12.02.2019

Trends in der Energiewirtschaft: Experten-Interview mit Tobias Hasenjäger, VNG Innovation GmbH

Eingeleitet durch die Energiewende haben sich die energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen in den letzten Jahren stark verändert. Mit Tobias Hasenjäger aus dem Science4Life Experten-Netzwerk sprechen wir über die Herausforderungen, denen sich die Branche stellt und die Chancen für High-Tech Gründer, die Energiewirtschaft zu innovieren.

Herr Hasenjäger, die Nuklearkatastrophe von Fukushima im Jahr 2011 wird oftmals als Auslöser für die Energiewende genannt. Welchen Einfluss hatte das auf die Energiewirtschaft und was hat sich seitdem getan?

Das hat die Energie- und Stromwirtschaft nochmals durcheinandergewirbelt, da man einen Kompromiss eingehen musste, die Kernkraftwerke länger zu betreiben. Doch nach Fukushima hat die Regierung entschieden, den Ausstieg schneller zu vollziehen. Dies führte dazu, dass bei vielen Stromkonzernen die Kernkraftwerke gesondert abgeschrieben werden mussten, was einen erheblichen wirtschaftlichen Effekt hatte. Die Konzerne bemühten sich nun, die Energiewende zügiger voranzutreiben. Bereits vor Fukushima wurde zwar etwas für Erneuerbare Energienin der Energiewirtschaft getan, allerdings waren sich die Unternehmen unsicher, wie viel Geld in alternative Energien allokiert werden sollte, solange die Bundesregierung bei der Umstellung des Erzeugungssystems noch keinen großen Druck ausübte.

Wie machen sich die zunehmende Urbanisierung und der demographische Wandel in der Energiewirtschaft bemerkbar?

Urbanisierung betrifft die Energiewirtschaft, da wir uns von aktuell von den ursprünglichen zentralen Erzeugungssystemen wie Kraftwerken hin zu dezentralen Erzeugungssystemen entwickeln. Ein Beispiel bei der VNG Innovation GmbH ist die ViertelEnergie, die sich mit Quartierslösungen beschäftigt. Hierbei bemüht man sich, die Energieeffizienz-Bestrebungen innerhalb der Kommunen umzusetzen. Der demografische Wandel betrifft gerade in Ostdeutschland insbesondere die ländlichen Regionen. Es zeigt sich, dass tendenziell die ländlichen Regionen ausdünnen, was auch eine Herausforderung für die Energiekonzerne ist, da weniger Abnehmer existieren und sich die Bevölkerung auf die größeren Städte, wie Leipzig, konzentriert. Nach der Wende haben vor allem die jungen Leute die ländlichen Regionen verlassen, während die älteren geblieben sind. In Folge dessen steigt das Durchschnittsalter der Bevölkerung und die Anzahl an pflegebedürftigen Menschen, die auch in Bezug auf die Energieversorgung besondere Bedürfnisse haben. Aus dem demographischen Wandel heraus entwickeln sich nebenbei erwähnt auch neue Geschäftsansätze für Start-ups, beispielsweise im Bereich Überwachungssensoren oder altersgerechte Mobilitätsdienste.

Wie haben sich durch die Energiewende klassische Berufsbilder geändert? Sind vielleicht auch völlig neue Berufe entstanden?

Grundsätzlich verschieben sich natürlich die Berufsbilder, es werden beispielsweise mehr Experten benötigt, die Windkraftanlagen betreiben können, als zuvor. Das Zusammenspiel vieler dezentraler Erzeugungssysteme führt außerdem dazu, dass Software Know-how insgesamt signifikant an Bedeutung gewinnt: Wir beschäftigen uns sehr stark mit Internet of Things (IoT)– sowohl bei der Energieerzeugung, als auch beim Transport und der Speicherung. Gleichzeitig betrifft der Fachkräftemangel quasi alle hochqualifizierten Tätigkeiten in Deutschland, so auch die Energiewirtschaft. Wir können unsere offenen Stellen aktuell zwar besetzen, aber die Zahl der qualifizierten Bewerbungen sinkt und somit auch die Auswahlmöglichkeit innerhalb der Bewerber. Deshalb scouten wir zum Beispiel auch Softwaretechnologien für unsere Personalabteilung. Wir suchen nach Softwarelösungen, die den gesamten Bewerbungsprozess effizienter und resilienter gestalten, aber natürlich auch die Möglichkeit bieten, das Talent zu rekrutieren, das man gerne hätte. Bei unserer Personalabteilung steht es ganz weit oben auf der Prioritätenliste, auch diesen Prozess zu technisieren.

