „Navigationssystem“, das die zu behandelnden Gene findet und die eigentliche „Schere“, das Cas-Protein, exakt dorthin führt. Das übernehmen spezielle Nukleinsäuren, in diesem Fall eine guide RNA, die damit zu ganz wesentlichen Bausteinen für die Medizin der Zukunft werden. Die guide RNA ist ein Beispiel eines Oligonukleotids, also einer synthetisch hergestellten Nukleinsäurekette mit typischen Längen zwischen ca. 20 und 120 Nukleotiden. Weitere Vertreter dieser neuen Wirkstoffart sind beispielsweise Antisense-Oligonukleotide (ASOs) und Silencing-RNAs (siRNA), die seit wenigen Jahren bereits die Behandlung von Krankheiten über die Regulation von Genen erlauben und damit neue Therapiemöglichkeiten erschlossen haben. Künftig werden RNA-Therapeutika noch weiter in den Bereich der Breitenerkrankungen vordringen. Das bedeutet Hoffnung für Hunderte von Millionen Menschen weltweit, die etwa unter Bluthochdruck, zu hohen Cholesterinwerten oder anderen weit verbreiteten Erkrankungen zu leiden haben. Auch für Krebstherapien öffnen sich durch RNA-Therapeutika neue Perspektiven in der Behandlung. Diese rasante Entwicklung von Medikamenten, die genetische Informationen nutzen oder verändern, mündete schließlich in die eingangs beschriebene Technologie des Genome Editing, zu der auch die genannte CRISPR/Cas-Technologie gehört. Dass bereits 2023 ein erstes Medikament zugelassen wurde, das auf der CRISPR/Cas-Technologie beruht, ist höchst bemerkenswert und hat auch Fachleute begeistert: „Die Zulassung ist ein großer Durchbruch, ein Meilenstein für das ganze Feld des Genome Editing. (…) Eine Wahnsinnsleistung, wenn man bedenkt, dass 2012 erstmals über CRISPR/Cas berichtet worden ist – und wir jetzt, nur gut zehn Jahre später, ein erstes Medikament haben, das auf dieser Technologie beruht“, erklärte beispielsweise Prof. Dr. Toni Cathomen, Direktor des Instituts für Transfusionsmedizin und Gentherapie am Universitätsklinikum Freiburg. Der Schweizer Molekularbiologe forscht seit vielen Jahren zu Fragen der Gentherapie und gilt als eine der wichtigsten Stimmen auf diesem Gebiet. Die Herstellung therapeutischer RNA-Nukleinsäuren von bestmöglicher Reinheit und Qualität ist hochkomplex. Bis zu 400 Prozessschritte sind etwa zur Herstellung einer guide RNA nötig, um die gewünschten Ergebnisse zu erzielen. Dieser Prozess umfasst die eigentliche Festphasen-Synthese, die in einem automatisierten Verfahren abläuft, wird fortgesetzt mit der Abspaltung des Produktes von einem festen Trägermaterial, Ultra-Filtration und Reinigung des Zwischenproduktes per Hochdruck-Flüssigchromatographie sowie über weitere Prozessschritte bis zur Gefriertrocknung des fertigen Produkts. Am Ende liegt das Produkt als ein weiß-gelbliches, fluffiges Pulver vor und wird in dieser Form ausgeliefert. Eine zentrale Rolle bei der Entwicklung von Wirkstoffen für bahnbrechende Medikamente spielen die sogenannten CDMOs (Contract Development and Manufacturing Organizations) wie BioSpring. Sie bieten umfassende Leistungen bei Herstellung und Analyse von Wirkstoffen an und werden so zu unverzichtbaren Partnern der pharmazeutischen Industrie. Ihre Bedeutung wird mit der steigenden Nachfrage nach personalisierter Medizin und Biologika weiter wachsen. Die Zukunft der Medizin – sie hat schon begonnen. ©BioSpring GmbH

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