25.09.2023

“Deutschlands Gesundheitswesen hängt in der Digitalisierung um Jahrzehnte zurück” – Was muss sich ändern?

Von Telemedizin über Wearables bis hin zu Gesundheits-Apps – der digitale Wandel hat die Art und Weise, wie wir unsere Gesundheit managen und medizinische Versorgung erhalten, grundlegend verändert. Dennoch hinkt Deutschland in der Digitalisierung hinterher, sagt beispielsweise Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. Aber wie viel ist wirklich dran am Problemkind Digitalisierung?  

Ärzte fordern mehr Tempo und Innovationen
Eine 2022 durchgeführte Studie* zeigt: 78 Prozent der deutschen Ärzte denken, dass Deutschland im internationalen Vergleich bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens hinterherhinkt. Entsprechend fordern zwei Drittel dieser Ärzte ein schnelleres Tempo. 

Kein Wunder – schließlich sind die Potenziale groß und noch lange nicht ausgeschöpft: Zum Beispiel ermöglicht die Digitalisierung eine Effizienzsteigerung in der Gesundheitsversorgung. Durch den Einsatz elektronischer Patientenakten und digitaler Kommunikation können Ärzte Zeit sparen und den Arbeitsablauf sowie Datenmanagement verbessern, was zu einer besseren Patientenversorgung führt. Aber auch abseits strategischer Aufgaben helfen innovative Lösungen: Viele Krankenhäuser und Arztpraxen in Deutschland setzen diese bereits für die Diagnose und Behandlung ein. Trotz der Fortschritte sind die Möglichkeiten noch lange nicht ausgeschöpft.

Die Revolution der Medizin: Hightech-Robotik und künstliche Intelligenz
Innovative Lösungen in der Robotik rücken immer mehr in den Fokus. Diese Technologien sind darauf ausgerichtet, Ärzte bei komplexen chirurgischen Eingriffen zu unterstützen und menschliche Fehler zu minimieren. Durch präzise Roboterarme, die automatisiert agieren, können Operationen noch genauer und effizienter durchgeführt werden. Ein solcher Ansatz ermöglicht es Medizinern, optimale Resultate zu erzielen und gleichzeitig das Risiko für Patienten zu verringern. Laut einer bitcom Studie von Ende 2022 wird Robotik allerdings nur von 19 Prozent der Ärzte in Operationen und Eingriffen verwendet - obwohl weitere 25 Prozent deren Einsatz für sinnvoll halten. 

Künstliche Intelligenz schafft in der Medizin neue Möglichkeiten für Diagnose und Behandlung. Vor allem Start-ups bringen hier fortschrittliche neue Lösungen. Durch die Analyse großer Datensätze kann KI Muster und Zusammenhänge identifizieren, die für menschliche Experten oft schwer erkennbar sind. Dies ermöglicht eine präzisere Diagnose von Krankheiten, die frühzeitige Erkennung genetischer Risiken und die Entdeckung neuer Behandlungsansätze. Dennoch nutzen mehr als die Hälfte aller Kliniken in Deutschland noch keine KI-Lösungen, obwohl sie diese durchaus befürworten. 

Effizientere Kommunikation im Gesundheitswesen: Digital Health Apps
Die Medizin findet zunehmend auch ihren Weg aus Kliniken in den Alltag von Patienten – Stichwort Gesundheits-Apps. Diese Apps bieten Funktionen wie Schrittzähler, Kalorienzähler, Blutdruckmessung und Schlafüberwachung, um den Nutzern ein besseres Verständnis ihrer Gesundheit zu ermöglichen. Diese Patientendaten können von Ärzten direkt ausgewertet werden. Ein weiteres Beispiel ist die Telekonsultation, bei der Patienten über Videokommunikation mit Ärzten in Kontakt treten können. Diese virtuellen Arztbesuche ermöglichen es den Patienten, medizinischen Rat und Behandlungen bequem von zu Hause aus zu erhalten, ohne persönlich eine Arztpraxis aufsuchen zu müssen. Ärzte können dadurch eine Diagnose stellen, ohne dass der Patient physisch anwesend sein muss. Diese E-Health-Lösungen sparen viel Zeit und ermöglichen eine schnellere Behandlung, besonders für Patienten mit eingeschränkter Mobilität. Videosprechstunden werden bisher allerdings nur von 14 Prozent der deutschen Kliniken und 18 Prozent der niedergelassenen oder angestellten Ärzte angeboten. 