Das schafft einen guten Übergang zu der nächsten Frage: Welchen Einfluss hat die Digitalisierung auf die Energiewirtschaft? Welche Herausforderungen müssen überwunden werden, welche Chancen haben sich ergeben?

Die Digitalisierung wirkt sich in vielerlei Hinsicht auch auf die Energiewirtschaft aus. Das bereits angesprochene IoT spielt in der Anlagentechnik eine besonders wichtige Rolle, jedoch beschäftigt uns die Digitalisierung der kaufmännischen Prozesse oder überhaupt der Prozesse innerhalb des Unternehmens gleichermaßen. Auch im Vertrieb sind wir stets auf der Suche nach digitalen Produkten, um Cross- und Upselling bei den Kunden anbieten zu können, oder in Puncto Arbeitssicherheit der Wartungstechniker mittels Virtual-Reality-Brillen.
Die Digitalisierung findet in fast allen Bereichen der Energiewirtschaft statt. Früher waren wir eine sehr monopolistisch geprägte Branche, doch das hat sich bis auf den Netzbereich komplett verändert. Der Wettbewerbsdruck ist heute deutlich größer, also müssen wir die Digitalisierung nutzen, um Kosten einzusparen und uns von der Konkurrenz abzuheben. Natürlich stellt der Digitalisierungsprozess eine Herausforderung dar, aber wir können davor nicht die Augen verschließen und müssen stattdessen das Thema proaktiv angehen, um im Wettbewerb nicht den Anschluss zu verlieren.

Was steht der Energiewirtschaft in den nächsten Jahren bevor? Wohin geht die Reise?

Die Kern-Herausforderung ist, dass wir uns wegbewegen, von zentralen Erzeugungsanlagen, hin zu dezentralen Geschäftsmodellen, die aber deutlich weniger Marge mit sich bringen und gleichzeitig bedeutend ressourcenintensiver gemanagt werden müssen. Hierbei dennoch so gewinnbringend zu agieren wie früher, ist sehr herausfordernd. Auch das Vorantreiben der Dekarbonisierung- also der Abkehr von der Nutzung kohlenstoffhaltiger Energieträger zu Gunsten des Klimaschutzes - ohne deutliche Verluste einzufahren, ist eine bevorstehende schwierige Hürde. Der Trend geht auch in Richtung Software-basierte Services. Im Grunde arbeiten wir aktuell daran, ein Portfolio komplett neuer Methoden zu entwickeln, damit wir unser Geschäft in Zukunft noch profitabel durchführen können.

Um den Bogen zum Science4Life Venture Cup zu spannen - Warum ist es gerade jetzt ein günstiger Zeitpunkt für High-Tech Gründer, ihre innovativen Ideen aus dem Bereich Energie zu präsentieren und umzusetzen?

Das ist ganz einfach: Die Energiewirtschaft wird nicht verschwinden, sie wird sich verändern. Für junge Start-ups ist es vom Timing stets sehr vorteilhaft, neuartige Lösungsansätze anzubieten, wenn die großen Player vor Problemen stehen. Denn nach dem Bequemlichkeitsprinzip gilt: Wenn die Großkonzerne keine Schwierigkeiten haben, ist die Neigung, einem Jungunternehmer zuzuhören, gleich null. Doch für das Meistern der oben angesprochenen Herausforderungen in der tradierten Energiewirtschaft sind die etablierten Player im Markt derzeit natürlich auf der Suche nach innovativen Lösungen und die Gründer finden mit ihren Geschäftsideen bedeutend einfacher Gehör.

In welchem Bereich der Energiebranche erhoffen Sie sich persönlich Innovationen und unkonventionelle Problemlösungsansätze von Start-ups und Gründern?

