Wie ist die Idee zu Phytoprove entstanden und wann wussten Sie, dass daraus ein Unternehmen wird?
Wir forschen seit über zehn Jahren gemeinsam an der Anpassung von Pflanzen an extreme Bedingungen wie Hitze, Kälte, Trockenheit und Nährstoffmangel. Trotz dieser Erfahrung sahen die Pflanzen im eigenen Garten, durchaus auch Nutzpflanzen, in der Regel nicht optimal versorgt aus. Also hatten wir die Idee, basierend auf den Messmethoden im Labor, handliche Geräte zu entwickeln, die jeder zur Beurteilung des Dünge- und Wasserstatus von Pflanzen benutzen kann. Uns war auch sofort klar, dass wir hierfür ein Unternehmen gründen wollen.
Erklären Sie bitte kurz Ihr Produkt und seinen Nutzen.
Sowohl professionelle Gemüsebauer, Gärtner und Grünflächenämter, als auch private Anwender wie Hobby- und Kleingärtner, Stichwort Urban Gardening, werden unsere Geräte nutzen können, um schnell und einfach den Gesundheits- und Versorgungszustand ihrer Pflanzen zu prüfen. Die Handhabung ist einfach und die Anzeige erfolgt über eine App auf dem Smartphone. Mit der Nutzung unseres Produktes kann der Kunde seine Pflanzen bedarfsgerecht düngen und wässern. Dadurch spart er Ressourcen, Geld und schont dabei noch die Umwelt, weil eine Überdüngung vermieden wird.
Wann wird Ihr Produkt auf den Markt kommen?
Zurzeit entwickeln wir den Prototyp und die erste Auswerte-App. Wir rechnen damit, dass wir mit unserem Produkt Anfang 2021 am Markt sein werden.
Welche Hürden hatten Sie bei und nach der Gründung zu überwinden?
Dank eines EXIST-Gründerstipendiums hatten wir zunächst Zeit, unsere Ideen zu durchdenken und auszuformulieren. Am Ende hatte unser Geschäftsplan eine echte Evolution hinter sich. Die größte Hürde lag aber noch vor uns, nämlich die erste Finanzierung des Vorhabens. Wir haben schnell festgestellt, dass wir immer nach unseren Umsätzen gefragt wurden, die wir natürlich als neu gegründetes Start-up noch nicht vorweisen können.
Wie haben Sie die Teilnahme bei Science4Life empfunden? Was nehmen Sie mit?
Die Teilnahme am Science4Life Venture Cup war sehr intensiv und lehrreich, vor allem, was die Überarbeitung unseres Businessplans angeht. Die Sitzungen mit unserem Coach kurz vor der Einreichung unseres Businessplans waren unglaublich wertvoll. Die ersten fünf Gewinnerteams hatten ja einen gemeinsamen Unternehmerworkshop in Rüdesheim. Diese drei Tage mit dem Science4Life-Team, den Coaches und den anderen Gründerteams waren sehr motivierend, es war eine tolle Stimmung und für uns auch inhaltlich von großem Wert. Was wir mitnehmen? Außer der positiven Erfahrung nehmen wir die wertvolle Gewissheit mit, Teil eines unglaublichen Netzwerks aus kreativen, dynamischen und äußerst sympathischen Menschen geworden zu sein.
Ihr Team zählte in diesem Jahr zu den Teilnehmern mit der meisten Lebenserfahrung. Bemerken Sie im Vergleich zu den jüngeren Startups Unterschiede in der Arbeitsweise oder im Denken?
In der Tat haben wir von unserer Lebenserfahrung profitiert. Das hat sich so geäußert, dass wir in jeder Situation ruhig bleiben konnten, sowohl bei den Ups als auch den Downs, die es ja immer gibt. Wir hatten immer die Gewissheit, dass es für uns auch bei einem Scheitern des Projekts gut weitergeht.
Worauf sind Sie besonders stolz? Was war Ihr schönster Moment als Start-up?
Der schönste Moment war der Anruf von Frau Christiane Wohlers von Science4Life, deren erste Worte „Herzlichen Glückwunsch“ waren. Und zwar dazu, dass wir unter den ersten Fünf des Businessplan-Wettbewerbs sind. Die Freude war groß! Stolz sind wir auf das, was wir bisher erreicht haben und dass wir jetzt in der Phase sind, in der wir unsere Idee in ein Produkt umsetzen und natürlich auf den zweiten Platz bei Science4 Life.
Was hätten Sie gerne gewusst, bevor Sie gegründet haben?
Wir hätten vorher gerne gewusst, wie es wirklich um die Start-up-Finanzierung steht und welche Bedingungen für Finanzierungen aus öffentlicher Hand tatsächlich erfüllt sein müssen.
Wo sehen Sie Ihr Unternehmen in fünf Jahren?
In fünf Jahren wollen wir den Weltmarkt bedienen. Auch unser Produkt, das wir für das Precision Farming, also für die Anwendung in der Landwirtschaft, weiterentwickelt haben, soll dann erhältlich sein. Bis dahin wird unser Team um mindestens fünf Mitarbeiter oder Mitarbeiterinnen erweitert sein.
Über das Team der Phytoprove Pflanzenanalytik UG:
Daniel Weber ist Diplombiologe und Einzelhandelskaufmann. Er war fünf Jahre Geschäftsführer einer Textilhandelsgesellschaft sowie Handelsreisender. Als Mitarbeiter in Forschungsprojekten bringt er über zehn Jahre Erfahrung in der biophysikalischen Erfassung und Bewertung von Leistungsparametern und der Stressphysiologie von Pflanzen mit. Er führte parallel bis 2017 freiberuflich seine auf Auftragsforschung und Beratung spezialisierte Firma DW-Biomonitoring.
Thomas Berberich leitet seit 2010 das molekularbiologische Laborzentrum des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums (SBiK-F), ist promovierter Diplombiologe, hat sich im Fach Botanik habilitiert und forscht auf dem Gebiet der molekularen Pflanzenphysiologie. Er bringt seine internationale Erfahrung als Projektleiter ein und hat die wissenschaftliche Leitung im Unternehmen übernommen.
Beim Science4Life Venture Cup 2019 sicherte sich das Team der Phytoprove Pflanzenanalytik UG den zweiten Platz in der Businessplanphase.