Die Praxis: Start-ups bringen Innovationskraft
Besonders Start-ups sind ein starker Treiber digitaler Innovation in der Medizin. Ein perfektes dafür ist das Berliner Start-up Nia Health, das sich mit ihrer App das Ziel gesetzt hat, Neurodermitis-Patienten das Leben zu erleichtern, um besser mit ihrer Erkrankung umgehen zu können. Die App ermöglicht den Betroffenen, ihre Symptome wie Juckreiz und Schlafstörungen zu dokumentieren und bietet konkrete Handlungsempfehlungen zur Bewältigung der Krankheit. Darüber hinaus analysiert die App mithilfe von Künstlicher Intelligenz die Patientendaten, insbesondere Bilder von entzündeten Hautpartien, um Muster zu erkennen und Ärzten sowie Patienten Empfehlungen zu geben.

Das Team von Mental Stark hat seinen Fokus auf die Bereitstellung psychologischer Unterstützung bei Kinderwunsch gelegt. Viele Frauen erleben schwere Schicksalsschläge im Zusammenhang mit Schwangerschaft und Geburt und stehen vor Herausforderungen wie begrenzten Therapieplätzen. Mental Stark hat es sich zur Aufgabe gemacht, diesen Frauen emotionalen Beistand zu leisten und ihnen den Zugang zu einer umfassenden Informationsmediathek sowie individuellen Gesprächen mit Psychologen per Videokonferenz zu ermöglichen. 

Das Problem: Veraltete Prozesse
Start-ups bieten innovative neue Lösungen, während Künstliche Intelligenz, Robotik und Telemedizin bereits in einigen Kliniken und Praxen eingesetzt werden. Dass Ärzte dennoch der Meinung sind, Deutschland hänge bei der Digitalisierung hinterher, liegt laut bitcom vor allem an an einigen sehr veralteten Prozessen: Die Kommunikation verläuft noch weitgehend analog via Telefon und Fax, Rezepte werden überwiegend auf Papier ausgestellt und lediglich sechs Prozent hatten 2022 schon einmal eine elektronische Patientenakte (ePA) genutzt. Die Gründe für dieses langsame Voranschreiten der Digitalisierung sehen Ärzte vor allem in der Komplexität des Gesundheitssystems: lange Zertifizierungsverfahren, eine starke Regulation des Sektors, die strenge Auslegung des Datenschutzes und ein hoher Aufwand für IT-Sicherheit seien die Hauptprobleme. 

Digitalgesetz und ePA – die Ziele der Politik
Die Politik ist hingegen ambitioniert: Deutschland plant bis 2025, dass 80 Prozent der gesetzlich Versicherten eine elektronische Patientenakte nutzen. Dies ist Teil einer umfassenden Digitalisierungsstrategie für das Gesundheitswesen und die Pflege, die von Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach vorgestellt wurde. Die Strategie wurde in enger Zusammenarbeit mit Patientenvertretern und Gesundheitsakteuren entwickelt und zielt darauf ab, die Gesundheitsversorgung durch die Nutzung von Gesundheitsdaten und modernen Technologien zu verbessern. Das Digitalgesetz sieht vor, bis Ende 2024 die ePA für alle gesetzlich Versicherten verbindlich einzuführen. Ab dem 1. Januar 2024 wird das E-Rezept zum Standard in der Arzneimittelversorgung. Eine digitale Medikationsübersicht wird automatisch in der ePA erstellt, um unerwünschte Arzneimittelwechselwirkungen zu vermeiden. Das Gesundheitsdatennutzungsgesetz (GDNG) sieht die Einrichtung einer zentralen Datenzugangs- und Koordinierungsstelle vor, die den Zugang zu Forschungsdaten aus verschiedenen Quellen ermöglicht. 