Insbesondere bei dezentralen Themen erhoffen wir uns neue, innovative Ansätze. In der Energiewirtschaft haben wir intrinsisch Schwierigkeiten, Produkte zu entwickeln, die im Wettbewerbsmarkt Bestand haben. Hier könnten Start-ups sinnvoll unterstützen. Ein weiteres Thema sind natürlich Daten, Datenoptimierung und das Datengeschäft: Stichwort Smart Meter, welche die Abrechnung einer bedarfsgerechten Stromnutzung ermöglichen. Weiter in der Zukunft könnten auch Wasserstoff und Wasserstoff-Batteriespeicher von Interesse sein. Aktuell würden wir in diesem Bereich zwar noch nicht investieren, sind aber stets offen für Konzepte.

Zum Abschluss: Welche Tipps würden Sie Gründern aus der Energiebranche geben?

Der Energiemarkt ist ein spezieller Markt, der immer reguliert ist. Was ich allen Neuunternehmern raten würde: Überlegt nicht, was ihr machen wollt, sondern wessen Problem ihr eigentlich lösen wollt. Wie relevant ist dieses Problem und warum ist es überhaupt wert, gelöst zu werden? Man sollte also den Fehler vermeiden, ein Pferd von hinten aufzuzäumen, indem man eine Geschäftsidee entwickelt, für die es gar keinen akuten Bedarf gibt. Des Weiteren sollte man sich natürlich im Bereich der Energiewirtschaft etwas auskennen und über die Abhängigkeiten in diesem Markt informiert sein. Das Ganze ist ein Zusammenspiel aus Einflüssen von den Erzeugern, den Netzbetreibern, den Stadtwerken, der Politik und natürlich den Endkunden. Wie sind deren Interessen, wie sieht ihre Profilfunktion aus? Wenn diese Fragen beantwortet sind, ist das „Spielfeld“ klarer abgegrenzt. Auf diesem Spielfeld sieht man nun vielleicht ein Problem und kann Lösungsansätze vorantreiben, die profitabel für alle Stakeholder sind.

 

Über Tobias Hasenjäger:

Nach seinem Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Universität Passau hat Tobias Hasenjäger in mehreren Unternehmen als Investment Manager gearbeitet und ist nun Senior Investment Manager bei der VNG Innovation GmbH. Zudem ist er Co-Founder und Managing Director der 1492 Advisors UG. Bei Science4Life unterstützt Tobias Hasenjäger innerhalb des Experten-Netzwerks angehende Unternehmer.

Diesen Artikel teilen

Ähnliche Themen

Zukunftsweisende Lösungen aus Life Sciences, Chemie und Energie – die Gewinner der Konzeptphase 2025

13.03.2025

Blueprint Biomed, EpiCure, Plantman, QuantiLight und TimeTeller holen sich den Sieg in der Konzeptphase des Science4Life Venture Cup. Beim Science4Life Energy Cup gewinnen Qkera, Radiant Solar und TwinWatt. Neue Technologien, zukunftsweisende Lösungen und beeindruckende Start-ups – auch in diesem Jahr zeigt die Konzeptphase des Startup-Wettbewerbs, welche Innovationen das Potenzial haben, Märkte zu revolutionieren. Während sich die Gewinnerteams des Science4Life Venture Cup auf bahnbrechende Entwicklungen in den Bereichen Medizintechnik, Diagnostik und Biotechnologie konzentrieren, setzen die Gewinner des Science4Life Energy Cup auf nachhaltige Energiekonzepte für eine umweltfreundlichere Zukunft. Individuelle Coachings bei den Academy Days Bevor die besten fünf Geschäftskonzepte aus Life Sciences und Chemie sowie die besten drei Geschäftskonzepte aus dem Bereich Energie ausgezeichnet wurden, gab es für die besten 15 Teams der Konzeptphase wertvolle Coachings im Rahmen der Academy Days. Im Sparring mit jeweils einem persönlichen Coach verfeinerten die Teams ihre Geschäftsvorhaben und hatten die Gelegenheit, diese nochmals auf Plausibilität und Realisierungschancen zu prüfen. Zusätzlich wurden in Kleingruppen die individuellen und juristischen Fragestellungen rund um die Unternehmensgründung besprochen. Neue Ansätze in der Medizintechnik und Diagnostik Das sind die Gewinner der Konzeptphase des Science4Life Venture Cup: Blueprint Biomed aus Berlin entwickelt innovative Lösungen für die Knochenregeneration. Der aktuelle Goldstandard erfordert dabei oft zusätzliche Eingriffe zur Gewebeentnahme. Das Start-up bietet eine effizientere und patientenfreundlichere Alternative: Ein resorbierbares Biomaterialimplantat, das die körpereigenen Regenerationsmechanismen aktiviert – ganz ohne zusätzlichen Eingriff. Aktuelle Blutkrebs-Medikamente scheitern häufig an Resistenzbildung, geringer Wirksamkeit und starken Nebenwirkungen. Der Wirkstoff von EpiCure aus München, Carbacitabin (CAB), greift gezielt in gestörte epigenetische Mechanismen ein und überwindet diese Limitierungen. Die präklinischen Daten belegen: Das Start-up kann Blutkrebspatienten eine effektive und äußerst gut verträgliche Therapieoption bieten. Plantman aus Köln entwickelt pflanzliche therapeutische Proteine zur Bekämpfung neurodegenerativer Erkrankungen. Der innovative Ansatz zielt auf die schädliche Proteinansammlung bei der Huntington-Krankheit ab und soll ihr Fortschreiten verhindern. Im Bereich der Diagnostik vereinfacht QuantiLight aus Heidelberg Blut-Tests auf Medikamentkonzentrationen für 23 Millionen chronisch Kranke. Mit einem handlichen Gerät und Blut aus der Fingerkuppe liefert es laborgenaue Ergebnisse in 15 Minuten – direkt von zu Hause. Das spart Patienten drei Stunden pro Test, senkt Kosten für das Gesundheitssystem und verbessert die Behandlung. Besonders nützlich ist es für Organtransplantierte und klinische Studien. Die TimeTeller GmbH aus Hamburg ermittelt den optimalen Tageszeitpunkt für die Medikamenteneinnahme, um Nebenwirkungen zu minimieren und die Wirksamkeit zu steigern. Die TimeTeller GmbH ist ein Spin-off der Charité – Universitätsmedizin Berlin und basiert auf der Forschung von Angela Relógio im Bereich Krebs und zirkadiane Rhythmen. Innovationen für eine nachhaltige Energiezukunft Die Gewinnerteams des Science4Life Energy Cup setzen auf nachhaltige Lösungen für die Energieversorgung der Zukunft. Die Qkera GmbH aus Garching löst das größte Problem von Batterien der nächsten Generation durch einen innovativen Durchbruch bei der skalierbaren und günstigen Herstellung von keramischen Festkörperelektrolyten, die dünn, flexibel, hochleitend und sicher sind. Die Technologie entstand durch jahrelange Forschung am MIT/TUM durch Prof. Rupp und die Erfahrung von Andreas Weis im Bereich Nanomaterialien für Energieanwendungen. Radiant Solar aus Konstanz adressiert ein zentrales Problem der Energiewende: Solaranlagen auf Mehrfamilienhäusern (MFH) scheitern an ihrer administrativen und rechtlichen Komplexität. Mit dem Solarstrom-Verteiler von Radiant Solar löst das Start-up dieses Problem an der technischen Wurzel und macht Solaranlagen auf MFH so einfach wie auf Einfamilienhäusern – ganz ohne Mieterstrom oder Gemeinschaftliche Gebäudeversorgung. Das Team von TwinWatt aus Darmstadt entwickelt eine neue Generation von Windkraftanlagen, die speziell für den Einsatz in Städten und Gewerbegebieten optimiert ist, wo Windenergie bislang ungenutzt blieb. Die optimierte Windführung des Start-ups beschleunigt selbst schwache Winde auf mehr als das Doppelte und steigert so die Energieausbeute erheblich. Die Anlage ist als eigenständige Energiequelle einsetzbar oder lässt sich ideal mit Photovoltaik kombinieren – für eine ganzheitliche, nachhaltige Stromversorgung. Jetzt für die Businessplanphase bewerben! Nach der erfolgreichen Konzeptphase startet nun die finale Runde des Science4Life Venture Cup und des Science4Life Energy Cup: die Businessplanphase. Teilnehmer erhalten professionelles Feedback zu ihrem vollständigen Businessplan in Präsentationsform, haben die Chance auf wertvolle Academy-Days und können attraktive Preisgelder gewinnen. Bewerben können sich alle Start-ups, die maximal zwei Jahre alt sind – auch ohne vorherige Teilnahme an der Konzeptphase. Jetzt anmelden unter www.science4life.de! Einsendeschluss ist der 14. April 2025.