Wie steht es nun um unsere medizinische Zukunft
Die aktuellen Zahlen und Entwicklungen legen nahe, dass die Einschätzung der Ärzte nicht unberechtigt ist: Deutschlands Gesundheitswesen hinkt in der Digitalisierung aktuell hinterher. Hauptgrund ist nicht mangelnde Innovationskraft, sondern die strenge Regulatorik der Branche. Die Zukunft lässt dennoch optimistisch bleiben: Sie verspricht weitere Fortschritte durch Telemedizin, KI und Robotik, Start-ups wie Nia Health und Mental Stark zeigen bereits, wie digitale Lösungen in der Medizin wichtige Unterstützung bieten können. Die geplante Ausweitung der elektronischen Patientenakte (ePA) und das Gesundheitsdatennutzungsgesetz (GDNG) sind wichtige Schritte in Richtung einer digitalisierten Gesundheitsversorgung. Wenn regulatorische Anforderungen so angepasst werden, dass Patienten weiterhin geschützt und gleichzeitig Innovation gefördert wird, sind die Aussichten also vielversprechend, um Deutschlands Gesundheitswesen auf den neuesten Stand zu bringen.

*https://www.bitkom.org/Presse/Presseinformation/Digitalisierung-Medizin-2022

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Da kommt was auf uns zu – die Medizin von morgen