Weiterlesen

Da kommt was auf uns zu – die Medizin von morgen

17.02.2025

Wie RNA-Stränge die Welt der Medizin revolutionieren Die Zukunft begann an einem Donnerstag. Es war der 16. November 2023, als eine Nachricht in Minuten um den Globus lief, die Fachwelt aufhorchen ließ und es in den Tagen darauf auch in die allgemeinen Medien schaffte, sogar bis in die Boulevard-Presse: In Großbritannien war erstmals ein Medikament zugelassen worden, das auf der Genscheren-Technologie CRISPR/Cas9 basiert. Wenig später, am 8. Dezember 2023, erfolgte die Zulassung des Medikaments durch die U.S.-amerikanische Lebens- und Arzneimittelbehörde FDA und am 9. Februar 2024 schließlich die Zulassung für die Europäische Union, erteilt durch die EU-Kommission. Damit war endgültig das Tor aufgestoßen zu einer neuen Zeit der Medizin- und Therapiegeschichte. Das Echo war gewaltig. Sogar das Weiße Haus in Washington meldete sich zu Wort: „Dieser bedeutende medizinische Fortschritt verspricht die Entwicklung weiterer lebensrettender Behandlungen und gibt Millionen Amerikanern Hoffnung, die mit seltenen Krankheiten leben müssen“, erklärte U.S.-Präsident Joe Biden. Ein Unternehmen in Frankfurt,die BioSpring GmbH, leistet entscheidende Beiträge für diese Medizin der Zukunft. Denn das Unternehmen ist ein weltweit führender Anbieter synthetischer Nukleinsäuren, die als Wirkstoffe neue bahnbrechende Medikamente erst möglich machen. Auch bei der Genscheren-Technologie CRISPR/Cas kommen sie zum Einsatz. „Wir haben das Potenzial von Nukleinsäuren für Anwendungen in der Medizin schon früh erkannt, nachdem wir 1997 unser Unternehmen gegründet haben“, erklärt Dr. Sylvia Wojczewski, CEO und Miteigentümerin von BioSpring sowie auch Mitglied in der Jury des Science4Life Venture Cup. Seitdem hat Wojczewski gemeinsam mit ihrem Partner und Firmenmitbegründer CSO Dr. Hüseyin Aygün das Unternehmen ständig weiterentwickelt. Bis heute ist es inhabergeführt. Inzwischen beliefert BioSpring mit über 650 Mitarbeitenden als Auftragshersteller führende Pharma- und Biotechunternehmen auf der ganzen Welt und ist weiter auf Wachstumskurs: eine beispiellose Erfolgsstory. Doch warum eigentlich sprechen wir heute von einer Revolution in der Medizin, was ist Kern der Sache? Kurz auf den Punkt gebracht: Die CRISPR/Cas-Technologie ermöglicht die gezielte Korrektur von Gendefekten und eröffnet so die Möglichkeit, genetisch bedingte Krankheiten vollständig zu heilen – statt nur die Symptome zu bekämpfen wie mit konventionellen Therapien. Das ist ein Paradigmenwechsel und somit der Schritt in ein neues Medizinzeitalter, kurz: eine Revolution in der Medizin. BU: Die CRISPR/Cas-Technologie ermöglicht das gezielte Ansteuern und das Modifizieren, Ausschneiden oder Ersetzen eines DNA-Bausteins ©BioSpring GmbH Aus unheilbar wird heilbar Die neu zugelassene Therapie hat das Potenzial, die bislang unheilbare Sichelzellanämie vollständig zu heilen – statt wie bisher mit herkömmlicher Therapie nur die Symptome zu lindern. Die Sichelzellanämie ist eine schwere Bluterkrankung mit katastrophalen Folgen für die Betroffenen - bis hin zu einer drastisch verringerten Lebenserwartung. Die CRISPR/Cas-Technologie funktioniert während der Therapie wie eine Art Genschere, bei der fehlerhafte Gene gezielt angesteuert, entfernt oder ersetzt werden können. Die entscheidende Komponente dafür ist das „Navigationssystem“, das die zu behandelnden Gene findet und die eigentliche „Schere“, das Cas-Protein, exakt dorthin führt. Das übernehmen spezielle Nukleinsäuren, in diesem Fall eine guide RNA, die damit zu ganz wesentlichen Bausteinen für die Medizin der Zukunft werden. Die guide RNA ist ein Beispiel eines Oligonukleotids, also einer synthetisch hergestellten Nukleinsäurekette mit typischen Längen zwischen ca. 20 und 120 Nukleotiden. Weitere Vertreter dieser neuen Wirkstoffart sind beispielsweise Antisense-Oligonukleotide (ASOs) und Silencing-RNAs (siRNA), die seit wenigen Jahren bereits die Behandlung von Krankheiten über die Regulation von Genen erlauben und damit neue Therapiemöglichkeiten erschlossen haben. Künftig werden RNA-Therapeutika noch weiter in den Bereich der Breitenerkrankungen vordringen. Das bedeutet Hoffnung für Hunderte von Millionen Menschen weltweit, die etwa unter Bluthochdruck, zu hohen Cholesterinwerten oder anderen weit verbreiteten Erkrankungen zu leiden haben. Auch für Krebstherapien öffnen sich durch RNA-Therapeutika neue Perspektiven in der Behandlung. Diese rasante Entwicklung von Medikamenten, die genetische Informationen nutzen oder verändern, mündete schließlich in die eingangs beschriebene Technologie des Genome Editing, zu der auch die genannte CRISPR/Cas-Technologie gehört. Dass bereits 2023 ein erstes Medikament zugelassen wurde, das auf der CRISPR/Cas-Technologie beruht, ist höchst bemerkenswert und hat auch Fachleute begeistert: „Die Zulassung ist ein großer Durchbruch, ein Meilenstein für das ganze Feld des Genome Editing. (…) Eine Wahnsinnsleistung, wenn man bedenkt, dass 2012 erstmals über CRISPR/Cas berichtet worden ist – und wir jetzt, nur gut zehn Jahre später, ein erstes Medikament haben, das auf dieser Technologie beruht“, erklärte beispielsweise Prof. Dr. Toni Cathomen, Direktor des Instituts für Transfusionsmedizin und Gentherapie am Universitätsklinikum Freiburg. Der Schweizer Molekularbiologe forscht seit vielen Jahren zu Fragen der Gentherapie und gilt als eine der wichtigsten Stimmen auf diesem Gebiet. Die Herstellung therapeutischer RNA-Nukleinsäuren von bestmöglicher Reinheit und Qualität ist hochkomplex. Bis zu 400 Prozessschritte sind etwa zur Herstellung einer guide RNA nötig, um die gewünschten Ergebnisse zu erzielen. Dieser Prozess umfasst die eigentliche Festphasen-Synthese, die in einem automatisierten Verfahren abläuft, wird fortgesetzt mit der Abspaltung des Produktes von einem festen Trägermaterial, Ultra-Filtration und Reinigung des Zwischenproduktes per Hochdruck-Flüssigchromatographie sowie über weitere Prozessschritte bis zur Gefriertrocknung des fertigen Produkts. Am Ende liegt das Produkt als ein weiß-gelbliches, fluffiges Pulver vor und wird in dieser Form ausgeliefert. Eine zentrale Rolle bei der Entwicklung von Wirkstoffen für bahnbrechende Medikamente spielen die sogenannten CDMOs (Contract Development and Manufacturing Organizations) wie BioSpring. Sie bieten umfassende Leistungen bei Herstellung und Analyse von Wirkstoffen an und werden so zu unverzichtbaren Partnern der pharmazeutischen Industrie. Ihre Bedeutung wird mit der steigenden Nachfrage nach personalisierter Medizin und Biologika weiter wachsen. Die Zukunft der Medizin – sie hat schon begonnen. ©BioSpring GmbH