17.02.2025

Wie RNA-Stränge die Welt der Medizin revolutionieren Die Zukunft begann an einem Donnerstag. Es war der 16. November 2023, als eine Nachricht in Minuten um den Globus lief, die Fachwelt aufhorchen ließ und es in den Tagen darauf auch in die allgemeinen Medien schaffte, sogar bis in die Boulevard-Presse: In Großbritannien war erstmals ein Medikament zugelassen worden, das auf der Genscheren-Technologie CRISPR/Cas9 basiert. Wenig später, am 8. Dezember 2023, erfolgte die Zulassung des Medikaments durch die U.S.-amerikanische Lebens- und Arzneimittelbehörde FDA und am 9. Februar 2024 schließlich die Zulassung für die Europäische Union, erteilt durch die EU-Kommission. Damit war endgültig das Tor aufgestoßen zu einer neuen Zeit der Medizin- und Therapiegeschichte. Das Echo war gewaltig. Sogar das Weiße Haus in Washington meldete sich zu Wort: „Dieser bedeutende medizinische Fortschritt verspricht die Entwicklung weiterer lebensrettender Behandlungen und gibt Millionen Amerikanern Hoffnung, die mit seltenen Krankheiten leben müssen“, erklärte U.S.-Präsident Joe Biden. Ein Unternehmen in Frankfurt,die BioSpring GmbH, leistet entscheidende Beiträge für diese Medizin der Zukunft. Denn das Unternehmen ist ein weltweit führender Anbieter synthetischer Nukleinsäuren, die als Wirkstoffe neue bahnbrechende Medikamente erst möglich machen. Auch bei der Genscheren-Technologie CRISPR/Cas kommen sie zum Einsatz. „Wir haben das Potenzial von Nukleinsäuren für Anwendungen in der Medizin schon früh erkannt, nachdem wir 1997 unser Unternehmen gegründet haben“, erklärt Dr. Sylvia Wojczewski, CEO und Miteigentümerin von BioSpring sowie auch Mitglied in der Jury des Science4Life Venture Cup. Seitdem hat Wojczewski gemeinsam mit ihrem Partner und Firmenmitbegründer CSO Dr. Hüseyin Aygün das Unternehmen ständig weiterentwickelt. Bis heute ist es inhabergeführt. Inzwischen beliefert BioSpring mit über 650 Mitarbeitenden als Auftragshersteller führende Pharma- und Biotechunternehmen auf der ganzen Welt und ist weiter auf Wachstumskurs: eine beispiellose Erfolgsstory. Doch warum eigentlich sprechen wir heute von einer Revolution in der Medizin, was ist Kern der Sache? Kurz auf den Punkt gebracht: Die CRISPR/Cas-Technologie ermöglicht die gezielte Korrektur von Gendefekten und eröffnet so die Möglichkeit, genetisch bedingte Krankheiten vollständig zu heilen – statt nur die Symptome zu bekämpfen wie mit konventionellen Therapien. Das ist ein Paradigmenwechsel und somit der Schritt in ein neues Medizinzeitalter, kurz: eine Revolution in der Medizin. BU: Die CRISPR/Cas-Technologie ermöglicht das gezielte Ansteuern und das Modifizieren, Ausschneiden oder Ersetzen eines DNA-Bausteins ©BioSpring GmbH Aus unheilbar wird heilbar Die neu zugelassene Therapie hat das Potenzial, die bislang unheilbare Sichelzellanämie vollständig zu heilen – statt wie bisher mit herkömmlicher Therapie nur die Symptome zu lindern. Die Sichelzellanämie ist eine schwere Bluterkrankung mit katastrophalen Folgen für die Betroffenen - bis hin zu einer drastisch verringerten Lebenserwartung. Die CRISPR/Cas-Technologie funktioniert während der Therapie wie eine Art Genschere, bei der fehlerhafte Gene gezielt angesteuert, entfernt oder ersetzt werden können. Die entscheidende Komponente dafür ist das „Navigationssystem“, das die zu behandelnden Gene findet und die eigentliche „Schere“, das Cas-Protein, exakt dorthin führt. Das übernehmen spezielle Nukleinsäuren, in diesem Fall eine guide RNA, die damit zu ganz wesentlichen Bausteinen für die Medizin der Zukunft werden. Die guide RNA ist ein Beispiel eines Oligonukleotids, also einer synthetisch hergestellten Nukleinsäurekette mit typischen Längen zwischen ca. 20 und 120 Nukleotiden. Weitere Vertreter dieser neuen Wirkstoffart sind beispielsweise Antisense-Oligonukleotide (ASOs) und Silencing-RNAs (siRNA), die seit wenigen Jahren bereits die Behandlung von Krankheiten über die Regulation von Genen erlauben und damit neue Therapiemöglichkeiten erschlossen haben. Künftig werden RNA-Therapeutika noch weiter in den Bereich der Breitenerkrankungen vordringen. Das bedeutet Hoffnung für Hunderte von Millionen Menschen weltweit, die etwa unter Bluthochdruck, zu hohen Cholesterinwerten oder anderen weit verbreiteten Erkrankungen zu leiden haben. Auch für Krebstherapien öffnen sich durch RNA-Therapeutika neue Perspektiven in der Behandlung. Diese rasante Entwicklung von Medikamenten, die genetische Informationen nutzen oder verändern, mündete schließlich in die eingangs beschriebene Technologie des Genome Editing, zu der auch die genannte CRISPR/Cas-Technologie gehört. Dass bereits 2023 ein erstes Medikament zugelassen wurde, das auf der CRISPR/Cas-Technologie beruht, ist höchst bemerkenswert und hat auch Fachleute begeistert: „Die Zulassung ist ein großer Durchbruch, ein Meilenstein für das ganze Feld des Genome Editing. (…) Eine Wahnsinnsleistung, wenn man bedenkt, dass 2012 erstmals über CRISPR/Cas berichtet worden ist – und wir jetzt, nur gut zehn Jahre später, ein erstes Medikament haben, das auf dieser Technologie beruht“, erklärte beispielsweise Prof. Dr. Toni Cathomen, Direktor des Instituts für Transfusionsmedizin und Gentherapie am Universitätsklinikum Freiburg. Der Schweizer Molekularbiologe forscht seit vielen Jahren zu Fragen der Gentherapie und gilt als eine der wichtigsten Stimmen auf diesem Gebiet. Die Herstellung therapeutischer RNA-Nukleinsäuren von bestmöglicher Reinheit und Qualität ist hochkomplex. Bis zu 400 Prozessschritte sind etwa zur Herstellung einer guide RNA nötig, um die gewünschten Ergebnisse zu erzielen. Dieser Prozess umfasst die eigentliche Festphasen-Synthese, die in einem automatisierten Verfahren abläuft, wird fortgesetzt mit der Abspaltung des Produktes von einem festen Trägermaterial, Ultra-Filtration und Reinigung des Zwischenproduktes per Hochdruck-Flüssigchromatographie sowie über weitere Prozessschritte bis zur Gefriertrocknung des fertigen Produkts. Am Ende liegt das Produkt als ein weiß-gelbliches, fluffiges Pulver vor und wird in dieser Form ausgeliefert. Eine zentrale Rolle bei der Entwicklung von Wirkstoffen für bahnbrechende Medikamente spielen die sogenannten CDMOs (Contract Development and Manufacturing Organizations) wie BioSpring. Sie bieten umfassende Leistungen bei Herstellung und Analyse von Wirkstoffen an und werden so zu unverzichtbaren Partnern der pharmazeutischen Industrie. Ihre Bedeutung wird mit der steigenden Nachfrage nach personalisierter Medizin und Biologika weiter wachsen. Die Zukunft der Medizin – sie hat schon begonnen. ©BioSpring GmbH

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