Weiterlesen

Die Konzeptphase von Science4Life

02.12.2024

Noch bis zum 20. Januar 2025 können sich Start-ups für die Konzeptphase des Science4Life Startup-Wettbewerb registrieren und ihre innovativen Geschäftskonzepte einreichen. Neben exklusivem Feedback durch die Science4Life-Experten profitieren Gründerteams vom großen Netzwerk und Weiterbildungsangeboten, wie den Science4Life Academy-Days. Die Konzeptphase zielt als zweite Phase des Science4Life Startup-Wettbewerbs darauf ab, Gründer aus den Branchen Life Sciences, Chemie und Energie auf ihrem Weg zum Businessplan zu unterstützen. Was ist eigentlich die Konzeptphase? Die Konzeptphase ist die zweite Wettbewerbsphase des Science4Life Startup-Wettbewerbs. Sie folgt auf die Ideenphase und bereitet die Teilnehmer auf die dritte und letzte Phase, die Businessplanphase, vor. In der Konzeptphase können Gründerteams ihr Geschäftsvorhaben und ihren Zielmarkt konzeptionell ausarbeiten. Das bietet jungen Unternehmerteams die Möglichkeit, ihre Gründung von Profis mit jahrelanger Praxiserfahrung einschätzen zu lassen und Feedback von den Science4Life-Experten zu erhalten. Wer kann an der Konzeptphase teilnehmen? Die Teilnahme an der Konzeptphase steht allen Start-ups aus den Bereichen Life Sciences, Chemie und Energie offen – unabhängig davon, ob sie bereits an der Ideenphase teilgenommen haben. Teilnahmeberechtigt sind alle Teams mit Gründungsabsicht sowie Unternehmen, deren Gründung nach dem 1. September 2022 erfolgt ist. Gründerteams aus der Life Sciences und Chemie Branche nehmen am Science4Life Venture Cup teil. Die Teilnahme am Science4Life Energy Cup steht allen Gründern aus dem Bereich Energie offen. Wie läuft die Teilnahme ab? Um an der Konzeptphase des Science4Life Venture Cup und Science4Life Energy Cup teilzunehmen, müssen Gründerteams ihr Geschäftskonzept vorstellen. Das muss in Form eines Read Decks erfolgen. Bei der Gliederung und Formulierung des Read Decks hilft auch das speziell für Science4Life entwickelte Handbuch . Gründerteams können dieses hier kostenlos downloaden.  Die Beiträge können bis zum 20. Januar 2025 , 23:59 Uhr, online im Science4Life-Portal als PDF-Datei hochgeladen werden. Nach erfolgreicher Teilnahme werden die fristgerecht eingereichten Wettbewerbsbeiträge durch verschiedene Branchenexperten begutachtet und bewertet. Das Science4Life Experten-Netzwerk besteht aus mehr als 200 Institutionen und Unternehmen, die den Grundstein für einen regen Informations- und Erfahrungsaustausch bilden. Beteiligt sind Experten aus dem öffentlichen Recht, national und international agierende Konzerne, Patent- und Rechtsanwaltskanzleien, Universitäten und Hochschulen oder ehemalige Teilnehmer des Businessplan-Wettbewerbs. Durch dieses breit gefächerte Expertenwissen ist es möglich, die Teilnehmer auf jedem Fachgebiet ausgezeichnet zu unterstützen. Bei der Konzeptprämierung am 11. März 2025 werden die fünf besten Teams des Science4Life Venture Cup sowie die drei besten Teams des Science4Life Energy Cup prämiert. Warum an der Konzeptphase des Science4Life Startup-Wettbewerb teilnehmen? Der Zugang zum großen Science4Life Netzwerk sowie das umfangreiche Expertenfeedback zum Geschäftskonzept sind nur einige Vorteile der Teilnahme am Science4Life Startup-Wettbewerb. Darüber hinaus können die Gründerteams von der Teilnahme an Online-Seminaren profitieren, sich ein Preisgeld in Höhe von jeweils 1.500 € im Venture Cup und 1.000€ im Energy Cup sichern und sich als Team weiterentwickeln. Die Gewinnerteams erhalten außerdem Zugang zu den Academy-Days. Diese sind speziell auf die Teams aus den einzelnen Bereichen zugeschnitten: Coaches mit jahrelanger Branchenerfahrung teilen ihr Wissen und klären wichtige Fragen bezüglich der Geschäftskonzepte. Dieser zweitägige Intensivworkshop gibt den Gewinnerteams die Möglichkeit zusammen mit ihrem persönlichen Coach ihr Geschäftskonzept zu perfektionieren. Weitere wichtige Informationen Die Teilnahme am Science4Life Startup-Wettbewerb ist kostenlos. Auf der Science4Life-Webseite können sich Gründer über den  Venture Cup und den Energy Cup informieren. Auch der Science4Life-Blog bietet den Teilnehmern weitere Tipps und Details rund um gründungsrelevante Themen.  

Weiterlesen